Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen

Titel: Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
Autoren: Mina Hepsen
Vom Netzwerk:
Liebe, die Lebenden können derartig unsensibel sein! Ein Wunder, dass du so nett bist, dabei bist du noch gar nicht tot.«
    Lea lächelte unbestimmt und nickte, denn nun hatte sie Liams Grab erreicht. Sie berührte den verwitterten Stein und wartete darauf, seine Stimme zu hören. Nichts.
    »Du willst doch diesen Nichtsnutz nicht schon wieder auf eine deiner Unternehmungen mitnehmen, oder?«, fragte Mrs. McDonald missbilligend.
    Lea ging stirnrunzelnd vor dem schmalen Grab in die Hocke. »Doch. Es gab eine Geistererscheinung am Manor Place, man hat mich angerufen. Liam sollte mich eigentlich hier treffen! Können Sie ihn irgendwo sehen, Mrs. McDonald?«
    »Nein, Liebes, aber du weißt ja, wie diese jungen irischen Rabauken sind. Frech und unzuverlässig.«
    Lea widerstand dem Drang, die Augen zu verdrehen.
    Liam war siebzehn gewesen, als er starb. Er würde zwar im Herzen immer ein Junge bleiben, da war Lea sicher, aber bis jetzt war er immer absolut zuverlässig und pünktlich gewesen.
    »Entschuldige, Lea, dass ich zu spät komme! Jenny vom Bahnhof hat mich aufgehalten - sie hatte ziemlich interessante Geschichten zu erzählen!«
    Lea lächelte, als sie Liams vertraute, melodische Stimme hörte.
    »Ach ja?«, erkundigte sich Mrs. McDonald höchst interessiert.
    »Bist du bereit, mit mir auf Gespensterjagd zu gehen?«, fragte Lea hastig. Sie wollte weder Mrs. McDonald noch Liam - denn beide waren ungeheuer klatschsüchtig - in Fahrt kommen lassen.
    Liam gluckste. »Na klar.«

2. Kapitel
     
    Adam trat an die lange, glänzende schwarze Theke und schaute sich interessiert um. Der Club V, wie er genannt wurde, hatte sich in den vergangenen Monaten ein wenig herausgemacht: Nicht nur die Theke war neu, auch Tische und Stühle hatten einen neuen schwarzen Anstrich bekommen. Über der Bar befand sich wie immer der große, silbergerahmte Spiegel, doch nun hingen ähnliche Spiegel über den vier Torbögen, die vom Hauptraum zu den kleineren Nebenräumen führten. Adam nahm lächelnd auf einem Barhocker Platz.
    Der unterirdische Vampirclub hatte in den letzten zwanzig Jahren ebenso oft das Dekor gewechselt wie die britische Regierung ihre Premierminister, aber der Besitzer war immer noch derselbe. Colin McPherson war vor dreihundert Jahren aus den schottischen Highlands nach Edinburgh gezogen, und so lange gab es diese Bar schon.
    Mit seinen buschigen roten Haaren, den dicken roten Augenbrauen und dem Vollmondgesicht sah er aus wie eine schlankere, jüngere Version des ehrwürdigen alten Weihnachtsmanns.
    »Schön, dich mal wieder hier zu sehen, Adam«, bemerkte Colin grinsend, während er mit einem weißen Geschirrtuch ein Glas polierte.
    »Schön, dass du dir noch immer nicht zu schade bist, dich selbst hinter die Theke zu stellen, McPherson«, entgegnete Adam. »All diese glänzenden schwarzen Oberflächen, ich dachte schon, ich wäre in der falschen Kneipe gelandet.«
    Colin zuckte mit den Schultern. Er nahm ein langstieliges Glas zur Hand und eine dunkelblaue Flasche aus dem Regal. »Das ganze Mahagoni ist mir langweilig geworden.
    Außerdem hat es sich mit meiner Haarfarbe gebissen, verstehst du?«
    Adam grinste. »Und all die Spiegel?«
    »Ja, ja, schon gut! Sam plagt mich schon die ganze Zeit deswegen - er ist schlimmer als 'ne Ehefrau! Von wegen
    ›Bordell-Look‹! Die Spiegel kommen runter, und dann ist hoffentlich Ruhe!« Colin hatte das Glas mit einer rubinroten Flüssigkeit gefüllt und stellte es nun vor Adam hin.
    »Da«, brummelte er, »der Erste geht aufs Haus.«
    Adam nickte dankend und hob sein Glas.
    »Seit wann gibt's hier Freiblut?«
    Adam drehte sich um. Vor ihm stand sein alter Freund Cem und grinste von einem Ohr zum andern.
    »Ach, das ist bloß ein kleiner Schuss, damit wir das Rugby-Derby auch ganz sicher gewinnen, stimmt's, Colin?«, meinte Adam, den Blick unverwandt auf seinen Freund gerichtet.
    Cem setzte sich mit hochgezogener Braue auf einen Barhocker.
    »Aye, ganz genau! Ich will schließlich nicht den Cup der Vier Clans an den Westclan verlieren, wäre ja noch schöner!« Colin zeigte mit dem Daumen in Cems Richtung.
    »Und das bedeutet, der Professor hier kriegt auch einen aufs Haus!«
    »Siehst du, kein Grund, neidisch zu werden«, neckte Adam seinen Freund.
    Cem verdrehte die Augen. »Colin, das Gleiche wie der hier, bitte.«
    »Kommt sofort.«
    Adam legte seinem Freund die Hand auf die Schulter.
    »Siehst gut aus.«
    Und er sah tatsächlich gut aus ... anders, aber gut. Seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher