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Und dann der Tod

Und dann der Tod

Titel: Und dann der Tod
Autoren: Iris Johansen
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Daß Kaldak seinem Befehl zu töten widerspruchslos Folge leistete, hätte ihm das vertraute Überlegenheitsgefühl bescheren müssen. Diesmal blieb es aus.
    Wenn es soweit war, würde Kaldak das gleiche Schicksal ereilen wie Galvez. Noch brauchte Esteban das gesamte Team, um diese Phase des Auftrags durchzuführen.
    Aber nach Tenajo …
    »Bist du wach?« flüsterte Emily.
    Bess war versucht, nicht zu antworten, aber ihr war klar, daß es nichts nützen würde. Sie drehte sich in ihrem Schlafsack zu ihrer Schwester um. »Ich bin wach.«
    Nach kurzem Schweigen sagte Emily: »Habe ich schon mal irgend etwas gemacht, das nicht zu deinem Guten war?«
    Bess seufzte. »Nein. Aber es ist mein Leben. Ich will meine eigenen Fehler machen. Das hast du noch nie begriffen.«
    »Und das werde ich auch nie begreifen.«
    »Weil wir zu verschieden sind. Ich habe lange gebraucht, um herauszufinden, was ich wollte. Du hast immer gewußt, daß du Ärztin werden wolltest, und du hast nie gezweifelt.«
    »Keine Arbeit ist es wert, das auszuhalten, was du durchlitten hast. Warum zum Teufel machst du das?«
    Bess schwieg.
    »Siehst du denn nicht, daß ich mir Sorgen um dich mache?«
    fuhr Emily fort. »Ich habe dich noch nie so erlebt wie jetzt.
    Warum sprichst du nicht mit mir?«
    Emily ließ nicht locker, und Bess war zu erschöpft, um sich mit ihr anzulegen. »Es sind die … Ungeheuer«, sagte sie zögernd.
    »Was?«
    »Es gibt so viele Ungeheuer auf der Welt. Als Kind dachte ich immer, Ungeheuer existierten nur in Filmen, aber sie sind mitten unter uns. Manchmal verstecken sie sich, aber wenn du ihnen erst die Möglichkeit gibst, kriechen sie aus ihren Höhlen hervor und reißen dich in Stü –«
    Blut. So viel Blut.
    Die Babys …
    »Bess?«
    Sie fing wieder an zu zittern. Bloß nicht daran denken.
    »Wir halten die Ungeheuer auf, wann immer wir können«, sagte sie mit bebender Stimme. »Aber die meisten Leute stumpfen ab, sie werden faul und sind zu beschäftigt. Und wenn dann die Ungeheuer hervorkriechen, muß irgend jemand die Aufgabe übernehmen zu zeigen, daß sie da sind.«
    »Mein Gott«, flüsterte Emily. »Wer zum Teufel hat dich zur Jeanne d’Arc ernannt?«
    Bess spürte, wie sie rot anlief. »Das ist unfair. Ich weiß, es hört sich idiotisch an. Aber ein bißchen komme ich mir tatsächlich vor wie Jeanne d’Arc. Ich habe immer Angst.« Sie versuchte, es ihrer Schwester begreiflich zu machen. »Es ist ja nicht so, daß ich ständig nach Ungeheuern Ausschau halte, aber bei meiner Arbeit passiert es einfach. Und wenn es soweit ist, kann ich etwas unternehmen. Du rettest jeden Tag Menschenleben. Das könnte ich nie, aber ich kann … wachsam sein.«
    »Und ich kann versuchen, dich vor dir selbst zu schützen. Laß uns darüber sprechen und sehen, was –«
    »Tu mir das nicht an, Emily. Bitte. Nicht jetzt. Ich bin zu müde.«
    Emily streckte ihre Hand nach Bess aus und berührte sanft ihre Wange. »Das liegt an deiner Arbeit. Du bist zu impulsiv, und jedesmal rennst du in etwas hinein und wirst verletzt. Diese Reise nach Danzar war fast so katastrophal wie deine Ehe mit diesem Taugenichts Kramer.«
    »Gute Nacht, Emily.«
    Emily verzog das Gesicht. »Nun gut, ich habe ja zwei Wochen Zeit für diese Aufgabe.« Sie drehte sich um und wickelte den Schlafsack um sich. »Nach Tenajo wirst du bestimmt zugänglicher sein.«
    Bess schloß die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Sie war müde, und alles tat ihr weh nach der holprigen Fahrt. Es dürfte ihr nicht schwerfallen einzuschlafen.
    Sie war hellwach.
    Sie fühlte sich wund und hatte Schmerzen, und Emilys Hartnäckigkeit nervte zusätzlich. Sicherlich hatte sie Fehler gemacht. Eine schlechte Ehe, einige vergebliche Anläufe in ihrer Karriere. Ihr Privatleben war vielleicht nach wie vor ein Chaos, aber jetzt hatte sie einen Beruf, den sie liebte; sie verdiente gut und war unter ihren Kollegen geachtet. Wenn sie hin und wieder aus der Bahn geworfen wurde, dann mußte sie das einfach akzeptieren. Danzar war die Ausnahme, nicht die Regel. Einen Horror, wie er ihr dort begegnet war, würde sie nie wieder erleben.
    Alles, was sie brauchte, waren zwei friedliche Wochen, in denen sie langweilige Fotos von Plätzen und Cafés machte.
    Dann konnte sie wieder durchstarten.
    Als Kaldak ins Lager zurückkehrte, waren die Lastwagen und die Ausrüstung schon eingetroffen. Galvez überwachte die Verteilung der Ausrüstung an die Männer.
    Kaldak sah schweigend zu, bis Galvez fertig
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