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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter
Autoren: M. C. Beaton
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Die sitzt Doris dauernd im Nacken, passt wie ein Geier auf, dass sie auch ja alles richtig macht.«
    »Ist Mrs. Barr aus Carsely?«
    »Nee, die ist eine Zugezogene. Ihr Mann ist schon eine ganze Weile tot. War irgendwas beim Ministerium, viel im Ausland und so. Die sind vor zwanzig Jahren hierhergekommen.«
    Agatha verdaute noch die Information, dass selbst zwanzig Jahre in Carsely nicht ausreichten, um einen zum Einheimischen zu machen, als Mrs. Simpson mit dem Teetablett hereinkam.
    »Der Grund, weshalb ich Sie von Mrs. Barr abwerben möchte, ist, dass ich sehr schlecht in Sachen Hausarbeit bin«, sagte Agatha. »Ich war mein Leben lang berufstätig. Und Leute wie Sie, Doris, sollten meiner Meinung nach in Goldaufgewogen werden. Ich zahle Ihnen einen guten Lohn, weil ich Putzen für eine sehr wichtige Arbeit halte. Und ich würde Sie auch bezahlen, wenn Sie krank oder im Urlaub sind.«
    »Na, das ist doch mal ein Angebot!«, rief Bert. »Weißt du noch, wie du den Blinddarm rausgekriegt hast, Doris? Die Barr war nicht ein Mal auch nur in der Nähe vom Krankenhaus. Und sie hat dir in der Zeit auch keinen Penny bezahlt.«
    »Stimmt«, sagte Doris. »Aber es ist regelmäßiges Geld. Was ist, wenn Sie wieder wegziehen, Agatha?«
    »Oh, ich bleibe hier«, versicherte Agatha.
    »Na gut, ich mach’s«, sagte Doris prompt. »Ja, ich ruf sie gleich an, dann hab ich’s hinter mir.«
    Sie verschwand abermals in der Küche. Bert neigte den Kopf zur Seite und beäugte Agatha prüfend. »Sie wissen schon, dass Sie sich gerade eine Feindin gemacht haben, oder?«
    »Und wenn schon«, antwortete Agatha schulterzuckend. »Sie wird darüber hinwegkommen.«
    Als Agatha eine halbe Stunde später in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel wühlte, kam Mrs. Barr aus ihrem Cottage und sah wütend zu ihr hinüber.
    Agatha lächelte strahlend. »Ein herrlicher Abend, finden Sie nicht?«, rief sie.
    Sie fühlte sich wieder ganz wie die Alte.

Zwei
    P lumtrees Cottage, wo die Cummings-Brownes wohnten, stand gegenüber der Kirche und dem Pfarrhaus in einer Viererreihe uralter Steinhäuser. Vor den Häusern befand sich ein ovaler Platz mit glänzendem Kopfsteinpflaster. Statt Vorgärten gehörte zu jedem Haus nur ein schmaler Erdstreifen, in den Blumen gepflanzt waren.
    Am Vormittag nach ihrem Besuch bei Doris klopfte Agatha an die Tür des Plumtrees Cottage und fand sich einen Moment später einer Frau gegenüber, die für sie auf den ersten Blick in die Kategorie Ex-Kolonialgattin gehörte, genau wie Mrs. Barr. Trotz der Kälte an diesem Frühlingstag hatte auch Mrs. Cummings-Browne nur ein geblümtes Sommerkleid an, das ein wenig sonnengebräunte Haut mittleren Alters entblößte. Ihre Stimme war hell und streng, und ihre blassblauen Augen musterten Agatha abschätzig. »Ja, Sie wünschen bitte?«
    Agatha stellte sich vor und erklärte, dass sie gern am Quiche-Wettbewerb teilnehmen würde, allerdings nicht genau wüsste, wie sie das anstellen sollte, da sie neu im Dorf war. »Ich bin Mrs. Cummings-Browne«, erwiderte die Frau, »und eigentlich steht alles, was Sie tun müssen, auf den Plakaten. Die hängen übrigens überall im Dorf aus.« Sie lachte so spitz, dass Agatha sie gern geohrfeigt hätte. Stattdessen sagte Agatha überaus freundlich: »Wie ich bereits erwähnt habe, bin ich neu im Dorf und würde mich freuen, ein paarLeute kennenzulernen. Vielleicht hätten Sie und Ihr Mann Lust und Zeit, heute Abend mit mir zu essen. Kann man im Red Lion gut essen?«
    Wieder lachte Mrs. Cummings-Browne spöttisch. »Im Red Lion würden Sie mich nicht einmal tot sehen! Aber im Feathers in Ancombe servieren sie sehr gutes Essen.«
    »Wo in aller Welt ist Ancombe?«, fragte Agatha.
    »Nur gut drei Kilometer von hier entfernt. Sie kennen sich anscheinend wirklich noch nicht aus. Wissen Sie was, wir fahren. Seien Sie um halb acht hier.«
    Mit diesen Worten schloss sie die Tür. Na, das war einfach, dachte Agatha. Die beiden müssen Schmarotzer sein, was heißt, dass meine Quiche eine reelle Chance auf den ersten Preis hat.
    Sie schlenderte durchs Dorf zurück und erwiderte lächelnd die »Morgen«-Grüße der Leute. Es steckten also Würmer in diesem hübsch polierten Apfel, ging es Agatha durch den Kopf. Die meisten der Dorfbewohner waren einfach, gehörten zur Arbeiter- oder unteren Mittelklasse, extrem höflich und freundlich. Falls Mrs. Barr und Mrs. Cummings-Browne als Maßstab taugten, waren es die Zugezogenen, die sich selbst zur Oberschicht
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