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Und dann der Tod

Und dann der Tod

Titel: Und dann der Tod
Autoren: Iris Johansen
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noch kleiner war, hatte sie ihr immer M&M’s mitgebracht –
    »Was zum Teufel machst du da?« fragte Emily.
    Bess blickte hinab auf ihre Kamera, mit der sie eben ein Foto von Emily und dem kleinen Jungen aufgenommen hatte.
    Scharf stellen.
    Abdrücken.
    Schon wieder Danzar.
    Aber hier mußte sie keine Fotos machen. Hier gab es keine Geheimnisse oder versteckte Massengräber. »Ich weiß nicht.«
    Sie verstaute die Kamera in ihrer Jacke.
    »Hör auf zu weinen.«
    Sie hatte gar nicht gemerkt, daß sie weinte. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Was immer hier auch passiert ist, es ist schnell gegangen. Die meisten Leute gehen nach Hause, wenn ihnen übel wird.«
    Emily erhob sich. »Vielleicht haben einige das auch gemacht.
    Ich muß es herausfinden. Es ist verrückt. Ich habe noch nie von einer Seuche gehört, die so schnell tödlich wirkt, außer vielleicht Ebola.«
    Bess erstarrte. »Ebola? In Mexiko?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß es sich darum handelt. Es gibt alle möglichen neuen Viren, und nach allem, was ich weiß, könnte es sich um eine Trinkwasserverseuchung handeln. Vielleicht Cholera. Die grassiert hier in Mexiko immer noch viel zu häufig.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich habe noch nie davon gehört, daß sie so extrem und so schnell ausbricht. Außerdem sehe ich keinerlei Anzeichen von Erbrechen oder Durchfall. Ich verstehe es einfach nicht.« Sie ging hinter den Verkaufstresen und nahm den Telefonhörer von der Wand.
    »Was immer es sein mag, wir brauchen Hilfe. Ich bin keine Seuchenexpertin–« Sie legte auf. »Kein Freizeichen. Großartig.
    Wir müssen es im Haus nebenan versuchen.«
    Im nächsten Haus fanden sie zwar keine Toten, aber das Telefon funktionierte auch dort nicht. »Ich möchte, daß du Tenajo verläßt«, sagte Emily zu Bess.
    »Du kannst mich mal.«
    »Ich habe nicht angenommen, daß du gehen würdest, aber ich wollte es wenigstens versuchen.« Emily zuckte die Achseln.
    »Wir haben uns wahrscheinlich längst angesteckt. Laß uns nachsehen, ob wir noch Überlebende finden.«
    In den folgenden drei Stunden fanden sie dreiundvierzig Tote.
    Die meisten in ihren Häusern. Im Bett, in der Küche, im Bad.
    Und sie fanden Ricos Mutter.
    Sie lag auf einem Sofa, und Rico kniete neben ihr auf dem Boden und hielt ihre Hand.
    »Oh, verdammt«, flüsterte Bess.
    »Es hatte keinen Sinn, sie zu Ihnen zu bringen«, sagte Rico tonlos. »Sie ist tot. Meine Mutter ist tot.«
    »Sie sollten sie nicht berühren«, sagte Emily sanft. »Wir wissen nicht, was sie getötet hat.«
    »Pater Juan hat sie getötet. Er hat dafür gesorgt, daß sie hiergeblieben ist.«
    Emily öffnete ihre Tasche und nahm eine Schutzmaske und Handschuhe heraus. »Ziehen Sie das über.«
    Er reagierte nicht.
    »Rico, Sie müssen –«
    »Er hat sie getötet. In der Stadt hätte ich sie in ein Krankenhaus bringen können.« Er stand auf und ging zur Tür.
    »Es war der Priester.«
    Bess trat ihm in den Weg. »Rico, es ist nicht –«
    Er stieß sie zur Seite und rannte aus dem Haus.
    »Such weiter«, rief Bess Emily über die Schulter hinweg zu und lief Rico hinterher. »Ich kümmere mich um ihn.«
    Sie fragte sich, warum sie sich überhaupt Sorgen machte. Der Priester war wahrscheinlich auch tot. Wie alle anderen in Tenajo.
    Gott, sie wünschte, die Hunde würden aufhören zu jaulen.
    Rico stand über den Priester gebeugt, als sie in die Kirche stürmte.
    »Gehen Sie weg von ihm, Rico.«
    Rico rührte sich nicht.
    Sie stieß ihn zur Seite und kniete neben dem Priester nieder. Er rang nach Luft, aber sie stellte erleichtert fest, daß er noch lebte.
    »Haben Sie ihn geschlagen?«
    Rico schüttelte den Kopf.
    »Bringen Sie mir Wasser.«
    Rico rührte sich nicht.
    »Machen Sie schon«, sagte sie scharf.
    Widerwillig wandte er sich um und ging zum Weihwasserbecken an der Tür.
    Sie glaubte nicht, daß Wasser etwas nützen würde, aber so konnte sie Rico eine Zeitlang von dem Priester ablenken.
    »Pater Juan, können Sie sprechen? Wir müssen wissen, was hier passiert ist. Wissen Sie, ob noch jemand anders am Leben ist?«
    Die Augen des Priesters öffneten sich. »Die Wurzel … die Wurzel …«
    Wollte er sagen, daß sie vergiftet worden waren? Vielleicht lag Emily mit ihrer Vermutung über eine Verseuchung richtig.
    »Was ist hier geschehen? Was hat diese Menschen getötet?«
    »Die Wurzel …«
    »Lassen Sie ihn sterben.« Rico stand wieder neben ihr.
    »Wo ist das Wasser?«
    Er starrte in das Gesicht
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