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Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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schon wieder ein rotes Gesicht.
    »Hast du das wirklich gesagt?«
    »Nein, Signora Bloom«, schwindelte er. »Doch … also natürlich, bevor Sie gekommen sind … Jedenfalls hieß es immer, wir sollten nicht in der Nähe der Ungeheuer spielen. Ich meine, in der Nähe von diesem Haus … auch wegen des Affen.«
    »Was für ein Affe?«, wollte Anita wissen.
    »Wir … Wir glaubten, dass dort ein Affe lebt.«
    Dieses Mal lachte Anita. »Ein Affe? In Venedig? Das ist ein Scherz!«
    »Nein, das stimmt«, widersprach ihre Mutter.
    Erstaunt riss Tommaso die Augen auf.
    »Morice Moreau besaß tatsächlich einen Affen, als er hierher zog«, erklärte Mrs Bloom. Es war ein Berberaffe, an dem er sehr hing. Er hatte ihn so gerne, dass er ihn sogar auf einer Wand porträtiert hat.«
    »Das wusste ich ja gar nicht!«, sagte Anita. Ihr Interesse war schlagartig geweckt. »Wo denn?«
    »Genau an der Stelle, die ich gerade bearbeite. Und das ist noch nicht alles. Als Moreau dort oben in seinem Sessel starb, war es der Affe, der die Nachbarn holte …«
    »Was für eine Geschichte …«, murmelte Tommaso.
    »Und was ist mit dem Affen passiert?«, fragte Anita.
    Ihre Mutter zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Manche sagen, dass es das allein zurückgebliebene Tier war, das den Brand im Atelier verursachte.«
    »Donnerwetter!«, rutschte es Anita heraus. Dann blieb sie abrupt stehen. Ihr Rucksack fehlte! Sie schaute ihre Mutter an, doch diese hatte ihn auch nicht mitgenommen.
    »Es hat in dem Haus also wirklich gebrannt?«, wollte Tommaso wissen.
    »Allerdings. Und man kann von Glück sagen, dass …« Anitas Mutter brach jäh ab. »Warum zupfst du an meinem Ärmel herum, Anita?«
    »Gib mir bitte die Schlüssel. Ich habe meinen Rucksack vergessen.«
    »Brauchst du ihn denn unbedingt heute Abend noch?«
    »Da sind meine Hausaufgaben für morgen drin.«
    Inzwischen hatte sich der Himmel violett gefärbt. An seinen Rändern zeigte sich schon das abendliche Grau. Deutlich hob sich davor die noch blasse Sichel des Mondes ab.
    »Ich will endlich nach Hause, Liebling.«
    »Ich kann allein zurückgehen.«
    »Du bekommst das Schloss nicht auf.«
    »Doch, ganz bestimmt.« Anita streckte die Hand aus.
    »Ich beeile mich auch, versprochen! Glaub mir, ich werde noch vor dir zu Hause sein.«
    Die Schlüssel wechselten von Mrs Blooms Tasche in die Hand ihrer Tochter.
    »Pass auf der Treppe auf. Im Haus ist kein Licht.«
    Anita warf Tommaso einen Blick zu, aber der schüttelte den Kopf und Anita machte sich allein auf den Weg zurück zur Ca’ degli Sgorbi.
    Lautlos öffnete sich das Tor und schlüpfte in das kühle, finstere Treppenhaus. Ohne die Radiomusik kam ihr Morice Moreaus Haus plötzlich riesig vor. Es war, als würde es in der Dunkelheit wachsen und die Figuren an den Wänden zum Leben erwecken. Anitas Herz fing an zu rasen. Sie redete sich gut zu und stieg langsam die Treppe hinauf. Immer wieder wurde ihr Blick jedoch von den großen Schlangen an den Wänden gefangen genommen, die mit ihren langen Körpern die Fenster des ersten Stocks zu umklammern schienen. Ihre Mutter hatte ihr erklärt, dass die Malereien eigentlich keine Schlangen darstellen sollten, sondern mythologische Wesen: die Ungeheuer Skylla und Charybdis.
    Anita ließ die erste Etage hinter sich und erreichte die zweite Ebene des Hauses. Dort standen die Gerüste, die gegen das schwach von draußen einfallende Licht der Laternen wie eiserne Riesen aussahen.
    Während die Decken im ersten Stock ziemlich niedrig waren, reichten die des zweiten Obergeschosses mindestens dreieinhalb Meter hoch. Ihre Mutter arbeitete seit einigen Tagen an dem großen Salon, der sich auf der einen Seite zum Garten und auf der anderen Seite zum Canal di Borgo hin öffnete. Es war der eindrucksvollste Raum des Hauses.
    Anita kniff die Augen zusammen und versuchte, im Dämmerlicht etwas zu erkennen. Zum Glück war ihr Rucksack noch dort, wo sie ihn abgestellt hatte.
    Sie schnappte ihn sich und wollte gerade wieder die Treppe hinuntergehen, als ihr so war, als hätte sie ein Maunzen gehört.
    Wie angewurzelt blieb sie auf dem Treppenabsatz stehen. »Mioli?«, flüsterte sie kaum hörbar, da streifte ein Lufthauch ihre Wange. Vor Schreck hielt sie sich die Hand vor den Mund.
    War noch jemand im Haus?
    Anita ließ ihren Blick nach oben wandern, als sie erneut ein Maunzen vernahm.
    »Dummer Kater«, murmelte sie und biss sich grimmig auf die Lippen. »Sag bloß nicht, dass du da hinaufgeklettert
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