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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter
Autoren: M. C. Beaton
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ernannt hatten und sich entsprechend dünkelhaft und unhöflich gaben. Ein paar Kirschblütenblätter regneten auf Agatha herab. Die Häuser leuchteten golden im Sonnenschein. Schönes lockte nicht zwangsläufig angenehme Menschen an. Die Zugezogenen hatten ihre Cottages wahrscheinlich in schlechten Zeiten günstig erworben und benahmen sich nun wie dicke Fische im kleinen Teich. Doch soweit Agatha es beurteilen konnte, war es ihnen bisher nicht gelungen, die Dorfbewohner zu beeindrucken oder gar zu vertreiben. Was für die »Neuen« wiederum bedeutete,dass sie sich damit begnügen mussten, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Dennoch blieb Agatha zuversichtlich, dass sie, wenn sie erst diesen Wettbewerb gewonnen hatte, ganz anders im Dorf dastand.
    An diesem Abend saß Agatha im Feathers in Ancombe und sah sich unauffällig um. Mr. Cummings-Browne – »Nun, eigentlich Major, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, aber ich benutze meinen Titel nicht, hoa, hoa, hoa« – war ebenso sonnengebräunt wie seine Frau. Die Haut der beiden hatte einen Orangestich, von dem Agatha vermutete, dass er aus einer Tube kam. Mr. Cummings-Browne hatte sein noch vorhandenes graues Haar sorgsam über den kahlen spitzen Schädel gekämmt, was seine trompetenartigen Ohren leider noch betonte. Er hatte in der britischen Armee gekämpft, freiwillig. Dann erwähnte er beiläufig, dass er früher »ein wenig Hühnerzucht« betrieben hätte, doch er sprach lieber über seine Armeezeit. Danach lauschte Agatha einer wirren Reihe von Anekdoten über die Diener, die er gehabt hatte, und seine Untergebenen im Regiment. Er trug ein Sportjackett mit Ellbogenflicken aus Leder über einem olivgrünen Hemd sowie eine Krawatte. Seine Frau hatte ein Laura-Ashley-Kleid an, das Agatha an den Bettüberwurf in ihrem Cottage erinnerte.
    Sie hoffte bloß, dass ihre Quiche gewann, wenn sie sich dafür schon rupfen lassen musste, denn es bestand kein Zweifel daran, dass das Feathers seine Gäste ausnahm. Ein Wirt, der auf der falschen Tresenseite stand und mit seinen Kumpel trank, eine allzu protzige, völlig überteuerte Speisekarte und muffige Kellnerinnen waren genau die Dinge, die Agatha nicht leiden konnte. Die Cummings-Brownes hatten, wie nicht anders zu erwarten, den zweitteuersten Weinauf der Karte bestellt, zwei Flaschen. Agatha ließ die beiden reden, bis der Kaffee gebracht wurde. Dann kam sie zur Sache. Sie fragte, welche Art Quiche normalerweise den ersten Preis gewann. Mr. Cummings-Browne sagte, meistens wäre es eine Quiche Lorraine oder eine Pilz-Quiche. Daraufhin erklärte Agatha, sie würde ihre Lieblings-Quiche mitbringen: Spinat-Quiche.
    Mrs. Cummings-Browne lachte. Wenn sie noch einmal so lacht, schlage ich sie, dachte Agatha. Dem Lachen folgte die Bemerkung, dass immer Mrs. Cartwright gewann. Agatha sollte sich später noch erinnern, wie merkwürdig still Mr. Cummings-Browne wurde, als Mrs. Cartwrights Name fiel, aber fürs Erste gab sie vor, nichts zu bemerken. Ihre eigene Quiche, sagte sie, war berühmt für ihren köstlichen Geschmack und den leichten Teigboden. Außerdem wäre ein bisschen Wettbewerbsgeist genau das, was das Dorf brauchte. Es war ganz schlecht für die Moral, wenn jahrein, jahraus dieselbe Frau gewann. Agatha war gut darin, andere emotional zu erpressen, ohne dabei zu konkret zu werden. Sie scherzte darüber, wie entsetzlich teuer das Essen im Feathers war, während ihre bohrenden Bärenaugen dem Paar gegenüber vermittelten, was Agatha nicht aussprach: Ihr zwei schuldet mir was.
    Die Cummings-Brownes schienen jedoch aus einem besonders harten Holz geschnitzt. Während Agatha sich ans Bezahlen der Rechnung machte – wobei sie die Scheine langsam vorzählte, statt eine Kreditkarte zu benutzen –, bestellten ihre Gäste dreist noch jeder einen großen Cognac.
    Trotz allem, was sie mittlerweile getrunken hatten, sahen sie noch so nüchtern aus wie zu Beginn des Essens. Agatha erkundigte sich nach den Leuten aus dem Dorf. Mrs. Cummings-Browne antwortete, sie wären recht nett und man täte für die armen Menschen, was man nur könne. Ihr Tonfall klang ganz nach einer Adligen, die über ihre Mägde und Knechte sprach. Sie fragten Agatha, was sie so gemacht hätte, doch ihre Antwort fiel knapp aus. Seichtes Geplänkel lag ihr nicht. Sie war es gewöhnt, ein Produkt an den Mann zu bringen oder Leute auszufragen, um sie später weichzuklopfen, wenn sie ihnen etwas verkaufen wollte.
    Schließlich traten sie
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