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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch
Autoren: Dorothy Gilman
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kurz nach links bog, sah Mrs. Pollifax das Dorf, das sie verlassen hatten, wie Bauklötze hinter ihnen in der Tiefe liegen. Aber da war noch etwas! Sie legte die Hand auf Sidi Tahars Arm und deutete. Die Scheinwerfer von drei, in der Entfernung winzigen Fahrzeugen bogen gerade auf die unbefestigte Straße am Friedhof ein und fuhren auf das Dorf von Mahfoud und seinen Nachbarn zu. Sie waren gerade noch rechtzeitig entkommen.
    Sidi Tahars Blick folgte ihrem Finger, er nickte. »Ja - Allah Akbar, Gott ist groß«, sagte er. Da bog ihr Laster auf ein kahles Felsplateau ab, und sie konnten das Dorf nicht mehr sehen.
    Unentwegt fuhr Rashid weiter, bis Mrs. Pollifax dachte, daß die Hölle kein Ort mit Feuer und Teufeln war, sondern eine endlose nächtliche Fahrt über Fels und Stein zu einem unbekannten und wahrscheinlich sehr unerfreulichen Ziel. Kaum hatte sie sich mit dieser neuen Vorstellung abgefunden, als der Wagen langsamer wurde und schließlich vor zwei hohen Felsblöcken anhielt.
    Max rief nach hinten: »Sind Sie noch heil?« Einen Augenblick später tauchte sein Kopf über der Ladefläche auf. »Wenn ich gewußt hätte, daß Rashid so weit in die Berge fahren kann, hätte ich Sie vorn sitzen lassen. Tut mir leid. Ich wollte mit ihm reden, aber ich glaube, nicht einmal Rashid selbst hat gewußt, daß wir es so weit schaffen würden.«
    Sidi Tahar sagte gelassen: »Nur das Fleisch hat gelitten, die Knochen sind heil geblieben.«
»Oh, es war schön!« rief Ahmad begeistert. »Das ist ein guter Laster.«
Mrs. Pollifax sagte würdevoll: »Ich werde hinunterklettern wenn ich kann -, aber vielleicht wäre es eine moralische Unterstützung, wenn ich wüßte, wie viele Kilometer Rashid uns gebracht hat.«
»Etwa zwanzig«, antwortete Max und streckte die Hand aus, um ihr herunterzuhelfen.
Sie rechnete aus: Von Zagora waren sie gute acht Kilometer bis zum Haus von Ahmads Verwandten gefahren, und dieser Laster hatte sie jetzt noch zwanzig Kilometer weiter gebracht. Mehr wären ihr zwar lieber gewesen, aber sie hatten nun doch schon fast zwei Drittel des Weges nach Rouida und zu Khaddour Nasiri zurückgelegt. Sie sah, wie Ahmad hinuntersprang. Sidi Tahar erhob sich steif und griff nach den helfenden Händen; dann kletterte sie selbst über die niedrige Bordwand und ließ sich von Max auffangen. Sie stellte fest, daß sie noch aufrecht stehen und auch gehen konnte, was sie freudig überraschte. Als sie wieder auf festem Boden stand, beobachtete sie, wie Rashid den Laster zwischen die zwei Felsblöcke manövrierte. Mit einer Sorglosigkeit, die sie erschreckte, fuhr er rückwärts in die Kluft, dann stellte er den Motor ab und legte zum triumphierenden Gruß die Hand an die Schläfe. Nach ein paar Worten mit Sidi Tahar und Max stapfte er in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren. Er hatte einen langen Weg vor sich, den jedoch zweifellos der Gedanke erträglich machte, daß er in ein paar Wochen zurückkommen konnte und einen eigenen Lastwagen haben würde.
»Er sagt, die Straßensperre liegt weit hinter uns«, erklärte Max, »und wir könnten uns jetzt an die Straße halten, aber ich glaube, daß es hier oben sicherer ist, meinen Sie nicht?«
»Leider ja«, antwortete Mrs. Pollifax. Sie blickte hinunter in das Tal zu ihrer Linken, das sich kilometerweit eben ausbreitete und an einer Reihe von Tafelbergen endete, die so gleichmäßig flach aussahen, als hätte ein Riese ihre Gipfel mit einem scharfen Messer abgeschnitten. In der Ferne entdeckte sie ein einsames Licht in der schier unendlichen Weite. Es leuchtete geheimnisvoll wie ein Stern. Sie drehte sich um und blickte in die Richtung, die sie nehmen mußten, und sah im Mondschein einen Felshügel.
Max bemerkte ihren Gesichtsausdruck und sagte tröstend: »Nach etwa zwei Kilometern fallen die Berge nicht allzu steil zur Wüste ab, versicherte uns Rashid, aber bedauerlicherweise sind sie sehr felsig.«
Mrs. Pollifax betrachtete sie finster. »Ja, sieht ganz so aus.«
»Also, machen wir uns auf den Weg.«
» Bismallah«, sagte Sidi Tahar.
»Bismallah«, echote Ahmad und strahlte alle an.
Und so begannen sie ihren Marsch, während der Mond am Himmel höher wanderte und die nächtliche Kälte sich vertiefte. Die ersten Kilometer waren, als kämen sie durch einen versteinerten Wald. Seltsame, surreale Gebilde ragten in erstaunlicher Formenvielfalt rings um sie auf: Felsen wie Phalli, Felsen wie ungeheure Brotlaibe, und einige - aber auch dieser Vergleich verriet ihren
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