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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg
Autoren: Theo Pointner
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einen Menschen schießen zu müssen, hat mir die Knie weich werden lassen. Ich war total blockiert.«
    »Und darüber wunderst du dich?«, fragte Hofmann. »Nach dem Erlebnis mit der Eule? Es wäre eher ein Wunder, wenn du einfach zur Tagesordnung übergehen könntest, als wenn nichts geschehen wäre.«
    »Und wenn du wegen meiner Unfähigkeit etwas abbekommen hättest?«
    »Das wäre nicht das erste Mal gewesen«, konterte Hofmann. »Man gewöhnt sich daran.«
    »Arschloch«, beschied ihm Thalbach.
    »Katharina, nimm Hilfe in Anspruch. Nach so einer Geschichte kommt vielleicht einer von hundert ohne Betreuung aus. Meinst du, du wärst eine schlechtere Polizistin oder wir würden dich nicht mehr für voll nehmen, wenn du zu einem Psychologen gehst? Ist es das?«
    »Nein«, antwortete Katharina gedehnt.
    »Warum sperrst du dich dann so dagegen? Heute bestand ja kaum ein Risiko für mich. Nimm aber an, du kommst wieder in eine ähnliche Situation wie an der Tankstelle. Lässt du dich dann freiwillig abknallen?«
    »Das ist doch etwas völlig anderes«, wehrte sich Katharina lahm.
    »Nein, ist es nicht«, begehrte Hofmann auf. »Eine Blockade im Kopf ist unabhängig von der Situation. Du kannst es dir nicht erlauben, lange darüber nachzudenken, ob du deine Pistole auch wirklich ziehen sollst, wenn jemand auf dich angelegt hat!«
    »In einem solchen Moment.«
    »Erzähl mir nichts«, fuhr Hofmann dazwischen. »Meinetwegen kannst du deinen Hintern riskieren, aber mir persönlich reicht eine große Narbe auf dem Bauch. Falls du keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen willst, muss ich es ablehnen, weiter mit dir zusammenzuarbeiten.«
    »Das kannst du nicht machen«, entfuhr es Thalbach.
    »Und wie ich das kann«, legte Hofmann nach. »Mensch, ich mag dich wirklich, aber so lange du weiterhin durch die Gegend läufst, als sei nichts geschehen, und in Wirklichkeit nichts anderes machst, als deine Schuldgefühle zu verdrängen, bist du ein Sicherheitsrisiko für dich selbst und für jeden, mit dem du zusammenarbeitest.«
    »Läuft das hier auf eine Erpressung hinaus?«, quetschte die Blonde angesäuert hervor.
    »Keineswegs«, wiegelte Hofmann ab. »Ich will dir nur die möglichen Konsequenzen vor Augen führen. Wenn du nicht von alleine einsiehst, dass du Hilfe brauchst, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als nachzuhelfen.«
    Thalbach rieb sich heftig die Nasenflügel und holte tief Luft. »Dein letztes Wort?«
    »Absolut«, nickte Hofmann.
    »Meinetwegen. Aber gib mir noch einige Tage Zeit. Ich verspreche dir, ich lasse mir alles in Ruhe durch den Kopf gehen. Ehrlich.«
    Ihr Kollege machte bereits wieder den Mund auf, als Katharina beschwörend den Zeigefinger auf ihre Lippen legte. Wielerts Schritte waren deutlich zu hören.
    »Wir haben den Tatort des Obdachlosenmordes gefunden«, erklärte ihr Chef statt einer Begrüßung. »Eine stillgelegte Halle auf dem Fabrikgelände, in deren Keller hat man das arme Schwein weggesperrt.«
    Seine Mitarbeiter nahmen seine Offenbarung lediglich mit einem freundlichen Lächeln zur Kenntnis und Wielert stutzte. »Hier läuft doch etwas«, vermutete er.
    »Kalinowski hat Gumprecht umgebracht. Und den Obdachlosen«, weihte ihn Hofmann ein.
    »Haben Sie ein Orakel befragt?«, fragte Wielert verständnislos.
    »Keineswegs. Gumprecht hat sein Telefon so manipuliert, dass er alle Gespräche mitschneiden konnte. Und von diesem Apparat hat Kalinowski ein sehr interessantes Telefonat geführt.«
    Hofmann zauberte das kleine Diktiergerät hervor und startete die Wiedergabe. Wielert brauchte zwei Sekunden, um die Stimme zu erkennen, und noch ein paar Sekunden mehr, bis er sein altes Schulenglisch ausgegraben hatte, aber dann konnte er dem Gespräch ohne große Schwierigkeiten folgen.
    »Das ist ja ein Hammer«, erklärte er, als Hofmann das Band abgeschaltet und erklärt hatte, wie sie es in die Finger bekommen hatten.
    »Natürlich muss das noch zu einem vereidigten Dolmetscher, aber jedes Gericht lässt das als Geständnis gelten«, ergänzte Katharina.
    »Glück muss der Mensch haben«, freute sich Wielert. »Kalinowski hat also die ganze Zeit seine eigene Suppe gekocht. Wer ist dieser Zalynski, mit dem er gesprochen hat?«
    »Einer der Amerikaner, die für diesen Konzern die Firma gekauft haben. Der Mord an dem Obdachlosen war tatsächlich nichts anderes als ein perverses Spiel.«
    »Fünftausend Mark für ein Menschenleben«, raunte Wielert fassungslos. »Unglaublich.«
    »Manche
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