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Jagt das rote Geister-Auto!

Jagt das rote Geister-Auto!

Titel: Jagt das rote Geister-Auto!
Autoren: Stefan Wolf
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1. Gefesselt auf dunklem Hof
     
    Rot ist meine Lieblingsfarbe, dachte
Tim — der früher Tarzan genannt wurde. Ich mag den Sonnenaufgang, reife
Tomaten, rote Pullover; und sogar wenn ich rot sehe — vor Wut — , fühle ich
mich wohl. Nur das rote Geisterauto geht mir auf den Keks. Ein Sch... rot!
    „Ja, genau 19mal hat er bisher
zugeschlagen, der Verrückte in dem roten Auto“, sagte Gaby.
    Sie pustete gegen ihren Goldpony. Er
war etwas feucht vom Abendnebel und hing ziemlich tief in ihre Blauaugen. Weil
er sich vom Pusten nicht hob, nahm Gaby die Hand zu Hilfe.
    „Keiner kann sagen“, ließ sich Klößchen
vernehmen, „was für ein Wagen es ist. Rot lackiert — das wissen sie alle, die
Schwerverletzten. Aber niemand hat gesehen, ob es sich um einen VW, einen BMW,
einen Opel, einen Lkw...“
    „Lkw scheidet aus“, unterbrach Karl
seine Aufzählung. „Der Verrückte rast und war jedesmal — zack! — um die nächste
Ecke verschwunden. Mach das mal mit ‘nem Lkw.“
    Tim und Gaby nickten.
    Aber Klößchen maulte: „Auch
Feuerwehr-Autos rasen. Und das sind keine Rallye-Flitzer, sondern eher Lkws.
Wie?“
    „Trotzdem!“ Karl wischte durch die
Luft, als wäre Klößchens Argument nur Rauch oder Nebel.
    Tim wandte sich wieder den Schaukästen
zu.
    Die TKKG-Bande stand vor dem
Central-Kino. Es liegt ganz am Rand der Großstadt, in einem südöstlichen Vorort
am Ende der U-Bahn-Strecken.
    Der Name ,Central’ entsprang vermutlich
dem Wunschdenken des Kino-Besitzers. Logo! Stadtrand-Kino oder Jwd-Lichtspiele
( jwd = janz weit draußen) — das wäre kein Name gewesen.
    Die TKKG-Bande kam aus Klönkersdorf, wo
sie einen Bienenzüchter interviewt hatte — wegen Infos für den Bio-Unterricht.
    Hier im ,Central’ wurde zur Zeit ein
Krimi-Film gezeigt, in dem ein roter Sportwagen die Hauptrolle hatte. Mimisch
und schauspielerisch konnte man das Opus nicht zur hohen Filmkunst rechnen.
Aber die TKKG-Bande machte halt, denn das rote Geisterauto spukte in den vier
Köpfen herum — schon seit geraumer Zeit.
    Tim betrachtete den Wagen auf den
Filmfotos. Er war flach, windschlüpfrig und sah aus nach 150 000 DM
Anschaffungskosten.
    Gaby trat neben ihren Freund und lehnte
sich an seine Schulter. „Gefällt er dir?“
    Tim hob die Achseln. „Mein Rennrad ist
mir lieber.“ Klößchen und Karl stellten sich links neben Tim auf.
    „Ja“, meinte Karl. „Ich vermute, daß
das Geisterauto so ein ähnlicher Schlitten ist.“
    Tim nickte. „So stelle ich mir das
Geisterauto vor. Aber was nützt das? Rote Sportwagen gibt es in der Stadt und
im Umland mindestens... ach, noch viel mehr.“
    „Trotzdem halten wir die Augen offen“,
sagte Klößchen. „Das ist Bürgerpflicht.“
    Unaufgefordert sagte Gaby: „Mein Papi
leitet die Untersuchungen, wie ihr wißt. Es fing ja ganz harmlos an — vor
sieben Wochen. Ein Mann wurde nachts in der Bleichenröder Straße überfahren und
schwer verletzt. Der Täter floh. Das Opfer konnte immerhin sagen, daß es ein
roter und sehr schneller Wagen war. Dann reihte sich eine Untat an die andere —
noch 18mal. Immer nachts. Einige Leichtverletzte, viele Schwerverletzte sind
das Ergebnis.“ Ernst fuhr sie fort:
    „Einem jungen Mann mußte das Bein
amputiert werden. Gestorben ist zum Glück niemand bei diesen bösartigen
Anschlägen. Aber auch das steht bevor. Alle Betroffenen wissen, daß es ein
roter Wagen war. Doch niemand konnte das Nummernschild erkennen.“
    „Es muß ein Wahnsinniger sein“, sagte
Tim. „Einer, der seinen Wagen als Waffe benutzt. Als Mordwaffe. Wahllos sucht
er sich Opfer. Es gibt keine Verbindungen unter ihnen. Niemand hat was mit
einem andern zu tun. Allen 19 Fällen gemeinsam ist nur eins: Der Wahnsinnige
schlägt nachts zu. Und immer auf einsamen Straßen, wo nur das Opfer spaziert,
joggt oder radfährt. Null Zeugen. Richtig, Gaby?“
    Sie bestätigte, das sei der Stand der
Ermittlungen.
    Und fügte hinzu: „Aber jetzt muß ich
nach Hause. Darf ich daran erinnern, daß ihr mich bis zur Tür bringen wollt.“
    „Ist uns ein Vergnügen“, Klößchen
verbeugte sich.
    Dann übergab er Tim seinen Drahtesel
zum Halten.
    „Bin gleich wieder da.“
    Augenzwinkernd verschwand das dicke
TKKG-Mitglied um die Ecke, hinter der sich ein dunkler Hof auftat. Er gehörte
zum Kino.
    Gaby fröstelte. Es regnete zwar nicht,
aber der März-Nebel waberte. Der Abend war kühl, und an manchen Tagen mischten
sich immer noch Schneeschauer in die
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