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Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen

Titel: Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
Autoren: Mina Hepsen
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Prolog
     
    Istanbul, Türkei, August 2002
     
    Während Lea vor der Suite Nummer 18 stand und darauf wartete, dass jemand auf ihr Klopfen reagierte, ließ sie den Tag Revue passieren. Es schien alles zu schön, um wahr zu sein. Ihre Ausstellung in der Istanbul New Art Gallery hatte all ihre Erwartungen übertroffen - das Interesse an ihren Fotografien war größer denn je. Ihr Agent hatte vier ihrer Lieblingsarbeiten verkauft, dazu noch einige andere.
    Das Leben hätte gar nicht besser sein können.
    Beruflich ging es aufwärts, und in sieben Monaten würde sie heiraten. Sie wollte nach Schottland fliegen, um sich mit David, der kürzlich eine Stellung als Dozent an der University of Edinburgh ergattert hatte, eine Wohnung zu suchen. Alles, was sie sich erträumt hatte, schien wahr zu werden. Das Einzige, was ihr jetzt noch fehlte, war ihre Reisetasche, die von der Rezeption versehentlich auf ein falsches Zimmer geschickt worden war. Sie seufzte müde.
    Sie gehörte ins Bett. Obwohl, nach all dem Stress werde ich wohl kaum schlafen können, dachte sie und klopfte erneut.
    Zu dumm, dass die Suite belegt war. Und noch dümmer, dass es schon so spät war. Wahrscheinlich würde sie jemanden aufwecken. Und sie hatte keine Lust, sich mit einem vergrätzten Hotelgast anzulegen.
    Nun hörte sie drinnen Geräusche. Sie pflasterte ein Lächeln aufs Gesicht und nahm ihre Highheels, die sie im Aufzug ausgezogen hatte, von der linken in die rechte Hand.
    »Ja, bitte?«
    Sie hörte die tiefe Stimme, noch bevor sie den Mann sah. Ein Kribbeln durchlief sie, und ihre Finger zuckten unwillkürlich. Sie kam sich vor wie in einem James-Bond-Film. Ein wahres Prachtexemplar von einem Mann stand, nur mit einem knappen Handtuch bekleidet, vor ihr und rubbelte sich mit einem zweiten Handtuch die Haare trocken. Fehlte nur noch, dass sie statt ihres Koffers ein paar Geheimakten abholen sollte ...
    Lea musste bei diesem absurden Gedanken unwillkürlich schmunzeln. Aber vielleicht hatte er ja nur einen fantastischen Body. Und ein Pferdegesicht. Besagtes Gesicht hatte sie nämlich noch nicht gesehen, da es immer noch unter dem Handtuch steckte. Sie wartete und tappte dabei ungeduldig mit einer rotlackierten Zehe. Nun ja, das Warten war keine Qual, wenn sie ehrlich war. Diese Brust ... muskulös, aber nicht übertrieben aufgepumpt wie bei einem Bodybuilder. Schmale Hüften. Beine, die auch in kurzen Hosen nicht schlecht ausgesehen hätten.
    Als ihr klar wurde, dass der gute Mann so schnell nicht unter seinem Handtuch hervorzukommen beabsichtigte - und David wäre es sicher nicht recht gewesen, wenn er gewusst hätte, dass sie sabbernd die Körper anderer Männer anstarrte -, versuchte sie es mit einem fröhlichen »Hi!«.
    Die kräftig-schöne Männerhand mit dem Handtuch sank langsam herab. Top Ten, dachte Lea. Nein, korrigierte sie sich sogleich, Top Drei. Leuchtend blaue Augen musterten aufmerksam ihr Gesicht, ihr knappes schwarzes Cocktailkleid, ihre nackten Füße.
    »Ja, bitte?«, wiederholte er.
    Sein Ton war distanziert, seine Miene höflich-entgegen-kommend - kein lüsterner Blick oder etwas Ähnliches.
    Das gefiel Lea. Sie war beeindruckt, nein, mehr als beeindruckt. Er machte sie neugierig ... was ungewöhnlich war.
    Denn Lea hatte nach ihrem Studium mit dem Fotografieren von aufstrebenden Models begonnen. Sie war an schöne Menschen beiderlei Geschlechts gewöhnt. Natürlich wusste sie einen schönen Menschen zu schätzen - aber neugierig machten sie nur die wenigsten.
    »Tut mir leid, dass ich Sie so spät noch störe«, sagte sie entschuldigend, »aber meine Reisetasche ist offenbar bei Ihnen gelandet.«
    Als er das hörte, entspannte er sich sichtlich. Ein Lächeln umspielte seine Lippen - ein Lächeln, das eine schwächere Frau, als sie es war, glatt von den Füßen gehauen hätte. Immerhin: Er rückte sofort einen Platz höher auf ihrer mentalen Top-Ten-Liste. Obwohl, wer im Vergleich zu ihm Nummer Eins sein sollte, war ihr schleierhaft. Ein Frauenheld, so schätzte sie ihn ein. Sobald ihr das klar wurde, grinste sie belustigt. Weiberhelden ließen sie kalt, schon immer.
    »Kleine schwarze Reisetasche?«, erkundigte er sich.
    Lea bemerkte einen ganz leichten britischen Akzent, aber keineswegs übertrieben, so wie Davids englische Kollegen in Boston, die mit »uuuh Darlings!« nur so um sich warfen.
    »Genau«, bestätigte sie.
    Er verschwand im Nebenzimmer und tauchte kurz darauf in einer Designerjeans und mit ihrer Reisetasche
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