Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg
Autoren: Theo Pointner
Vom Netzwerk:
illegalen Geschäfte erwähnt, die allein ja erst dem Kauf durch die Amis einen Sinn gaben. An dem Abend ist mir fast die Kinnlade heruntergefallen, als ich das Band abgehört habe.«
    »Dann waren das gar nicht Gumprechts Wanzen?«, unterbrach sie Gassel überrascht.
    »Ach was. Mein Bruder hat mir das Zeug besorgt und mir erklärt, wie ich die anbringen muss.«
    »Und die Wanze in Gumprechts Telefon?«
    »Ebenso. Erst wollte ich mit den Bändern wirklich mein Gehalt aufbessern und hab deshalb gewartet, bis der Verkauf über die Bühne gegangen ist. Als ich aber von Werners Tod hörte und Kalinowski von euch verhaftet wurde, hab ich Angst bekommen. Ich habe alle Bänder eingepackt, die ich bisher aufgenommen hatte, und bin zu Werners Wohnung gefahren, um das Diktiergerät zu holen. Dann wollte ich zu dir aufs Präsidium. Ich schwöre dir, genau so war es.«
    Gassel seufzte erneut und fuhr sich mit den Handballen über die Augen. »Eine schöne Scheiße, in die du dich da geritten hast«, sagte er. »Mädchen, war dir nicht klar, dass du eine Straftat begehst?«
    »Sicher«, antwortete Carina ungehalten. »Aber falls ich nichts Interessantes erfahren hätte, hätte ich die Mikros irgendwann einfach wieder abmontiert. Gumprecht hat mich jahrelang wie seine persönliche Sklavin behandelt. Verstehst du nicht, hier hatte ich die Chance, auf die ich eine Ewigkeit gewartet hatte. Zwei, drei Jahre als Prokuristin in der Klitsche, und dann hätte ich keine Probleme mehr gehabt, in eine renommierte Firma zu wechseln. Ohne die Bänder hätte ich sonst ewig Gumprechts Tasche schleppen dürfen.«
    »Warum hast du nicht einfach gekündigt und dir etwas anderes gesucht?«
    »Habe ich doch versucht«, jammerte Carina auf, wobei erste Tränen aus ihren Wimpern tropften. »Du hast doch keine Ahnung, wie schwer es ist, als Berufsanfänger ohne Erfahrung einen akzeptablen Job zu bekommen. Glaub mir, wenn ich gekonnt hätte, wäre ich weg gewesen.« Wütend schlug sie mit ihrer Faust auf das Kopfkissen und vergrub das Gesicht in der Armbeuge.
    Gassel schluckte und fuhr mit der Hand über ihre kreuz und quer verteilten Haare. »Ist schon okay«, tröstete er sie. »Ich will versuchen, dich da rauszuhalten.«
    »Ehrlich?«, fragte sie schniefend.
    »Wird schon klappen«, meinte Gassel optimistisch. »Immerhin kann Gumprecht nicht mehr bestreiten, die Wanzen nicht angebracht zu haben. Zu Schaden gekommen ist auch niemand. Also, was soll’s?«
    Rürich wischte sich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht. »Das musst du nicht tun. Wenn du meinetwegen Schwierigkeiten bekommst.«
    »Unfug«, wehrte Gassel ab.
    »Nein, kein Unfug. Oder glaubst du, ich wäre nur deshalb mit dir ins Bett gegangen?«
    »Nein«, antwortete der Dicke sofort. »Aber.« Aber was? Gassel druckste herum und suchte nach Worten, fand keine und seufzte zum dritten Mal.
    »Tut es dir Leid?«, hörte er sie leise fragen.
    »Nein«, antwortete er nach kurzer Bedenkzeit. »Aber ich komme mir ein bisschen wie ein Schuft vor.«
    Carina hob den Kopf und fuhr zärtlich mit ihren Fingern über seine Wange. Dann drückte sie ihm einen Kuss auf sein Ohrläppchen und kuschelte sich wieder an ihn.
    »Mir tut es Leid«, murmelte sie. »Ich habe dich ziemlich überrumpelt, aber irgendetwas hat bei mir Klick gemacht, als ich dich gesehen habe. Und als du alleine bei mir aufgetaucht bist.«
    »Es ist nicht deine Schuld«, erklärte Gassel kopfschüttelnd. »Aber mir will einfach nicht in den Kopf, warum das passiert ist.«
    »Musst du für alles eine Erklärung finden?«
    »Nicht für alles. Aber warum gerade ich? Herrgott noch mal, ich bin verheiratet, Mitte fünfzig, sehe aus wie ein vietnamesisches Hängebauchschwein und ich hab auch keine Millionen auf dem Konto.«
    »Na und?«
    »Carina, du bist noch nicht einmal dreißig, siehst blendend aus und hast dein Leben noch vor dir. Ich verstehe es nicht.«
    »Alles relativ. Meine Segelohren findet nicht jeder schön, und auch Augen mit Silberblick sind Geschmackssache. Also übertreib nicht so schamlos.«
    »Du weißt genau, worauf ich hinauswill«, knurrte Gassel.
    »Na klar. Gut, vielleicht hab ich einen Spleen, vielleicht bin ich auch wirklich verrückt und leide an der weiblichen Form des Ödipuskomplexes. Tatsache ist, dass mich Männer meines Alters nicht interessieren.«
    Gassel rutschte zurück auf die Matratze, wobei er Carina behutsam mit sich zog.
    »Was meinst du, sollte ich ein wenig abnehmen?«, fragte er, bevor sie die zweite
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher