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und der verrueckte Maler

und der verrueckte Maler

Titel: und der verrueckte Maler
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Lys’ Stimme hörte sich bei ihrem Bericht etwas geschäftsmäßig an. Harold, der Tresorspezialist, wusste über die Firma nichts Aufregendes. Sie war vor mehr als drei Jahrzehnten von John Ashley sen. gegründet worden und hatte sich bald in der Tresorbranche einen hervorragenden Ruf erworben. Ihre Safes galten als technisch erstklassig und waren preiswert. Über Service und Beratung war auch nur Gutes im Umlauf. Gerüchte über Turbulenzen hatte es nur einmal gegeben, nämlich, als John Ashley sen. sich in den wohlverdienten Ruhestand begeben und unbedingt gewollt hatte, dass einer seiner beiden Söhne Burt und William das Geschäft übernahm.
    »Harold sagt, dass damals Feuer unterm Dach war. Und der Ruf der Firma hat darunter wohl auch gelitten.«
    »Und das Ende vom Lied?«, fragte Justus.
    »Burt war genauso stur wie sein Vater und hat sich nach Europa verdrückt«, sagte Lys. Langsam schien sie wieder aufzutauen. »Also musste William ran. Aber der wollte auch nicht. Dessen ganzes Herz hängt angeblich an der Malerei. Die Firma hat sich unter seiner Leitung wieder gefangen, sagt Harold, aber in der Tresorbranche gehen die Buschtrommeln, dass er das Geschäft lieber heute als morgen los wäre. Bloß, verkaufen kann er es angeblich nicht. Vor dessen Tod soll er seinem Vater versprochen haben, dass die Firma immer eine Ashley-Firma bleibt.«
    »Du bist einfach riesig, Lys«, sagte Justus und schwor sich,gleich am ersten Ferientag einen ganzen Nachmittag und Abend mit Lys am Strand zu verbringen. Ganz allein, nur sie beide.
    Die Rückfahrt nach Rocky Beach wurde zum Albtraum. Sämtliche Last- und Personenwagen der Region schienen an diesem Abend auf dem Highway Number One unterwegs zu sein. Zeit genug für Justus, den Freunden weiterzugeben, was Lys ihm berichtet hatte. Und für Bob, von seinen Einblicken in das Innenleben von Safer Security Limited zu erzählen. Außer den protzigen Bildern, von denen mindestens ein Dutzend die diversen Bürowände verschönerte, hatte er aber nichts Besonderes feststellen können. »Bevor mich jemand anquatscht, was ich da suche, bin ich lieber auf den Erstbesten los, dem ich auf den Fluren begegnet bin. Das war der mit den silbernen Haaren. Dem habe ich erzählt, wir wären drei Kinder und wollten unserem Vater zum Fünfzigsten einen Safe für seine wertvollen Münzen schenken.«
    Seine Erzählung lenkte Bob vom Fahren ab, sodass er jetzt scharf bremsen musste, um im Stop-and-go-Verkehr nicht auf seinen Vordermann aufzufahren. Noch heller quietschten die Reifen des blauen Fords direkt hinter ihnen.
    »Wenn es nötig ist, können wir doch sicher Onkel Titus in den nächsten Tagen zu einem kleinen Ausflug nach Los Angeles überreden, wenn er nicht sowieso hinfährt. Der interessiert sich bestimmt für Safes«, sagte Bob.
    Peter nickte. »Sicher. Und dafür, was aus seinem Fall wird.«

E in Fiesling am Telefon
    Als Bob in einer eleganten Kurve auf den Schrottplatz fuhr, sah Justus Lys als Erster. Sie stand mit ihrem Fahrrad am Wohnwagen. Justus stieg aus und sah sie erstaunt an.
    »Woher wusstest du, dass wir jetzt kommen würden?«
    »Ich wusste es nicht. Ich hab’s gehofft.« Sie war verschwitzt, was sonst selten vorkam. Ein paar von ihren langen hellblonden Haaren, die Justus so mochte, klebten an der Stirn fest.
    »Ist was?«, fragte Justus.
    »Vielleicht. Das müsst ihr besser wissen als ich. Vor einer halben Stunde rief jemand bei mir an. Er sagte, ich soll den drei ??? ausrichten, sie sollen ihre Finger von der Sache mit den Gemälden lassen.«
    Bob und Peter waren mittlerweile auch ausgestiegen und hatten Lys zugehört. Jetzt standen sie alle drei da, wie vom Donner gerührt.
    »Ach nein«, sagte Bob schließlich. War ich also doch auf dem falschen Dampfer, dachte er zerknirscht, von Anfang an. Er vermied es, die beiden anderen anzusehen.
    »Was hatte er für eine Stimme?«, wollte Justus wissen. »Vielleicht so eine auffallend weiche, angenehme?«
    »Ganz im Gegenteil. Hart und barsch hat der geredet. Wie so ein Fiesling im Kino. Wie einer, der über Leichen geht, wenn ihm einer in die Quere kommt.«
    »Spricht dein Silberhaar so?«, wandte sich Peter an Bob.
    »Mit mir jedenfalls nicht.« Er dachte einen Augenblick lang nach. »Ich glaube, so kann der gar nicht reden, wie Lys das beschreibt. Irgendwie ist der – zu vornehm.«
    Justus fiel ein, wie Silberhaar den Kamelhaarmann allein das Ungetüm von Gemälde hatte ins Haus schleppen lassen.
    »Und was hat er sonst
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