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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter
Autoren: M. C. Beaton
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wieder zu deinem Mann zurück und lässt mich in Frieden?«
    »Selbstverständlich. Geh und hol sie. Ich mache inzwischen Tee und ein paar Sandwiches.«
    Agatha erholte sich noch von dem Schock, beinahe in einem Feuer umgekommen zu sein. Und ihre nächste Begegnung mit James konnte ruhig warten, bis ihre Schnitte verheilt und ihr Haar nachgewachsen war. Dann allerdings würde sie einen Werbefeldzug in eigener Sache starten, der sich gewaschen hatte.
    Das Wetter war angenehm, warm statt drückend heiß wie in den Tagen vor dem Gewitter. Agatha hatte die Türen und Fenster geöffnet und lag in ihrem weiten Baumwollkleid aufdem Küchenfußboden. Von dort aus warf sie Kügelchen aus Alufolie in die Höhe, um die Katze zu unterhalten, als James zur Tür hereinkam.
    »Oh, ich hätte anklopfen sollen«, sagte er verlegen. »Aber die Tür war offen.« Agatha sprang auf. »Ich dachte, Sie hätten vielleicht Lust, auf einen Tee zu mir herüberzukommen.«
    »Da muss ich mich erst umziehen«, antwortete Agatha panisch.
    »Offenbar habe ich einen unpassenden Moment erwischt. Eventuell ein andermal.«
    »Nein! Nein, schon gut, ich komme«, sagte Agatha, die befürchtete, dass er sonst wieder floh.
    Sie gingen hinüber zu seinem Cottage. Kaum saß sie und bewunderte sein schönes Profil, das zur Küchentür gewandt war, als eine elegant gekleidete Frau mit einem Teetablett den Raum betrat.
    »Mrs. Raisin, Mrs. Camberwell. Harriet, Liebes, darf ich dir Mrs. Raisin vorstellen? Harriet möchte unbedingt alles über Ihre Abenteuer hören, Mrs. Raisin.«
    Agatha fühlte sich schmuddelig und ungepflegt. Andererseits ging ihr das in Gegenwart von Frauen wie Harriet Camberwell immer so. Diese war sehr groß, beinahe so groß wie James, schlank, flachbrüstig mit breiten Schultern. Ihre Gesichtszüge sahen irgendwie nach Oberklasse aus, sie hatte eine teure Frisur und trug ein maßgeschneidertes Kleid. Ihr Blick war kühl-amüsiert.
    Brav begann Agatha zu erzählen. Die Leute aus dem Dorf wären erstaunt zu hören, wie sachlich und unaufgeregt sie eine Kurzform ihrer Erlebnisse abliefern konnte. Sie blieb gerade lange genug, um zu Ende zu erzählen, ein Sandwichzu essen und einen Tee zu trinken. Danach verabschiedete sie sich sofort wieder.
    Ein Trost war, dass Bill Wong zum Abendessen kam. Sei dankbar für kleine Freuden, ermahnte sich Agatha. Doch leider hatte sie sehr viel an James Lacey denken müssen, wodurch ihre Tage wesentlich an Leben und Farbe gewonnen hatten. Dennoch war die Tatsache, dass ihr Gast nur Bill war, kein Grund, wie eine Vogelscheuche auszusehen.
    Agatha zog sich um, machte sich das Haar und legte dezentes Make-up auf. Sie trug das Kleid, das sie auch bei der Auktion getragen hatte. Das Abendessen – zubereitet nach genauer Anweisung von Mrs. Bloxby – sollte aus gegrillten Steaks, Ofenkartoffeln, frischem Spargel sowie Obstsalat mit Schlagsahne bestehen. Zur Feier von Wongs Beförderung zum Detective Sergeant hatte sie Champagner kalt gestellt.
    Es war ein neuer, schlankerer Wong, der um Punkt sieben vor der Tür erschien. Seit er sich im Fernsehen sah, hatte er eisern Sport getrieben und Diät gehalten.
    Er sprach von diesem und jenem, bemerkte jedoch rasch den traurigen Ausdruck in Agathas Bärenaugen. Sie wirkte niedergeschlagen und ohne Schwung. Der Anschlag auf ihr Leben musste sie tiefer getroffen haben, als er erwartet hatte.
    Sie beteiligte sich kaum am Gespräch, und er suchte nach einem Thema, das sie amüsieren könnte. »Ach, übrigens«, sagte er, als sie die Steaks unter den Grill schob, »Ihr Nachbar hat es drangegeben, sämtliche Frauenherzen im Dorf zu brechen. Er hat Mrs. Bloxby gesagt, dass er in Ruhe gelassen werden will, und das in einem reichlich scharfen Ton. Als die Damen von Carsely sich dann beleidigt zurückgezogen hatten, bekam er Besuch von einer eleganten Dame, die erallen bei Harvey’s als Mrs. Camberwell vorstellte. Er nennt sie ›Liebes‹. Die beiden sind ein hübsches Paar. Mrs. Mason soll angeblich erbost gesagt haben, dass sie ihn gleich komisch fand und ihm nur den Kuchen gebracht hat, weil sie freundlich sein wollte. Und wissen Sie was?«
    »Was?«, fragte Agatha gereizt.
    »Ihre alte Busenfreundin, Mrs. Boggle, hat ihn doch glatt vor allen Leuten bei Harvey’s gefragt, ob er Mrs. Camberwell heiraten will. Und er antwortete völlig verdutzt, ›Wieso in aller Welt sollte ich meine eigene Schwester heiraten?‹. Tja, ich schätze mal, die Carsely-Damen können ihn jetzt
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