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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter
Autoren: M. C. Beaton
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Mircester General Hospital.«
    Nachdem er gegangen war, durchwühlte Agatha den Nachtschrank neben ihrem Bett und fand ihre Handtasche. Die Tabletten waren herausgenommen worden, wie sie feststellte. Sie klappte ihren Taschenspiegel auf und stieß einen leisen Schrei aus. Ihr Gesicht sah einfach grauenvoll aus.
    »He!« Agatha blickte hinüber zum nächsten Bett. Darin lag eine alte Frau, die verblüffende Ähnlichkeit mit Mrs. Boggle hatte. »Was haben Sie gemacht?«, fragte die Frau neugierig. »Wieso kommt die Polizei zu Ihnen?«
    »Ich habe einen Fall für sie gelöst«, sagte Agatha überheblich.
    »Papperlapapp! Die Letzte in dem Bett da dachte, sie ist Maria Stuart, Königin von Schottland.«
    »Ach, seien Sie still«, fauchte Agatha, betrachtete ihr Spiegelbild und fragte sich, ob die vielen Pflaster nicht doch ein bisschen, nun ja, heldenhaft aussahen.
    Der Tag zog sich hin. Im Fernseher, den es in ihrem Krankenzimmer gab, löste eine Seifenoper die andere ab. Keiner kam zu Besuch. Nicht einmal Mrs. Bloxby.
    Tja, das war es dann, dachte Agatha enttäuscht. Warum hatten sie ihr überhaupt Blumen geschickt? Wahrscheinlich dachten alle, sie wäre bereits tot.

Dreizehn
    A m nächsten Tag erfuhr Agatha, dass ein Krankentransport sie mittags nach Hause bringen würde. Was sie eigentlich freuen sollte. Ihre Heimkehr in einem Krankenwagen würde von niemandem im Dorf unbemerkt bleiben.
    Sie nahm die Grußkarten von den Blumensträußen, um sie als Andenken an ihre Zeit in den Cotswolds aufzubewahren. Wie seltsam, dass sie Bill angeboten hatte, ihm bei seinen Fällen zu helfen, als hätte sie vor, noch zu bleiben. Sie bat eine Schwester, die Blumen auf der Station zu verteilen, dann zog sie sich an und ging nach unten, um auf den Krankentransport zu warten. In der Eingangshalle war ein Zeitschriftenkiosk, an dem Agatha sich einen ganzen Stapel Lokalzeitungen kaufte. In keiner stand etwas von Vera Cummings-Brownes Verhaftung. Aber vielleicht war diese auch erst nach Redaktionsschluss bekanntgegeben worden.
    Zu ihrem Unglück entpuppte sich der »Krankentransport« als Minibus, der hauptsächlich Geriatriepatienten in ihre Dörfer zurückbrachte. Warum werde ich beim Anblick alter, gebrechlicher Leute sofort ungeduldig und aggressiv?, fragte sich Agatha, während sie zuguckte, wie sich die Alten in den Bus quälten. Eines Tages bin ich auch alt, und das dauert nicht mehr lange. Sie zwang sich, aufzustehen und einem alten Mann zu helfen, der ganz offensichtlich Probleme beim Einsteigen hatte. Der Mann funkelte sie wütend an. »Finger weg von mir! Deine Sorte kenne ich.«
    Die anderen Fahrgäste, allesamt alte Frauen, gackerten und riefen Sätze wie »Ach, du immer, Arnie!«. Offensichtlich kannten sie sich alle sehr gut.
    Es war ein ruhiger, kühler Tag. Große Schäfchenwolken zogen über den blassblauen Himmel. Die alte Frau neben Agatha hieb ihr unsanft den Gehstock auf die Zehen. »Was ist denn mit Ihnen passiert?«, fragte sie und starrte auf die Pflaster in Agathas Gesicht. »Hat Ihr Alter Sie verdroschen?«
    »Nein«, antwortete Agatha frostig. »Ich habe einen Mordfall gelöst.«
    »Das liegt am Saufen«, fuhr die Alte unbeirrt fort. »Wenn meiner aus dem Pub kam, hat er mich auch immer grün und blau geschlagen. Nun ist er tot. Eines muss man den Männern zugutehalten. Gewöhnlich sterben sie früher als wir.«
    »Ich nicht«, sagte Arnie. »Ich bin siebenundachtzig und hab noch reichlich Saft in den Knochen.«
    Erneutes Gegacker. Agathas Bemerkung war auf taube Ohren gestoßen. Der Minibus rollte träge über die Landstraßen, hielt in einem kleinen Weiler, und die Frau neben Agatha stieg aus, wobei ihr der Fahrer half. Sie sah noch einmal zu Agatha und sagte: »Denken Sie sich ja keine Märchen aus, um den zu beschützen. Das hab ich gemacht. Heute muss das keine mehr. Wenn er schlägt, geht man zur Polizei.«
    Unter den anderen Frauen hob zustimmendes Gemurmel an.
    Die Busfahrt war eher eine Rundreise durch die Dörfer der Cotswolds, und alle geriatrischen Patienten waren bereits abgesetzt worden, als der Bus endlich nach Carsely hinunterrollte. »Wohin?«, rief der Fahrer.
    »Hier nach links«, sagte Agatha. »Das dritte Cottage auf der linken Seite.«
    »Da hinten ist irgendwas los. Großer Bahnhof, wie’s aussieht. Waren Sie im Krieg oder so was?«
    Der Minibus hielt vor Agathas Haus, und sogleich stimmte die Dorfkapelle Hello Dolly an. Sie waren alle da, das ganze Dorf, und über Agathas Haustür hing
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