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und der verrueckte Maler

und der verrueckte Maler

Titel: und der verrueckte Maler
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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dass jetzt die richtige Zeit für einen kleinen Seitenhieb war. »Und wenn heute Nacht wieder jemand kommt«, sagte er langsam, »dann werden wir ihn diesmal ganz bestimmt nicht entwischen lassen.«
    Sprach’s, stand auf und ging hinaus. Die anderen sahen ihm verblüfft nach, vor allem Tante Mathilda.
    »Was hat er denn?« Sie sah nicht, dass ihr Neffe zum zweiten Mal an diesem Vormittag ziemlich rot geworden war.
    »Keine Ahnung«, gab Justus scheinheilig zurück.

D er Kamelhaarmann tritt auf
    Mit Pythagoras vergingen der Nachmittag und der Abend wie im Flug. Irgendwann tauchten die Mädchen, Lys, Kelly und Elizabeth, auf und zogen wieder ab, als sie merkten, dass mit den drei ??? vor lauter Geometrie nichts anzufangen war. Es war ein warmer Tag gewesen, der mit der Dämmerung schwül wurde. Justus schlug vor, draußen vor dem Wohnwagen zu campieren. Peter sollte als Erster Wache schieben. Gegen zwei Uhr wachte Justus pünktlich zu seiner Schicht auf und fand Peter schlafend. Auch er selbst nickte mehrfach ein und Bob ging es nicht viel besser. Als sie sich am nächsten Morgen zur Schule aufmachten, hatten sie ziemlich viel Schlaf gehabt und keinerlei Begegnungen mit unbefugten Eindringlingen.
    Am Nachmittag beschäftigte sich Justus noch einmal mit Pythagoras. Diesmal mit mehr Konzentration als am Vortag. Wenn er sich nicht gerade erhoben hätte, um sich zu strecken und zu recken, wäre ihm der Mann wahrscheinlich gar nicht aufgefallen.
    Er kam Justus auf Anhieb sehr sonderbar vor. Er stieg aus einem uralten Buick aus, der aber auf Hochglanz poliert und überhaupt liebevoll gepflegt war. Trotz des warmen Wetters trug der Mann einen Kamelhaarmantel, der bestimmt ziemlich teuer gewesen war. Auf einem normal großen Körper saß ein viel zu gewaltiger, kahler Schädel. Und als der Mann schließlich vor ihm stand, sah Justus an seinem kleinen Finger einen Ring, der von der Ramschtheke eines der Händler hätte stammen können, bei denen Onkel Titus sich eindeckte. Er überlegte, in welchem Film er so einen Typ schon mal gesehen hatte, aber es fiel ihm nicht ein.
    »Sie sind Mr Jonas?«
    »Ganz recht«, sagte Justus. Mit so einem komischen Knaben, dachte er, muss ich unbedingt ein bisschen Versteck spielen.
    »Hier soll sich ein Bild befinden, ich meine, ein Gemälde.« Der merkwürdige Mensch hatte eine äußerst angenehme, weiche Stimme. »Ich möchte es kaufen.«
    »Landschaftsmalerei. Rahmen in Gold. Meinen Sie das?«
    »Genau.« Der Mann sprach immer nur das Nötigste. Aber auch das passte nicht zusammen. Seine angenehme Stimme klang vollkommen gleichgültig. Warum er wohl ein Bild kaufen will, an dem ihm gar nichts liegt, dachte Justus.
    »Tut mir leid, Sir. Für Verkauf bin ich nicht zuständig. Das macht mein Onkel, Titus Jonas. Er ist heute früh nach Los Angeles gefahren und kommt erst morgen Abend zurück.«
    Der andere verzog keine Miene. »Dann komme ich übermorgen wieder«, sagte er und machte auf dem Absatz kehrt.
    »Sollen wir das Bild für Sie zurückstellen?«, rief Justus ihm nach.
    Der Mann stieg in seinen Wagen ein, wendete mit einer großen Schleife, hielt auf Justus zu und bremste scharf neben ihm. »Von mir aus«, sagte er durchs Fenster und gab Gas.
    Aus der Staubwolke, die der Fremde hinterließ, tauchten Bob und Peter auf ihren Fahrrädern auf.
    »Na«, sagte Bob und lehnte seinen Drahtesel gegen die Wand des Wohnwagens. »Gerade wieder ein Riesengeschäft gemacht?«
    »Noch nicht. Aber vielleicht übermorgen. Der Typ will unbedingt den verhinderten Rembrandt haben, der drüben im Schuppen steht. Tante Mathilda gefällt er gar nicht, Onkel Titus musste ihn im Wohnzimmer wieder abhängen und der Mann im Buick legt übermorgen dafür vielleicht zweitausend Dollar auf den Tisch. Oder zehntausend. Alles klar?«
    »Vollkommen.« Peter grinste.
    »Oder auch nur fünfzig«, sagte Bob.
    »Jedenfalls war das der komischste Zeitgenosse, der mir seit Langem über den Weg gelaufen ist.« Er blickte in die Richtung, in die der Kamelhaarmann verschwunden war. »Jede Wette, dass mit dem was nicht stimmt.«
    Sie sahen sich an und dachten in diesem Augenblick dasselbe. Justus marschierte zum Wohnhaus hinüber, fischte den Schlüssel vom Brett und traf sich mit den beiden anderen am Tor des Schuppens.
    Aus dem dämmrigen Halbdunkel des Lagerraums leuchtete ihnen der vergammelte Goldrahmen entgegen. »Glaubst du wirklich, dass er dieses Bild meint?« Bob starrte auf die ungewöhnliche Komposition in Gelb. Zu
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