Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
weil sie wußten, daß etwas nicht stimmte. Jetzt stimmt gar nichts mehr, auch sie sind in Schwierigkeiten und auf der Flucht. Haben Sie irgendeine Transportmöglichkeit?«
»Einen sehr alten Lastwagen mit sehr alten Reifen«, antwortete Nasiri nickend, dann fügte er mit schwachem Lächeln hinzu: »Aber der Motor ist neu, ebenso wie die gut versteckten breiten Wüstenreifen. Er hat auch ein verstecktes Funkgerät.«
Mornajay schoß ein Bild der leeren Wüste, dann drehte er sich zu Nasiri um, lächelte ihn an und hob die Kamera, um eine Nahaufnahme seines Kopfes zu machen. »Machen Sie alles bereit«, sagte er aus dem Mundwinkel. »Und es wäre gut, wenn Sie einen Turban und eine Dschellabah, möglichst alt und abgetragen, für mich finden könnten.«
Mit einem nochmaligen Nicken spazierte er in die Wüste hinaus, um noch ein paar Bilder zu machen. Als er wieder umkehrte, war Nasiri weg. Dennoch verflüchtigte sich Mornajays Erfolgsgefühl immerhin hatte er Rouida erreicht und mit Khaddour Nasiri gesprochen, was keine geringe Leistung war - während der nächsten Stunde, als er zu viel Zeit zum Überlegen hatte. Er hatte keine Ahnung gehabt, daß einem Gast in diesem Land Tee vorzusetzen ein so komplexer und ritueller Vorgang wie die japanische Teezeremonie war; es gehörte viel Sitzen und Warten dazu. Es gab ein sehr schönes Kohlenbecken zu bewundern, auf dem das Wasser in einem noch schöneren Kupferkessel erhitzt wurde. Ein Junge sorgte immer wieder mit einem Blasebalg dafür, daß das Feuer auch richtig brannte, während Mornajay ziemlich unbequem auf einer Matte saß und zusah. Als das Wasser endlich kochte, kam elKebaj an, setzte sich im Schneidersitz auf den mit Matten bedeckten Fußboden und hielt ein Tablett mit zwei Gläsern vor sich, die mit grünen Minzenzweigen gefüllt waren. Auc h eine Schale mit großen Zuckerklumpen stand darauf. Wasser wurde in ein Glas gefüllt, und elKebaj fügte mit feierlicher Miene Zucker hinzu und kostete das Getränk, dabei waren seine Bewegungen bedächtig und sinnlich. Der Tee wurde zur Verfeinerung in den Kessel zurückgegossen, und das Zeremoniell begann von vorne. Wie eine Weinprobe, dachte Mornajay verärgert. Er saß in einem Zimmer, dessen abblätternde Betonwände mit dem allgegenwärtigen Bild des Königs geschmückt war und mit einem arabischen Kalender, der Werbung für Räucherwerk machte. Am Ende des Zimmers stand eine riesige Anrichte aus Holz und Glas und ein prallgepolsterter europäischer Sessel, ansonsten lagen gefaltete Teppiche in den Ecken, andere offen auf dem Boden. Er nahm an, daß er in der Nacht auf einem davon schlafen würde. Das war der Zeitpunkt, als ihn sein Optimismus verließ, denn wie, zum Teufel, könnte er etwas für irgend jemanden tun, der in Rouida ankam, und was, zum Teufel, sollte er tun, wenn niemand kam? Seine Zeit hier war beschränkt durch seine Aufenthaltsgenehmigung, was bedeutete, daß er am kommenden Nachmittag aufbrechen mußte, außer er konnte elKebaj irgendwie veranlassen, den Präfekten um eine Verlängerung anzugehen. Es stimmte, daß er mit Khaddour Nasiri Kontakt hatte aufnehmen können, und ja, das war ein Erfolg, und es war erfreulich, daß Nasiri ein Fahrzeug hatte. Aber wie in aller Welt könnte ein von der Polizei gesuchter Ausländer hierhergelangen und in Sicherheit gebracht werden, ohne daß das halbe Dorf hinter ihm her war? Der Vorsteher nickte endlich und bedeutete dem Jungen, dem Gast den Tee zu servieren.
Mornajay zwang sich zu einem Lächeln, aber es fiel ihm schwer; ihm war, als hätte er es aus Papier ausgeschnitten und auf sein Gesicht geklebt. »Merci beaucoup«, sagte er und hoffte, daß der Klebstoff nicht zu sehen war.

19
    Es würde eine denkwürdige Fahrt werden, dachte Mrs. Pollifax, wenn es überhaupt eine Zukunft für sie gab, um sich erinnern zu können. Sie konnte weder Weg noch Steg hinter sich sehen, während sie in der Dunkelheit durch Brachland holperten. Auf der Ladefläche, wo es nichts gab, woran sie sich hätten festhalten können, wurden sie herumgeworfen wie Murmeln in einer Schachtel. Rashid fuhr zwar nicht schnell, doch zügig. Er schien einem Weg zu folgen, der ihm vertraut war. Sie schaukelten und rutschten auf ständig geneigter Ladefläche, da der Laster laufend hangauf, hangab ratterte. Rashid fuhr ohne Licht, aber glücklicherweise minderte die Mondsichel hoch am Himmel die Dunkelheit ein wenig, und er kannte den Weg offenbar gut.
    Als der Wagen eine Kuppe erreichte und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher