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Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück
Autoren: Sheila O'Flanagan
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beinahe vermasselt, aber offenbar nicht völlig, denn letzten Endes ist doch noch etwas aus dir geworden.«
    »Hervorragend«, erwiderte Romy. »Also, wie sieht es jetzt aus? Bekommen meine armen, archäologiegeplagten Hände eine Massage mit dieser Wundercreme, die Giselle mir geschenkt hat, oder nicht? Ein bisschen verwöhnt zu werden würde mir guttun.«
    Veronica hatte gelacht und Romys Hände eingecremt, und dann hatten sie sich gemeinsam einen Film im Fernsehen angeschaut, ehe sie ins Bett gegangen waren.
    Das Leben verläuft harmonisch wie nie zuvor, dachte Romy, als sie beobachtete, wie Taig in seinen Jeep stieg und davonfuhr. Und in ein paar Monaten wäre sie irgendwo in Mittelamerika, weit weg von ihnen allen. Doch dieses Mal lief sie nicht davon, und sie hatte auch keine Angst mehr, danach wieder nach Hause zurückzukehren.
    »Hey, Romy!«, rief Mai ihr zu und riss sie aus ihren Tagträumen. »Sieht aus, als hätten wir hier noch ein altes Gerippe. Willst du’s dir mal ansehen?«
    Romy seufzte und kehrte wieder an die Arbeit zurück.
     
    Als sie an dem Tag endlich Schaufel und Kelle aus der Hand legten, war Romy völlig erschöpft. Den größten Teil des Nachmittags hatte sie die Ausgrabung eines fast vollständigen Skeletts beaufsichtigt und als das einer jungen Frau identifiziert. Wie immer versuchte Romy, sich deren Leben und Tod auszumalen, und sie konnte nur hoffen, dass ihr kurzes Leben glücklich gewesen war.
    Die ersten Kollegen waren bereits gegangen, da stand Romy noch immer auf dem Gelände, verloren in tröstliche Gedanken
an die Vergangenheit, als ihr plötzlich klar wurde, dass sie dringend nach Hause, duschen und sich umziehen musste, bevor sie zu Darragh und Giselle fuhren. So recht freute sie sich eigentlich nicht auf den Abend. Schön und gut, dass sie und ihr Bruder einander wieder näherstanden, aber Giselle war noch immer nicht ihr Fall. In den vergangenen Wochen hatte ihre Schwägerin demonstrativ ihre mütterliche Seite herausgekehrt, statt sich wie zuvor mädchenhaft und modebewusst zu geben, und Romy wusste nicht, was schlimmer war. Aber sie würde den Abend über mit ihr zurechtkommen und nicht jedes Mal laut aufseufzen und boshafte Kommentare abgeben wie früher. Sie nahm sich sogar vor, sich interessiert zu zeigen, wenn Giselle über Kleider, Spa-Aufenthalte oder die bevorstehende Geburt sprach.
    Romy streckte die Arme über den Kopf und ließ den Blick über das Feld schweifen. In ein paar Monaten würden hier neue Wohnhäuser entstehen. Eigentlich schade, aber auch wieder unvermeidlich. Hier hatten zuvor Menschen gelebt, und in Zukunft würden hier auch wieder welche leben, sagte sie sich. So war das Leben, ein ewiger Kreislauf. Und manchmal musste man daran erinnert werden, dass man nur ein winziges Teilchen in diesem Räderwerk war und nicht in dessen Mittelpunkt stand.
    »Hallo, guten Tag!«
    Romy war so versunken in ihre philosophischen Betrachtungen gewesen, dass sie nicht gehört hatte, wie jemand über den staubtrockenen Acker gekommen war. Sie drehte sich um und riss vor Staunen die Augen weit auf.
    »Keith!«
    »Ja, ich bin’s.« Er grinste sie an, und seine blauen Augen leuchteten in seinem braun gebrannten Gesicht. »Wie geht es dir, Ro?«
    »Mir geht es gut«, erwiderte sie. »Aber … Aber was machst du hier? Ich dachte, du bist irgendwo im Outback, wandern oder so.«
    »Ich war für ein paar Tage in Tasmanien«, erklärte er. »Ich hatte dort Gelegenheit zum Tauchen.«

    »Aha.«
    »Und dann habe ich mir gedacht, warum fliegst du nicht rüber und besuchst deine alte Freundin Romy, die ja so einiges erlebt zu haben scheint?« Sein Blick verfinsterte sich. »Ich habe deine Mail bekommen. Mann, was für ein Ekelpaket, Ro.«
    »Tja, das war nicht unbedingt der schönste Abend meines Lebens«, gab sie zu. »Auch Kathryn war nicht begeistert. Um die Wahrheit zu sagen, ich glaube, ich hatte noch nie solche Angst.«
    »Das wundert mich nicht«, sagte Keith. »Aber dann ist dein Bruder euch ja zu Hilfe geeilt …«
    Romy grinste. »Ja. Damit hat er mich schon sehr überrascht.«
    »Jetzt geht es dir aber wieder gut?« Er betrachtete sie besorgt. »Du hast geschrieben, dass der Kerl dich geschlagen hat, und ich habe mir wirklich Sorgen gemacht.«
    »Ich hatte hier einen Bluterguss.« Sie fasste sich an die Wange. »Aber der ist schon fast wieder verheilt. Es hätte schlimmer sein können.«
    Keith streckte die Hand aus und berührte ihre Wange. Romy bewegte sich
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