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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch
Autoren: Dorothy Gilman
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Rotoren schwand langsam.
Sie waren glücklicherweise nicht entdeckt worden; noch nicht, zumindest.
»Sie suchen uns?« fragte Ahmad verängstigt.
Max antwortete grimmig: »Ja, und sie werden zurückkommen!«
Mrs. Pollifax gefiel der Klang seiner Stimme nicht, deshalb sagte sie rasch und fest: »Ja, aber wir müssen trotzdem weiter! Wir müssen Khaddour Nasiri warnen!«
»Wenn er nicht schon tot oder eingesperrt ist«, entgegnete Max düster.
»Max«, mahnte sie, »geben Sie jetzt nicht auf, wir brauchen Sie!«
Er kroch unter dem Überhang hervor und blickte sie gereizt an. »Sie sind verdammt gelassen, aber Sie haben natürlich recht. Okay, marschieren wir weiter.«
Sie verließen ihre Zuflucht, gingen nun vorsichtiger und mit angespannten Sinnen weiter: ihre Ohren lauschten auf Geräusche möglicher Verfolger; ihre Augen spähten unentwegt nach einem neuen Versteck zwischen den Felsen, für den Fall, daß sie wieder eines brauchten. Nach etwa einer halben Stunde hörten sie den Hubschrauber erneut in der Ferne. Sie gingen in Deckung, sahen jedoch, wie seine Scheinwerfer den Himmel einige Kilometer entfernt durchschnitten. Als seine Umrisse sich flüchtig vom Mond abhoben, glich er einer monströsen Gottesanbeterin mit geschwollenem Bauch und ausgebreiteten Flügeln. Sie sahen ihm nach, bis er wieder in der Richtung verschwunden war, aus der er gekommen war, dann verließen sie ihr Versteck und setzten ihren Weg fort.
Später, im ersten Morgengrauen, legten sie eine Rast ein und teilten ihre einzige Dose Ölsardinen und die restlichen Orangen. Seit über einer Stunde hatten sie nichts mehr gesagt.
Als sich Mrs. Pollifax mit verrutschtem Schleier und geröteten Wangen erschöpft auf ein Grasbüschel fallen ließ, keuchte sie: »Das beantwortet jedenfalls eine Frage, die mich gequält hatte.«
»Welche?« fragte Max und setzte sich neben sie.
Sie drehte den Kopf und grinste ihn an: »Ob noch Leben in der alten Dame steckt. Toujours gai, toujours gai.. .«
»Was in aller Welt...«
»Ein Zitat aus Archy and Mehitabel«, erklärte sie zwinkernd. »An dem Tag, als mich Carstairs' Assistent wegen dieser Reise anrief - meine Güte, das ist noch nicht einmal eine Woche her! -, hatte ich mir gerade gedacht, daß ich wohl zu alt für neue Aufträge sein mußte. Ich grübelte darüber nach, als das Telefon klingelte.«
Max lachte schallend. »Danke! Ich hatte nicht gedacht, daß ich je wieder lachen könnte! Das haben Sie wirklich gedacht? Sie zweifelten daran?«
»Natürlich zweifelte ich.«
Er betrachtete sie in dem dämmrigen Licht und schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht einmal erinnern, wie Sie aussahen, als wir uns das erstemal begegneten — sehr kultiviert, glaube ich. Jetzt reise ich mit dieser wilden Bauersfrau in zerrissener Dschellabah und zerfetzten Sandalen und kann mich kaum noch auf den Beinen halten ... Und Sie haben tatsächlich gedacht... Ich hoffe, Sie halten mich nicht für hysterisch, aber ich finde das entsetzlich komisch!«
Sie lächelte ihn sonnig an. »So komisch auch wieder nicht, aber nehmen Sie doch noch von der Orange. Sidi Tahar, wie weit ist es noch?«
Er deutete geradeaus. »Es ist schon nicht mehr so felsig. Wir sind am Rand der Wüste - der echten Wüste!« Ernst fügte er hinzu: »Sie wissen doch, daß Sie in die Wüste müssen? Die einzige Möglichkeit für Sie, Marokko zu verlassen.«
Das war ihr seit Stunden klar, doch Anstrengung und Gefahr hatten es aus ihrem Bewußtsein verdrängt. Mit einem müden Anflug von Humor antwortete sie: »Und ich habe mein Rückflugticket von Casablanca nach New York so sorgfältig gehütet... Sogar meine Bordkarte habe ich.«
Max sagte gereizt: »Sie tun so verdammt zuversichtlich, Sidi Tahar! Als ob feststünde, daß es uns gelingt, Rouida zu erreichen, Khaddour Nasiri zu finden und den Ort wieder heil zu verlassen. Wie können Sie so sicher sein, wenn Sie nicht einmal wissen, wie dieser Mann zu finden ist? Ist das wieder einmal Ihr Allah, der Ihnen das einflüstert?«
Er überraschte sie mit seiner gelassenen Antwort. »Ich war im Lauf der Jahre schon des öfteren in dem Dorf, trank Tee mit dem Vorsteher el-Kebaj und unterhielt mich mit ihm über den Koran. Nein, er gehört nicht zu uns und wir müssen ihm aus dem Weg gehen. Ich übernachtete in Khaddours Haus auf dem Weg zu ...« Er lächelte. »... anderen Orten.«
»Auf dem Weg in die Wüste.« Mrs. Pollifax nickte. »Zu den Polisarios.«
»Ja. Wohin Sie jetzt müssen, um nach Algerien zu
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