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UNBÄNDIGE LUST - 1. Teil (German Edition)

UNBÄNDIGE LUST - 1. Teil (German Edition)

Titel: UNBÄNDIGE LUST - 1. Teil (German Edition)
Autoren: Pauline Aury
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ja, ich weiß das Olympe de Gouges eine
Kurtisane war, bevor sie zur Frauenrechtlerin wurde. Théroigne de Méricourt war
eine Maitresse. Von ihr heißt es, dass ihr nackter Busen so erregend und schön
war, dass die Leibwächter des Königs Ludwig des XVI. bei ihrem Anblick so den
Verstand verloren, dass sie während des sogenannten Tuileriensturms am 10.
August 1792, bereitwillig das Tor des königlichen Palastes öffneten. Ein
fürchterliches Blutbad nahm seinen Lauf.«    
    Andrés historische Kenntnisse waren
beeindruckend und er hatte Recht. In den Anfängen der Französischen Revolution
waren die Frauenrechtlerinnen in der Tat noch sehr freizügig gewesen. Erst als
die Jakobiner die Macht übernahmen, wurde ein strenger Moralkodex für das
Bürgertum durchgesetzt, um sich vom ausschweifenden Lebenswandel des Adels und
der Geistlichkeit abzugrenzen. Damals wurden die Grundlagen für Sitte und
Anstand gelegt, die im Grunde genommen noch heute Gültigkeit haben. Die
Frauenbewegung selbst wurde im Übrigen sehr schnell wieder im Keim erstickt und
alle Frauenvereine verboten.
    »Ich bin erstaunt, dass Du Dich so gut
auskennst.«
    »Es war die Zeit des Marquis de Sade, des
Giacomo Casanova«, antwortete er schmunzelnd. »Eine sehr interessante und
freizügige Epoche. Der Präsident der französischen Nationalversammlung Comte de
Mirabeau schrieb - wie viele andere - erotische Literatur und hatte noch in der
Nacht seines Todes Verkehr mit zwei Damen gleichzeitig. Im Übrigen muss doch
auch ein Macho wissen, wie die Gegenseite denkt.«
    »Du siehst Frauen als Gegner an?«
    »Nein, natürlich sehe ich Frauen nicht als
Gegner. Vor allem Dich nicht. Du bist eine bezaubernde, sehr leidenschaftliche
und ungeheuer erotische Frau. Obendrein gebildet und sehr intelligent. Leider
bist Du noch nicht bereit, die Dir auferlegten gesellschaftlichen Konventionen
abzulegen. Aber so wie ich Dich einschätze, kommt das noch.«
    Er konnte es nicht lassen, in mein Innerstes zu
blicken. Diese Stimme, diese Augen. Dennoch gelang es mir mit fester Stimme zu
antworten:
    »Nein, das glaube ich nicht. Die Konventionen
sind mir nicht auferlegt. Ich lebe freiwillig danach und ich lebe gerne
danach.«
    Jedenfalls bis vor kurzem, schoss es mir durch
den Kopf. 
    »Wenn Frauen nicht Deine Gegner sind, wer ist es
dann?«
    »Die Dummheit. Als Künstler kämpfst Du immer
gegen die Dummheit.«
    »Du hältst den Feminismus für eine Dummheit?«
    »Sagen wir so. Der radikale Feminismus, der die
biologischen und genetischen Unterschiede zwischen Mann und Frau einfach
leugnet, ist dumm. Gendergerechtigkeit ist eine Schimäre.«
    »Daran glaube ich auch nicht«, gab ich zu. »Aber
die moderne Frau besteht doch nicht nur aus Fleisch zur Befriedigung des
Mannes.«
    »Nein keineswegs, die offene zur Schaustellung,
die Über-Sexualisierung der Frau in den Medien ist banal. Schubladendenken,
Generalisierung, mehr nicht. Für mich sind diejenigen Frauen interessant, die
fühlen das Sinnlichkeit und Wollust elementar sind«, antwortete André und
schaut mich dabei bedeutungsvoll an. »Vielleicht können ihnen meine Werke als
Führer dienen, auf ihrem Weg zur Erfüllung ihrer geheimsten Fantasien.«
    Touché, in meinem Kopf überschlugen sich die
Bilder. Ja, das konnten sie. Verdammt! Irgendwie musste ich es schaffen dieses
Interview ordentlich zu Ende zu bringen.
    »Du willst die Zeit zurückdrehen. Du forderst
die erneute Unterwerfung der Frau«, sagte ich vorwurfsvoll.
    André lächelte überlegen.
    »Ja, ich spiele in meiner Arbeit mit diesen
Unterwerfungsfantasien, die im Übrigen auch viele Frauen haben. Mich fesselt
nun einmal die Welt des Eros in all seinen Schattierungen und Spielarten. Was
gibt es schöneres als einer Frau beim Orgasmus zu zusehen? Diese Ektase, diese
Entrücktheit mitzuerleben zu dürfen.«
    So wie bei mir. Schauer liefen mir über den
Rücken.
    Nun war es an der Zeit dieses Gespräch sofort zu
beenden, sonst war ich verloren. Ich straffte mich, schaute wie zufällig auf
meine Uhr und sagte ganz erschrocken:
    »Oh mein Gott, so spät. Tut mir leid, aber ich
muss jetzt wirklich gehen. Ich habe einen dringenden Termin.«
    Ich zeigte auf das Bild und schüttelte
entschuldigend den Kopf.
    »André, herzlichen Dank für die Fotografie, aber
ich kann Dein Geschenk nicht annehmen. Der Verhaltenskodex für Journalisten
verbietet es mir, so wertvolle Geschenke anzunehmen.«
    André sah mich unwillig an und sagte nachdrücklich:
    »Was
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