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Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Titel: Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel
Autoren: Walter Kempowski
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ihn in einem weißen Flanellanzug auftreten, das silberne Haar
wirr nach hinten geworfen. Seine Autobiographie diktierte er in seinem New Yorker Apartment in der Fifth Avenue, im Bett sitzend und Zigarre rauchend. Er starb 1910, wie er vorausgesagt hatte, im Jahr der Wiederkehr des Halleyschen Kometen.
    Der Umfang seiner veröffentlichten Werke übersteigt den der Fragment gebliebenen Manuskripte nur wenig. Es heißt, er habe mehr Bücher abgebrochen als beendet. Sein bekanntestes ist wohl »Die Abenteuer des Tom Sawyer«. Eigene Erlebnisse gingen darin ein sowie die Erinnerungen von Jugendfreunden aus Hannibal, die er von ihnen schriftlich erbeten hatte.
    Das Schuleschwänzen, Piratenspiel auf der Insel, wie Tom auf seiner eigenen Beerdigung auftaucht, drei Tage mit seiner Freundin Becky in einer Höhle eingeschlossen ist, Tante Polly und der brave Halbbruder Sid, die Angst vor dem Indianer-Joe, der zu guter Letzt entdeckte Schatz und die Aufnahme in die ehrbare bürgerliche Gesellschaft: als Kinderbuchautor und Humoristen hat man Mark Twain abgestempelt. Die Geschichte Toms aber ist – wie die Vita des Autors – eine amerikanische. Der Nichtsnutz und Herumtreiber, der zu Reichtum gelangt und Ruhm. Ein naiv-optimistisches Bild des erwachenden Kontinents.
    Sein Verdienst für die amerikanische Literatur ist es, die Umgangssprache zur Kunst erhoben zu haben. Die Fortsetzung »Die Abenteuer des Huckleberry Finn« bezeichnete
Hemingway als Vorbild der modernen amerikanischen Epik, und noch Salingers »Fänger im Roggen« ist als ein später Nachfahr zu betrachten.
    Als Kind hatte ich immer vor, den Zaun-Streich-Trick Tom Sawyers zu wiederholen, also so zu tun, als ob es einem Spaß macht, und es dann jemand anderem zu überlassen, der einem dafür dankt. Aber ich habe nie Zäune gestrichen oder etwas Ähnliches getan.

Jules Verne
    In meiner Jugend war Jules Verne bereits »out«, da lasen wir Hans Dominik, und später hatte ich dann keine Zeit mehr für so was. Die hübsch bunte Ausgabe seiner Romane im Verlag Bärmeier & Nikel habe ich mal billig erstanden. Von Kennern wird sie verschmäht, hin und wieder habe ich hineingesehen, ohne je gefesselt zu sein. Aber das will ja nichts heißen.
    »Der Kurier des Zaren«, »Reise um die Welt in 80 Tagen«, »Von der Erde zum Mond«, »Reise zum Mittelpunkt der Erde« – Jules Verne wurde durch den Verkauf seiner halbwissenschaftlichen Romane, in denen er technische Erfindungen des 20. Jahrhunderts vorwegnahm, ein reicher Mann. Noch zu Lebzeiten erschienen sie in einer Gesamtausgabe von achtundneunzig Bänden.
    Zu seinem großen Kummer aber galt er in der ernsthaften französischen Literatur nichts. Schon Émile Zola hatte geurteilt: »Seine hohen Verkaufszahlen sind für die Literatur ohne Bedeutung. Schließlich erscheinen auch Fibeln und Pfarrblätter in hohen Auflagen.«

    Jules Verne, der Jura studierte und kurze Zeit als Börsenmakler in Paris arbeitete, daneben Theaterstücke verfaßte und Opernlibretti, wurde 1863 mit dem Roman »Fünf Wochen im Ballon« bekannt, die Geschichte einer abenteurlichen Reise über den afrikanischen Kontinent.
    Er zog mit seiner Familie nach Auteuil, später nach Amiens, kaufte sich eine große Yacht (im Deutsch-Französischen Krieg war er bei der Küstenwache) und unternahm jedes Jahr längere Segeltouren, nach Portugal und Algier, nach Norwegen, Irland und Schottland. Im Alter, so heißt es, hatte er das wettergegerbte Gesicht eines Kapitäns.
    Aber das Leben meinte es nicht nur gut mit Jules Verne: Sein Sohn heiratete zuerst eine Schauspielerin und verführte dann eine Minderjährige, die ihm zwei Kinder in elf Monaten gebar. Und als er einem verwirrten Neffen finanzielle Unterstützung für eine Reise nach England verwehrte, schoß dieser mit einer Pistole auf ihn. Seitdem hinkte er.
    Jules Verne, der immer mindestens zehn Geschichten im voraus im Kopf hatte, ging jeden Tag um acht Uhr abends zu Bett, stand morgens vor fünf auf und arbeitete, langsam und mit größter Sorgfalt, bis zum Mittag. Nach dem Essen las er fünfzehn verschiedene Zeitungen, dann Journale und die Bulletins der wissenschaftlichen Gesellschaften über Naturkunde, Geographie, Astronomie, Technik. So brachte er es auf zwei Bücher pro Jahr, die in alle wichtigen Sprachen übersetzt, auf der ganzen Welt gelesen wurden.

Edgar Wallace
    Richard Horatio Edgar Wallace starb 1932 im Alter von sechsundfünfzig Jahren. Er schrieb 173 Kriminal- und Abenteuerromane, 957
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