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Und dann der Tod

Und dann der Tod

Titel: Und dann der Tod
Autoren: Iris Johansen
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werde mir Mühe geben, daran zu denken«, erklärte sie feierlich.
    »Fertig?« Emily kam zum Jeep und reichte Rico die Kiste mit den Kochutensilien. »Auf geht’s. Mit ein bißchen Glück sind wir um zwei in Tenajo, und ich kann um vier schon in einer Hängematte schaukeln. Ich kann es gar nicht abwarten. Ich bin sicher, es ist das Paradies auf Erden.«

Kapitel 2
    Tenajo war nicht das Paradies.
    Es war einfach ein Dorf, das in der Nachmittagssonne brütete.
    Vom Berg aus, der sich über dem Dorf erhob, konnte Bess einen malerischen Brunnen im Zentrum sehen. Der Platz war mit Kopfsteinen gepflastert und an drei Seiten von einfachen Ziegelbauten eingefaßt. Am hinteren Ende stand eine kleine Kirche.
    »Ist doch hübsch.« Emily richtete sich im Jeep auf. »Wo ist die Dorfkneipe, Rico?«
    Er wies auf einen Weg abseits der Durchfahrtsstraße. »Sie ist sehr klein, aber sauber.«
    Emily seufzte selig. »Ich kann meine Hängematte fast schon sehen, Bess.«
    »Ich bezweifle, daß du bei all dem Gejaule ein Nickerchen machen kannst«, sagte Bess trocken. »Sie haben ja die Koyoten gar nicht erwähnt, Rico. Ich glaube nicht, daß …« Sie erstarrte.
    Gott, nein. Bloß keine Koyoten.
    Hunde.
    Sie hatte dieses Geräusch schon einmal gehört.
    Das waren heulende Hunde. Dutzende von Hunden. Und das klagende Geheul kam von unten aus den Straßen.
    Bess fing an zu zittern.
    »Was ist los?« fragte Emily. »Stimmt was nicht?«
    »Nichts.« Es konnte nicht sein. Sie bildete sich das ein. Wie viele Male war sie mitten in der Nacht aufgewacht vom Heulen jener Phantomhunde?
    »Erzähl mir doch nichts. Bist du krank?« fragte Emily.
    Es war keine Einbildung.
    »Danzar.« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Es ist verrückt, aber
    … Wir müssen uns beeilen. Schneller, Rico.«
    Rico trat das Gaspedal durch, und der Jeep raste die Straße ins Dorf hinunter.
    Sie sahen die erste Leiche erst, als sie schon im Ort waren.
    Eine Frau lag zusammengekrümmt im Schatten des Brunnens.
    Emily griff sich ihren Arztkoffer, sprang aus dem Jeep und beugte sich über die Frau. »Tot.«
    Bess hatte gewußt, daß sie tot war.
    »Warum liegt sie gerade hier?« fragte Emily. »Warum hat ihr keiner geholfen?«
    Bess stieg aus dem Jeep. »Kümmern Sie sich um Ihre Mutter.
    Auf der Stelle. Bringen Sie sie her.«
    »Was ist denn hier los?« flüsterte Rico.
    »Ich weiß es nicht.« Es war die Wahrheit. Das hier war nicht Danzar. Was dort geschehen war, konnte hier gar nicht passieren. »Holen Sie einfach Ihre Mutter.«
    Er jagte die Straße hinunter.
    Bess wandte sich zu Emily um. »Wie ist sie gestorben?«
    Emily schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Keinerlei Anzeichen von Gewaltanwendung.«
    »Krankheit?«
    Emily zuckte die Achseln. »Ich kann es nicht sagen, nicht ohne Untersuchung. Was weißt du hierüber?«
    »Überhaupt nichts.« Sie bemühte sich, mit fester Stimme zu sprechen. »Aber ich fürchte, daß es noch andere Tote gibt.
    Dieses Heulen …« Sie eilte zur Taverne gegenüber dem Brunnen. »Nimm deine Tasche und komm mit.«
    Sie fanden vier Leichen in der Taverne. Zwei junge Männer, die über einem Tisch zusammengesunken waren, vor sich einen Haufen Chips und Geld. Ein alter Mann lag hinter der Theke.
    Eine violett gekleidete Frau war auf der Treppe zusammengebrochen.
    Emily ging von einem zum anderen.
    »Alle tot?« fragte Bess.
    Emily nickte. »Komm her.« Sie öffnete ihre Tasche, nahm eine Schutzmaske und Gummihandschuhe heraus und gab sie Bess. »Zieh das an.«
    Bess zog sich die Maske und die Handschuhe über.
    »Glaubst du, es ist ansteckend?«
    »Es kann nicht schaden, vorsichtig zu sein.« Sie ging zur Tür.
    »Woher hast du es gewußt?«
    »Die Hunde. Als ich nach Danzar kam, hörten wir schon Meilen vorher die Hunde heulen. Alle im Dorf waren von der Guerilla abgeschlachtet worden.«
    »Alle«, wiederholte Emily. Sie richtete sich auf. »Nun, diese Leute hier sind nicht an Verletzungen gestorben, und bloß weil ein paar Hunde jaulen, heißt das noch lange nicht, daß alle tot sind. Komm, laß uns jemanden suchen, der uns erzählen kann, was passiert ist.«
    Sie fanden niemanden im ersten Haus, das sie betraten. Zwei Tote im Laden nebenan. Eine Frau hinter dem Tresen und ein kleiner Junge, auf dem Boden zusammengekrümmt.
    Schokoladenbonbons waren um ihn herum verstreut. Seine Hand hielt Süßigkeiten umklammert.
    Die Hände waren mit Schokolade verschmiert, registrierte Bess stumpf. Kinder liebten Süßigkeiten. Als ihre Nichte Julie
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