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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch
Autoren: Dorothy Gilman
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zuckte mit den Schultern. »Aber das ist doch nicht neu für Sie.«
»Das nicht, aber wir haben alles versucht, was in unseren Kräften stand, und jetzt ist da dieser Wagen aus Marrakesch, und der Polizeispitzel, der uns gesehen hat, und diese mysteriöse Person, die Khaddour gewarnt hat...«
»Der Verstand kann sich nur mit einem Gedanken befassen, nicht mit mehreren gleichzeitig«, erinnerte er sie sanft. »Denken Sie über Rouida hinaus, denken Sie an die Polisarios. Ja, ich werde jetzt von ihnen sprechen, da Sie als Frau ihren Glauben bestimmt zu würdigen wissen.«
»Glauben?«
»Wieso nicht? In ihm entsagen sie allen Arten von Ausbeutung und sind für eine gerechte Verteilung aller Mittel, für menschenwürdige Wohnverhältnisse, für ein ausreichendes Gesundheitswesen und allgemeine Schulpflicht ...«
Mrs. Pollifax warf einen rasche n Blick auf Ahmad. »... und die Emanzipation der Frauen«, fügte er hinzu, »mit gleichen politischen und sozialen Rechten.«
Das war sehr erfreulich, aber doch akademisch, denn diese Frauen waren meilenweit entfernt jenseits der Grenze, während sie sich hier befand; deshalb war sie erleichtert, als Sidi Tahar zu reden aufhörte. Nach ein paar Minuten, während er sie immer noch beobachtete, sagte er: »Sie verharren eigensinnig in Ihren Ängsten und Sorgen und sind nicht bei uns!«
Sie hatte an Cyrus gedacht; hatte sich an das kühle Grün von Tannen erinnert, an den Schnee auf den Wiesen, an mollige Kaminfeuer, aber seine sanfte Anklage riß sie aus ihren Gedanken, und sie blickte zu ihm hoch.
Er sagte: »Als Geschenk für Sie, um sie abzulenken - und für Ahmad, weil er vielleicht eines Tages ebenfalls ein Sufi sein wird -, führe ich Ihnen jetzt den Tanz vor.« Er zog die Dschellabah aus und stand nun in einem langen weißen gegürteten Gewand vor ihnen. Er verbeugte sich, berührte die Stirn mit einer Hand, und sie meinte, daß sich seine Lippen bewegten. Ihre volle Aufmerksamkeit gehörte jetzt ihm. Eine Melodie summend, begann er sich zu wiegen, dann hörte er auf, nahm Haltung an, verschränkte die Arme auf der Brust und begann sich zu drehen, langsam zunächst, allmählich schneller, immer schneller, und sie keuchte, als er verschwamm wie ein Kinderkreisel - er war wie eine Flamme -, und sie verstand, daß dies wirklich sein Geschenk an sie war. Sie fand zum Leben zurück, reagierte, und als er langsamer, wieder zu Körper und Fleisch wurde, glänzten Tränen in ihren Augen.
»O ja«, wisperte sie. »Ja, ja, ja!«
Sidi Tahars Augen leuchteten; er sah aus, als kehrte er aus einer anderen Welt zurück. »Natürlich ja«, sagte er. »Immer ja zum Leben, zu Allah.«
»Und Ihr linker Fuß hat sich nie bewegt!« staunte sie ehrfürchtig. »Danke, Sidi Tahar.« Sie lächelte und fühlte sich wieder im Jetzt verwurzelt und ohne Furcht.
Trotzdem fuhr sie zusammen, als es klopfte. Ahmad rannte zur Tür, zog den Riegel zurück und öffnete für Max, der hereinhuschte und hinter sich zusperrte. Mrs. Pollifax sah, daß sein Gesicht grau war. Mit angespannter, leiser Stimme drängte er: »Schnell - hier wimmelt es plötzlich von Polizei. Der Laster wartet am Ende des Durchgangs - völlig ungeschützt und ...«
»Großer Gott, Max, was ist das für ein Lärm?«
»Kamele«, antwortete er, und mit einer Spur seines alten Sarkasmus fügte er hinzu: »Kamele und Polizei, der reine Wahnsinn! Sidi Tahar und Ahmad - Sie zuerst; Mrs. Pollifax und ich werden folgen. Wir gehen paarweise, aber beeilen Sie sich. Khaddour sitzt hinter dem Lenkrad, es ist gefährlich. Sobald Sie draußen sind, nach rechts und rennen!«
Er öffnete die Tür für die beiden, und Sidi Tahar nahm Ahmad an der Hand und verschwand mit überraschender Flinkheit.
Max schloß die Augen, zählte: »Eins - zwei - drei...« Er öffnete sie, lächelte Mrs. Pollifax schief an und sagte: »Tante Emily, jetzt sind wir an der Reihe -beten Sie und rennen Sie, was die Beine hergeben!«
Sie nickte, er öffnete die Tür und sie hasteten hinaus. Rechts, etwa acht Türen entfernt, sah sie den Laster im Sonnenschein warten, doch als sie zu laufen anfingen, brüllte jemand hinter ihnen: »Arretez! Stehenbleiben!« Sie blickte über die Schulter und sah, daß zwei Männer in schwarzen Lederjacken und Schirmmützen den Durchgang betreten und, als sie sie sahe n, zu laufen angefangen hatten.
»Polizei!« keuchte Max. »O Gott!« Weil sie so nahe waren, und weil einer von ihnen einen Revolver zog, hatten sie keine Wahl, als tatsächlich
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