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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg
Autoren: Theo Pointner
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Firma?«, wollte er stattdessen wissen.
    »Gute Frage. Scheinbar drehen die Leutchen jenseits des großen Teichs ein wenig durch. Dieser Zalynski wurde schon verhaftet, sagst du?«
    »Laut dem Fax, das wir bekommen haben, ja. Machen die den Laden dicht?«
    »Glaube ich nicht. Heute Morgen hat mich einer aus der Konzernzentrale angerufen. Der war völlig erschüttert, was da abgelaufen ist. Ein paar von den Amis wollen rüberkommen und einen Sanierungsplan für die Firma mitbringen. Die spielen jetzt die Unschuld vom Lande und machen einen auf ehrlichen Geschäftsmann.«
    »Dann steht deiner Karriere ja nichts mehr im Wege.«
    »Abwarten. Hat Kalinowski eigentlich gestanden?«, fragte sie, während sie wieder näher an Gassel heranrückte.
    »Und wie«, schmunzelte der Dicke. »Nachdem er seine eigene Stimme auf dem Diktiergerät gehört hat, gab es kein Halten mehr.«
    »Also hat er Werner und diesen armen Obdachlosen tatsächlich umgebracht«, meinte Carina fassungslos. »Ich hätte dem ja viel zugetraut, aber so etwas.«
    »Er hat früher schon mal zusammen mit diesem Zalynski gemordet. Du weißt, die beiden kannten sich seit dem Studium.
    Damals haben sie eines Abends nach einer Feier in ähnlicher Weise wie jetzt hier Jagd auf einen Tramp gemacht.«
    »Aber warum der Mord an Gumprecht? Und was ist mit Burgert?«
    »Es stand eine Menge Geld auf dem Spiel. Da war Kalinowski zu allem fähig. Zwanzig Millionen, das muss man sich mal vorstellen! Und das allein für die Ausfuhrgenehmigungen und als Vermittlungsprovision für den Verkauf der Firma. Ohne Gumprecht konnte Kalinowski alleine kassieren. Und der Tod deines alten Seniorchefs war allem Anschein nach tatsächlich ein Unfall. Kalinowski hat ausgesagt, dass Gumprecht Burgert an dem Abend, als der Alte verunglückte, gefolgt ist. Vielleicht hat Burgert bemerkt, dass jemand hinter ihm her war, und vor lauter Angst die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren.«
    Rürich durchlief ein kurzer Schauder, bei dem sie sich heftig in Gassels Oberarm krallte. Langsam und zielstrebig wanderte ihre Hand hinunter und schlich unter die leichte Bettdecke. Gassel gab sich einen Ruck, setzte sich schnell auf und lehnte sich an das Oberteil des Bettes. Der Messingrahmen protestierte zwar ächzend, aber der zusätzliche Halt durch die Wand reichte als Stütze aus.
    »Eines ist allerdings ein wenig merkwürdig«, überlegte der Dicke, solange er noch klar denken konnte. »Kalinowski hat uns gesagt, er wäre Dienstagabend mit dir verabredet gewesen.«
    »Das stimmt auch«, antwortete Carina arglos.
    »Und warum wolltest du dich mit ihm außerhalb eurer Arbeitszeit treffen?«
    »Wir wollten über meine Zukunft reden«, kam es ohne Zögern. »Du weißt, ich sollte demnächst Prokura erhalten. Dann wäre natürlich meine Verantwortung gewaltig gewachsen. Kalinowski und ich mussten da noch einige Punkte klären.«
    »Bei ihm hörte sich das anders an«, widersprach Gassel ruhig. »Uns hat er erzählt, er habe den Eindruck gehabt, du wolltest ihn erpressen.«
    Rürich drehte sich auf die Seite, winkelte den rechten Ellbogen an und stützte sich auf. Ihre Augen hefteten sich fest an die des Dicken. »Glaubst du ihm?«
    »Es klang nicht unglaubwürdig«, nickte er. »Und je länger ich darüber nachdenke, um so eher befürchte ich, dass du uns etwas vorgeflunkert hast.«
    Gassel hielt ihrem Blick stand. Obwohl er seine Verhöre normalerweise mit erheblich mehr Kleidung am Leib und nicht auf einer mit Wasser gefüllten Matratze durchführte, war er im Moment ausschließlich Polizist.
    Als ihm die Pause genug gesagt hatte, griff er nach dem Saum der Bettwäsche und schlug sie zurück. Doch bevor er sich aus dem Bett wuchten konnte, packte ihn Carina am Handgelenk. »Bleib. Kalinowski hat die Wahrheit gesagt. Ich wollte ihn erpressen, zugegeben, aber dazu bin ich doch gar nicht gekommen.«
    Erleichtert schlüpfte Gassel wieder zurück unter die Decke und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Erzähl mir alles«, forderte er sie auf.
    »Es war eine blöde Idee«, begann Carina. »Gumprecht hatte mich aufgefordert, Kalinowski und Burgert auszuspionieren. Ich wusste ehrlich nicht, dass er mit Kalinowski gemeinsame Sache gemacht hat, das habe ich erst viel später erfahren. Anscheinend war das nur ein Ablenkungsmanöver, um mich auf falsche Gedanken zu bringen. Kurz bevor Burgert ums Leben gekommen ist, hatten die drei doch in seinem Büro diesen hässlichen Streit. Dabei haben sie auch die
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