Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
gelangen, wo Sie einen neuen Flugschein und eine neue Bordkarte bekommen.«
Aber seine Worte erschienen ihr nicht real, zu viele Ungewißheiten und ein Hindernis namens Rouida ließen alles nur als Wunschtraum erscheinen.
Max sagte ungeduldig: »Aber hat das nicht Mißtrauen in Rouida erregt?«
Sidi Tahar zuckte mit den Schultern. »Ich werde da und dort und dann und wann eingeladen, wenn es Allahs Wille ist. Es ist bekannt, daß ich umherwandere, denn es ist eine Aufgabe des Ordens, dem ich angehöre, den Armen zu helfen, und die Armen sind überall.« Er lächelte. »Es heißt, daß Demut der Reichtum der Armen ist und daß bei den Reichen zu sitzen ein kaltes Herz macht... Danach richtet sich das Gesetz der Bruderschaft, das auf dem Koran beruht.«
»Ich verstehe«, sagte Mrs. Pollifax, gerührt von diesen Worten. Ihr Blick fiel auf Ahmad. Sie sah, daß er jetzt Sidi Tahars Hand hielt. Ihr entging auch seine andächtige Miene nicht. Er übertrug seine »Heldenverehrung« jetzt auf Sidi Tahar
- und das war gut so, sagte sie sich streng, denn von ihnen hier hatte Sidi Tahar die größte Chance, zu den Polisarios durchzukommen. Sie und Max waren Fremde, Verkleidete aus dem Westen, .und so sorgfältig von der Polizei gesucht.
Sie vergruben die leere Ölsardinendose und die Orangenschalen unter den Steinen und stapften weiter. »Es ist jetzt nicht mehr weit«, versicherte ihnen Sidi Tahar und führte sie mit langen, sicheren Schritten, wobei seine Dschellabah lose wie ein Cape hinter ihm her flatterte.
Im Osten erhellte sich der Himmel merklich, die dunklen Schatten der Felsen schrumpften, die frische Luft verriet bereits einen Hauch Wärme nach der kalten Nacht, und ein leichter Wind kam auf. Während sie weitermarschierten, fiel Mrs. Pollifax auf, daß sie bald nur noch Sand unter den Füßen hatten und daß die Felsen endgültig hinter ihnen lagen. Als eine niedrige Anhöhe vor ihnen emporragte, hob Sidi Tahar die Hand. »Horchen Sie!« sagte er lächelnd.
Der sanfte Wind trug das Krähen eines Hahnes herbei. »Ein Dorf?« stöhnte Mrs. Pollifax.
»Ja. Rouida liegt links von uns. Wir werden den Berg nicht hochsteigen, sondern kriechen, bitte.« Es war ein schräger, nicht sehr langer Hang, und als Mrs. Pollifax, auf dem Bauch liegend, oben angelangte und über die Kuppe spähte, hielt sie den Atem an. Unmittelbar voraus lag die Wüste, diese große einsame Weite, von keinen Bäumen, keinen Dörfern, keinen Menschen in ihrer Majestät gebrochen, und im Augenblick nur vom Mond beleuchtet, der jeden Moment hinter den Horizont gleiten würde. Sie schaute und staunte: Hier war die Welt von Nomaden und Einsiedlern, von Männern Gottes wie de Foucald, von versteckten Oasen und den Gräbern von Karawanenleuten und Forschern. Sie drehte den Kopf nach links und sah etwa einen Kilometer entfernt die schattenhaften Umrisse von Rouida, einer Ansammlung von niedrigen Häusern mit Flachdächern.
Plötzlich deutete Max. »Schauen Sie! Was ist das?«
Weit entfernt, auf der vor einem Augenblick noch leeren Wüste, hoben sich verschwommene Formen am Horizont ab. So plötzlich waren sie dort aufgetaucht, als wären sie einen steilen Berg hochgeklettert und mit einemmal an seinem Kamm sichtbar geworden. Die winzigen Figuren erstreckten sich in einer Einserreihe über einen Kilometer von Ost nach West.
»Das sind Kamele, müssen Kamele sein«, sagte Max fast ehrfürchtig. »Es ist eine Karawane!«
»So viele!« flüsterte Mrs. Pollifax und beobachtete staunend, wie hundert oder mehr Kamele allmählich aus der hammada, der Geröllwüste, kamen. Ihr gemächlicher Schritt kündete von langen, anstrengenden Reisetagen voll Staub und Hitze. »Ich wußte gar nicht, daß es überhaupt noch Karawanen gibt. Sidi Tahar, was transportieren sie?«
»Vieles«, antwortete er. »Unbeladen wären es Kamele, die auf dem Markt verkauft werden sollten. Sind sie beladen, bringen sie Handelsware von Mali und Senegal oder Mauretanien - Gewürze, Ziegenfelle, Kupfergefäße, Elfenbein, Gold, auch von Nomaden - wie Berbern und Tuareg - angefertigte Teppiche und Schmuck.« Er zuckte mit den Schultern. »Für uns ist ihre Ankunft sehr günstig, denn sie bedeutet Ablenkung. Wir steigen nach Rouida hinunter, bevor die Karawane näherkommt - sie ist noch etwa eine Stunde entfernt -, denn in dem Durcheinander...« Er blickte die beiden Erwachsenen streng an. »Sie hofften, sich ein bißchen ausruhen zu können, das weiß ich, aber das ist ein Geschenk Allahs für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher