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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter
Autoren: M. C. Beaton
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Cottage nebenan, das New Delhi hieß. Dort betätigte sie den Messingklopfer.
    Ein Vorhang am Fenster neben der Tür bewegte sich, sonst rührte sich nichts. Unverdrossen klopfte Agatha wieder, diesmal lauter.
    Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit, und ein Glupschauge starrte sie an.
    »Guten Abend«, sagte Agatha und streckte ihre Hand aus. »Ich bin Ihre neue Nachbarin.«
    Langsam öffnete sich die Tür weiter. Die Frau im Blümchenkleid nahm widerwillig Agathas Hand, als handelte es sich um einen toten Fisch, und schüttelte sie. »Ich bin Agatha Raisin«, stellte Agatha sich vor, »und Sie sind …?«
    »Mrs. Sheila Barr«, sagte die Frau. »Verzeihen Sie, Mrs. … äh … Raisin, aber ich bin gerade sehr beschäftigt.«
    »Ich will Sie auch nicht lange aufhalten«, entgegnete Agatha. »Ich brauche eine Putzfrau.«
    Mrs. Barr stieß jene Art enervierendes Lachen aus, in dem Überheblichkeit mitschwang. »Da werden Sie im Dorf keine finden. Es ist beinahe unmöglich, jemanden zum Putzen zu bekommen. Ich habe meine Mrs. Simpson, also darf ich mich sehr glücklich schätzen.«
    »Vielleicht könnte sie auch ein paar Stunden für mich arbeiten«, schlug Agatha vor. Die Tür schloss sich bereits wieder. »Oh, nein«, sagte Mrs. Barr. »Kann sie gewiss nicht.« Damit fiel die Tür vollständig zu.
    Das werden wir ja sehen, dachte Agatha. Sie holte sich ihre Handtasche, begab sich hinunter in den Red Lion und setzte sich auf einen Barhocker. »N’ Abend, Mrs. Raisin«, begrüßte sie Joe Fletcher, der Wirt. »Heute war’s ja mal richtig nett, was? Vielleicht kriegen wir doch mal gutes Wetter.«
    Zum Henker mit dem Wetter, erwiderte Agatha im Stillen, denn sie war es gründlich leid, über das Wetter zu reden. Laut sagte sie: »Wissen Sie, wo Mrs. Simpson wohnt?«
    »In der Sozialsiedlung, glaub ich. Meinen Sie die Frau von Bert Simpson?«
    »Weiß ich nicht. Sie putzt.«
    »Ah, ja, dann ist es Doris Simpson. Die Nummer weiß ich nicht, aber es ist Wakefield Terrace, das zweite Haus mit den Gartenzwergen davor.«
    Agatha trank einen Gin Tonic und machte sich auf den Weg zur städtischen Sozialsiedlung. Wakefield Terrace war nicht schwer zu finden und erst recht nicht das Haus der Simpsons, denn ihr Garten versank buchstäblich in einem Meer von Gartenzwergen. Sie standen nicht in kleinen Grüppchen um einen Gartenteich oder waren sorgfältig an einem Beet aufgestellt. Nein, es waren unzählige Zwerge, die willkürlich im Garten verstreut waren.
    Mrs. Simpson kam an die Tür. Sie sah eher wie eine altmodische Lehrerin aus und nicht wie eine Zugehfrau. Ihr schlohweißes Haar war zu einem Knoten gebunden, und hinter ihrer Brille schimmerten blassgraue Augen.
    Agatha erklärte, weshalb sie gekommen war, woraufhin Mrs. Simpson den Kopf schüttelte. »Nein, ich kann wirklich keine Stelle mehr annehmen, ehrlich nicht. Dienstags bin ich bei Mrs. Barr neben Ihnen, mittwochs bei Mrs. Chomley und donnerstags bei Mrs. Cummings-Browne. Und an den Wochenenden arbeite ich im Supermarkt in Evesham.«
    »Wie viel zahlt Mrs. Barr Ihnen?«, fragte Agatha.
    »Drei Pfund die Stunde.«
    »Wenn Sie stattdessen für mich arbeiten, gebe ich Ihnen vier Pfund die Stunde.«
    »Kommen Sie doch lieber erst mal rein. Bert! Bert, mach die Kiste aus. Das hier ist Mrs. Raisin, die jetzt in Budgen’s Cottage in der Lilac Lane wohnt.«
    Ein kleiner, dürrer Mann mit Halbglatze schaltete den riesigen Fernsehapparat aus, der annähernd die Hälfte des winzigen, blitzsauberen Wohnzimmers einzunehmen schien.
    »Ich hatte schon wieder ganz vergessen, dass die Straße Lilac Lane heißt«, sagte Agatha. »Anscheinend hält man hier nichts von Straßenschildern.«
    »Wozu auch, bei den paar Straßen?«, fragte Bert.
    »Ich bringe Ihnen eine Tasse Tee, Mrs. Raisin.«
    »Agatha. Sagen Sie Agatha«, sagte Agatha mit einem Lächeln, bei dem jeder Journalist, mit dem sie zu tun gehabt hatte, sofort Bescheid wusste. Agatha Raisin war in Kampflaune.
    Während Doris Simpson in der Küche verschwand, sagte Agatha: »Ich versuche, Ihre Frau zu überreden, bei Mrs. Barr aufzuhören und für mich zu arbeiten. Ich biete ihr vier Pfund die Stunde, einen vollen Tag Arbeit und natürlich ein freies Mittagessen.«
    »Hört sich doch ganz gut an, aber da müssen Sie Doris fragen«, sagte Bert. »Könnte mir schon vorstellen, dass sie froh ist, wenn sie diese Barr in die Wüste schicken kann.«
    »Ist die Arbeit dort anstrengend?«
    »Die Arbeit nicht so. Ist mehr die Frau.
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