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Und dann der Tod

Und dann der Tod

Titel: Und dann der Tod
Autoren: Iris Johansen
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hereingerannt kam. »Was ist los? Ich habe die Motoren gehört –«
    »Raus hier. Du mußt hier raus.« Sie stürzte auf das Kinderbett zu und riß das Moskitonetz weg. Josie strahlte sie an.
    »Schaff sie weg.«
    »Wovon zum Teufel redest du?«
    »Armeelastwagen sind angekommen. Aber das ging zu schnell.« Sie hob Josie in ihre Arme und wickelte sie in eine Decke. »Die dürften eigentlich noch nicht hier sein.«
    »Du solltest sie nicht anfassen.«
    »Dann nimm du sie. Bloß raus hier. Diese Lastwagen dürften noch gar nicht hier sein.«
    »Das weißt du doch nicht. Sie könnten –«
    »Hier stimmt was nicht. Mein Gefühl sagt es mir.« Sie legte Josie Emily in die Arme. »Geh jetzt. Nimm den Hinterausgang und lauf in die Berge. Ich werde zum Dorfplatz gehen und die Lage erkunden. Wenn alles in Ordnung ist, hole ich dich wieder.«
    »Bist du verrückt geworden? Ich laß dich doch hier nicht allein.«
    »Du mußt gehen. Du mußt Josie wegbringen. Sie ist noch ein Baby. Sie ist hilflos. Was, wenn … Sie könnten ihr weh tun, Emily.«
    Emily betrachtete Josie in ihren Armen. »Niemand würde ihr weh tun.«
    »Doch.« Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Du hast keine Ahnung, was … Mein Gott, geh endlich.«
    »Dann kommst du mit.«
    »Nein, eine von uns muß die Lage erkunden.«
    »Dann laß mich das machen.« Emily wandte sich der Haustür zu.
    »Nein.« Bess packte Emily an den Schultern. »Hör auf mich.
    Du bist Ärztin. Du hast selbst ein Kind. Was weiß ich schon von Babys? Es ist nur logisch, daß du diejenige bist, die –« Emily schüttelte den Kopf. »Du darfst Josie nicht gefährden, um mich zu beschützen. Ich will das nicht, Emily.« Bess schob sich an ihr vorbei zur Tür. »Spiel jetzt nicht verrückt. Tu, was ich dir sage.
    Ich hole dich, wenn keine Gefahr mehr besteht.« Sie spürte förmlich Emilys fassungslosen Blick.
    »Bess!«
    »Wage es nicht, mir zu folgen. Und jetzt raus hier.« Sie rannte zum Dorfplatz.
    Komm bloß nicht hinter mir her, betete Bess. Lauf, Emily.
    Bring dich in Sicherheit, Emily.
    Männer stiegen aus den Armeelastwagen. Männer in weißen Schutzanzügen und mit Helmen. In der Dunkelheit leuchteten sie wie Geister. Ein Mann bewegte sich auf den Brunnen zu. Die anderen schwärmten aus und gingen in die Häuser am Platz. Ein Mann stand ruhig hinten an einem der Lastwagen und wartete.
    Bess holte tief Luft. Es konnte ja auch sein, daß alles in Ordnung war. »Sie sind zu spät gekommen«, rief sie, während sie auf ihn zulief. »Sie sind fast alle tot. Alle sind –« Der Mann, der jetzt am Brunnen stand, schüttete etwas ins Wasser. »Was machen Sie da? Es ist zu spät, um –«
    Der Mann am Lastwagen drehte sich zu ihr um.
    Sie schnappte nach Luft, als die Scheinwerfer sein Gesicht hinter dem durchsichtigen Visier beleuchteten. Instinktiv wandte sie sich ab, um loszurennen.
    Seine behandschuhte Hand fiel auf ihre Schulter. »Sie haben recht, es ist zu spät.«
    Das letzte, was sie mitbekam, war seine Faust, die auf ihr Gesicht zielte.

Kapitel 3
    Weiße Wände. Der starke Geruch von Desinfektionsmitteln.
    Derselbe Geruch hatte in der Luft gehangen, als Bess nach Danzar im Krankenhaus aufgewacht war.
    Nein.
    Sie geriet in Panik und riß die Augen auf.
    »Keine Angst.« Ein Mann lächelte auf sie herab. In den Vierzigern, dunkle Haut, indianische Gesichtszüge, Hakennase, die Schläfen angegraut. Sie hatte ihn nie zuvor gesehen.
    Sie versuchte, sich aufzusetzen, sackte aber wieder zusammen, weil ihr schwindlig wurde.
    »Sie dürfen sich nicht zu schnell bewegen«, sagte der Mann beruhigend. »Sie sind sehr krank gewesen. Wir wissen noch nicht, ob das Fieber schon weg ist.«
    »Fieber?«
    War er ein Arzt? Er trug eine graue Armeeuniform.
    Auszeichnungen schmückten seine Brust. »Wer sind sie?«
    Er deutete eine Verbeugung an. »Colonel Rafael Esteban. Ich habe den Auftrag, mich um die bedauerliche Situation in Tenajo zu kümmern.«
    Tenajo.
    Mein Gott, Tenajo.
    Er betrachtete die Geschehnisse als bedauerlich? Welche Untertreibung. »Wo bin ich?«
    »San Andreas. Eine sehr kleine medizinische Einrichtung der Armee.«
    »Wie lange bin ich schon hier?«
    »Zwei Tage. Sie wurden direkt hierhergebracht, nachdem einer meiner Männer Sie in Tenajo gefunden hat.«
    »Einer Ihrer Männer?« Jetzt erinnerte sie sich wieder. Kalte blaue Augen, hohe Wangenknochen und ein Gesicht, das hart, häßlich und brutal war. »Er hat mich niedergeschlagen.«
    »Kaldak wurde schon disziplinarisch
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