Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)
Autoren: Pierdomenico Baccalario
Vom Netzwerk:
Gedanken vor sich hin. Zan-Zan trat einen Schritt auf die Vase zu, hinter der sich Jason versteckte. Julias Herz raste.
    Zan-Zan war eine sehr kleine Frau. Sie trug einen runden Hut und einen glockenförmigen blauen Umhang. Der Mann war kräftig, nicht allzu groß, hatte einen dunklen Bart und steckte in einem bodenlangen Mönchsgewand, zu dem die Turnschuhe, die er anhatte, nicht recht zu passen schienen.
    Zan-Zan griff in die Pflanze hinein und pflückte einige Kamillenblüten. »Ich bin mir nicht sicher, genug mitgenommen zu haben«, sagte sie.
    Der Mann nickte und eilte die Treppe hinunter. Die Frau folgte ihm. »Jetzt müssen wir aber weiter. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Julia beugte sich vor, um besser sehen zu können. Der Mönch mit den Turnschuhen hatte einen alten Rucksack geschultert. Sie stutzte. Sein Gesicht kam ihr irgendwie bekannt vor.
    Als der Klang der Schritte verebbte und der Schein der Fackel immer schwächer wurde, wagte sich Julia aus ihrem Versteck hervor und rief leise nach Jason. »Sie sind weg!«
    »Aua!«, zischte ihr Bruder und kam zum Vorschein. »Hab mir vorhin ganz schön wehgetan!«
    Die Zwillinge überlegten kurz, ob sie den beiden Fremden folgen sollten, das schien ihnen aber viel zu gefährlich.
    »Die zwei haben von einem Labor gesprochen«, sagte Julia.
    »Ja, das habe ich auch gehört.«
    »Und von Fallen.«
    »Und von Reihern, Pfeifern und Kaninchen«, ergänzte Jason.
    »Was könnte das bedeuten?«
    »Keine Ahnung.« Jason schaute sich die hohen Torflügel genauer an. »Wir haben aber ohnehin schon genug zu tun. Wir sollten Black Vulcano so schnell wie möglich finden und zur Villa Argo zurückkehren, bevor Mama und Papa merken, dass wir verschwunden sind. Also, wir wissen, dass sich Black hier versteckt hält und dass er alle Schlüssel von Kilmore Cove mitgenommen hat …«
    »Einschließlich des Ersten Schlüssels«, unterbrach Julia ihren Bruder. »Außerdem müssen wir Rick finden«, fügte sie hinzu. Ihre Stimme klang angespannt.
    »Mach dir mal keine Sorgen. Bestimmt geht es ihm gut.«
    »Aber …«
    »Du brauchst seinetwegen keine Angst zu haben. Wenn wir nach Kilmore Cove zurückkehren, wird er dort auf dich warten und …« Jason spitzte die Lippen und ahmte einen Kuss nach.
    »Idiot!«, schimpfte Julia.
    Jason umfasste einen silberfarbenen Torknauf und zog daran. »Sie haben nicht abgeschlossen«, flüsterte er aufgeregt.
    Julia biss sich auf die Unterlippe. »Sind dir eigentlich die Schuhe aufgefallen?«
    »Hm … «, machte Jason gedankenversunken.
    Sie erreichten eine große Terrasse mit Zinnen, in deren Mitte die Überreste eines Feuers schwelten. Links davon führte ein schmaler Wehrgang auf der Mauer der Festungsanlage entlang, auf dem man zu weiteren Terrassen gelangte, wo ebenfalls mehrere Feuer brannten.
    Die Nachtluft war trocken und mild. Der Vollmond tauchte alles in ein perlmuttfarbenes Licht.
    »Hast du mir überhaupt zugehört?«, fragte Julia.
    »Klar«, antwortete Jason. Er war zu den Zinnen am Rand der Terrasse gegangen und steckte den Kopf hindurch. Fast augenblicklich wich er zurück. »Oh!«
    Julia war neben ihren Bruder getreten und schaute ebenfalls nach unten. Vor Schreck blieb ihr die Luft weg. »Mannomann …«, murmelte sie. Im Unterschied zu Jason gelang es ihr jedoch, das Schwindelgefühl zu bezwingen und einen weiteren Blick zu riskieren.
    Wie eine riesige schlafende Schlange ruhten die Mauern der Festungsanlage auf dem Rand eines Abgrunds. Davor öffnete sich eine mehrere hundert Meter tiefe Schlucht, auf deren Grund viele kleine Lichter zu sehen waren. Sie gehörten zu einer Stadt, die sich an den Fuß der Felswand schmiegte.
    »Jason, alles klar?«, fragte Julia. Im Schein des Vollmonds leuchtete das Gesicht ihres Bruders gespensterhaft bleich. »Geht’s wieder?«
    »Jaja, sicher«, log er.
    »Ist dir schwindelig geworden?«, wollte Julia wissen.
    Jason verschränkte die Arme vor der Brust. »Machst du Witze?«
    »Hast du gesehen, wie tief es da runtergeht? Wir sind wohl hundert oder zweihundert Meter über der Stadt. Das hier ist zwei- oder dreimal so hoch wie die Klippen bei der Villa Argo …«
    »Julia, bitte hör auf«, bat Jason sie und wurde noch blasser.
    Julia griff nach seinem Arm, um ihn zu stützen. »Hast du das Gefühl, es dreht sich alles?«
    »Ja, das auch. Und mir ist schlecht.«
    »Du hast Höhenangst.«
    »Das kann nicht sein! Ich habe noch nie …«
    »So etwas kann ganz plötzlich kommen.«
    »Vielleicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher