Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
UNBÄNDIGE LUST - 1. Teil (German Edition)

UNBÄNDIGE LUST - 1. Teil (German Edition)

Titel: UNBÄNDIGE LUST - 1. Teil (German Edition)
Autoren: Pauline Aury
Vom Netzwerk:
aus Pornografie Kunst werden
kann. Zugegeben erotische Kunst. Ein faszinierender Prozess. Ist es nicht
gerade das, was wird wollen, anspruchsvolle Erotik für die moderne Frau?«
 
    SWS nickte, aber ein missbilligendes Lächeln
umspielte ihren Mund.
    »Ja, natürlich müssen wir mit der Zeit gehen und
der heutigen, übersexualisierten Frau Rechnung tragen. Aber wir müssen diese
Entwicklung doch auch immer kritisch hinterfragen. André Donat lässt in Ihrem
Interview überhaupt keinen Zweifel daran, dass er ein übler Macho ist. Er geht
sogar so weit, die alte These wieder aufzuwärmen, dass sich im Grunde jede Frau
nach einem dominanten Mann sehnt und der ganze Feminismus widernatürlich sei.«
    »Ich gebe zu, Donat ist schon sehr dominant«,
antwortete ich beschwichtigend. »Dennoch finde ich seine Werke eher erotisch,
als sexistisch. Wohlmeinende Kritiker sagen sogar, Donat entziehe durch seine
Art der Verfremdung den Bildern jeglichen Pornoansatz.«  
    SWS sah mich zweifelnd an und sagte sehr
nachdrücklich:
    »Wenn ich nicht wüsste, dass Sie überzeugte
Feministin sind - Sie haben schließlich über Olympe de Gouges, die erste Frauenrechtlerin,
promoviert - würde ich sagen, dass Sie dem Künstler etwas zu bereitwillig auf
den Leim gegangen sind. Schließlich kann man doch Künstler und Werk kaum
voneinander trennen.«
    Als sie meine Dissertation erwähnte, wusste ich,
dass es nun nicht mehr viel bringen würde, mit ihr über André Donat und die
altbekannten Themen der Frauenbewegung zu diskutieren. Vielleicht hatte sie ja
sogar Recht, schließlich hatte ich zumindest körperlich jegliche Distanz zum
Künstler verloren. Ich musste innerlich lächeln, wenn die wüsste.
    »Was schlagen Sie vor?«, lenkte ich ein.
    »Ich denke, Sie sollten das Interview - falls
das möglich ist - mit dem Künstler fortsetzen, und einfach kritischere Fragen
zu den Themen stellen, die wir gerade besprochen haben. Sagen Sie ihm, dass Sie
seinen selbstgefälligen Machismus nicht billigen können. Treiben Sie ihn in die
Enge. Vielleicht wird er wütend und Sie können ihn entlarven. Seien Sie eine
kritische Journalistin.«
    Nun wurde ich langsam wütend. Die letzte
Bemerkung hätte sich meine verehrte Chefredakteurin wirklich sparen können. Das
war ganz schön heftig. Ist es etwa kritischer Journalismus, wenn wir andauernd
über die Sex-Eskapaden irgendwelcher sogenannter Promis berichten? Ich
schüttelte unwillig den Kopf, sah sie mit zornigen Augen an, stand auf und
verließ ohne ein weiteres Wort das Büro.
    In meinem Büro angekommen steigerte sich meine
Wut. Verdammt, jetzt war ich gezwungen André Donat wiederzusehen. SWS trieb
mich ihm geradezu in die Arme. Das konnte gefährlich werden. Für dieses
Zusammentreffen musste ich mich wappnen. Doch wie konnte ich mich wappnen?
    Da wir keine Handy-Nummern ausgetauscht hatten,
rief ich Donats Agentin Maria von Hohenstein an und bat um einen erneuten
Termin mit ihrem Künstler. Von Hohenstein reagierte zunächst sehr unwirsch und
arrogant, erst als ich ihr meine Schwierigkeiten mit der Chefredaktion ehrlich
schilderte, versprach sie mit André zu sprechen. Sie sei aber sehr skeptisch,
dass ein weiteres Treffen aufgrund seines engen Terminkalenders überhaupt
machbar sei. Doch schon wenige Minuten später rief sie freudig zurück:
    »Was haben Sie mit ihm gemacht? Er will sich
schon morgen Mittag wieder mit Ihnen treffen. Und…«, sie betonte den Nachsatz,
»… er ist sogar bereit, wie von Ihnen vorgeschlagen, in das Café Einstein,
Unter den Linden, zu kommen. Obwohl er sein Atelier um diese Zeit nur sehr
ungern verlässt«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich hatte dieses
bekannte Café mit Bedacht ausgewählt. Dort würde keine Gefahr bestehen mit ihm
allein sein.
    Natürlich fand ich Unter den Linden keinen
Parkplatz und musste deshalb im Westin Grand Hotel in der Friedrichstrasse
parken. Den Fußweg hatte ich nicht eingeplant und so erreichte ich das Café
erst zehn Minuten nach 13.00 Uhr. André Donat war noch nicht da. Behutsam
stellte ich die eingewickelte Fotografie auf die Sitzbank neben mir. Erst gegen
halb zwei erschien der Künstler. Gekleidet in seinen schwarzen Gehrock, einem
breitkrempigen Hut und gestützt auf einen Gehstock mit Silberknauf, durchmaß er
das vollbesetzte Kaffeehaus wie ein Herr aus einer anderen Zeit. An mehreren
Tischen erhoben sich die Gäste und begrüßten ihn mit Handschlag oder wenn es
sich um Frauen handelte mit engen Umarmungen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher