Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück
Autoren: Sheila O'Flanagan
Vom Netzwerk:
die Oberaufsicht übernehmen? Ich muss in die Stadt, und wenn wir uns heute Abend nicht mehr sehen, dann bleibe ich vielleicht gleich dort.«
    »Natürlich«, antwortete Romy, »kein Problem.«
    »Gut.« Taig verabschiedete sich mit einem Kopfnicken und ging über das Feld davon, ein hochgewachsener, kräftiger Mann, der sie noch immer an Keith erinnerte.
    Weshalb zögerte sie, ein zweites Mal mit ihm auszugehen?, fragte sie sich. Lag es daran, dass sie jedes Mal, wenn sie mit Taig redete, an Keith denken musste?

    Sie hatte seit einer Woche nichts mehr von Keith gehört. Nach dem Aufruhr mit Alan hatte sie ihn zwar angerufen, aber noch immer erklärte ihr eine Stimme vom Band, dass er momentan nicht erreichbar sei. Romy hatte Keith keine Nachricht hinterlassen, sondern ihm nur eine E-Mail geschrieben und andeutungsweise den Vorfall geschildert. Beim Schreiben hatte sie bemerkt, dass sie wieder zu zittern und zu weinen anfing, und sie war geschockt gewesen, welche Nachwirkungen der Vorfall offenbar hatte. Und dann war sie aufgestanden, hatte an Kathryns (mittlerweile reparierte) Tür geklopft und ihre Schwester damit überrascht, dass sie ihr schluchzend um den Hals gefallen war und sie fest an sich gedrückt hatte. Kathryn, die gerade beim Packen war, hatte nicht eine Träne vergossen.
    »Ich glaube, langsam geht es mir wieder besser«, hatte sie zu Romy gesagt. »Aber sobald ich in New York bin, lande ich wahrscheinlich beim Therapeuten auf der Couch.«
    »Es ist ein Jammer, dass du das durchmachen musstest«, erklärte Romy. »Du hättest uns davon erzählen sollen, und wir hätten dich unterstützt. Komm bloß nie mehr auf die Idee, es tapfer für dich allein zu behalten, wenn mal wieder etwas schiefgehen sollte in deinem Leben.«
    »Das sagst ausgerechnet du«, murmelte Kathryn und zog Romy enger an sich.
    Schon merkwürdig, dachte Romy, welche Nähe sie auf einmal zueinander empfanden. Nicht dass sich plötzlich alle Probleme zwischen ihnen in Wohlgefallen aufgelöst hätten, aber dieser Abend mit Alan und die erfolgreiche Vorstandssitzung hatten ihnen vor Augen geführt, dass sie mehr verband als trennte. Und auch wenn sie deswegen noch lange nicht auf die Idee käme, freiwillig mehr Zeit mit Kathryn (die trotz allem noch immer viel zu selbstbeherrscht war) oder Darragh (der andere immer herumkommandieren würde) zu verbringen, so fühlte sie sich ihnen doch nicht mehr unterlegen.

    »Das warst du auch nie«, sagte Veronica am Abend von Kathryns Abreise zu ihr, als sie beide allein zu Hause waren. »Du warst die Einzige, die das immer geglaubt hat. Ich habe das nie so gesehen. Und die anderen beiden auch nicht.«
    »In dem Punkt täuschst du dich zwar«, widersprach Romy, »aber vielleicht können wir uns darauf einigen, dass wir nicht alle in denselben Dingen gut sind, dass sich diese unterschiedlichen Eigenschaften aber durchaus ergänzen können.«
    »Das höre ich gern«, erwiderte Veronica. »Ich will nämlich, dass ihr euch ergänzt und miteinander auskommt.«
    »So etwas dauert seine Zeit«, sagte Romy. »Aber vielleicht ist es eines Tages so weit.«
    »Und wir zwei?« Fragend sah Veronica sie an.
    Romy seufzte. »Ich dachte, wir wären uns einig, die Sache für immer auf sich beruhen zu lassen.«
    »Ich weiß. Aber ich will das Gefühl haben, dass es dir ernst damit ist. Ich will Gewissheit haben, dass ich dein Leben nicht ruiniert habe.«
    »Oh, Mam!« Romy schüttelte den Kopf. »Natürlich hast du das nicht getan. Kein Mensch kann das Leben eines anderen ruinieren. Das muss man schon zulassen wollen, und vielleicht war ich tatsächlich drauf und dran  – vielleicht wollte ich dich verantwortlich machen für das, was in meinem Leben schiefgegangen ist  –, aber jetzt ist das nicht mehr wichtig.«
    »Im Ernst?«
    »Im Ernst«, versicherte Romy ihr. »Seien wir doch mal realistisch  – Perry Fitzgerald und ich wären nie zusammengeblieben. Und sicher war das eine schlimme Sache für mich, aber du warst betrunken oder bekifft …«
    »Du stellst mich ja geradezu als verantwortungslos hin!«, meinte Veronica seufzend.
    »Wenn ich dazu stehe, dass ich manchmal eine launische Zicke sein konnte, dann kannst du doch auch dazu stehen, dass es
tatsächlich Zeiten gab, in denen du dich absolut verantwortungslos benommen hast, findest du nicht?« Romy schaute ihre Mutter erwartungsvoll an, und Veronica lachte.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Ich war eine verantwortungslose Mutter und habe deine Erziehung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher