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Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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sehen, was Jason machte.
    Nur wenige Sekunden später stand ihr Bruder neben ihr. Unter den Ästen der Olivenbäume fühlten sie sich sicher.
    Ihr Retter holte seine Seile wieder ein und rollte sie geschwind um seinen Körper.
    »Vielen Dank«, sagte Jason.
    Der magere Junge antwortete nicht. Er hockte sich in eine Ecke und betrachtete aufmerksam die spitzen Dächer, die Türme, die Bögen und die dunklen Gebäude der Anlage. Erst nach einer Weile wandte er sich den Zwillingen zu. »Wer seid ihr?«, fragte er.
    »Wer bist du?«, fragte Julia zurück. »Und warum hast du uns geholfen zu entkommen?«
    »Ich mag die Männer des Priesters nicht«, antwortete er. »Seid ihr Diebe?«
    »Nein!« Julia schüttelte den Kopf.
    Überrascht zog der Junge eine Augenbraue hoch. »Was seid ihr denn dann?«
    »Wir sind einfache Reisende«, erklärte Julia.
    »Ich heiße Jason.«
    »Ich heiße Dagobert«, sagte der Junge und schaute Julia fragend an.
    »Ich bin Julia.«
    »Was machst du hier, Dagobert?«, wollte Jason wissen.
    »Ich bin euch gefolgt.«
    »Warum?«
    »Ihr habt mich neugierig gemacht.« Er schnaubte empört. »Und vorhin beinahe umgebracht.«
    »Wann?«
    »Als ihr die Hellebarde fallen gelassen habt.«
    »Dann musst du ja
außen
an der Mauer gewesen sein!«
    »Klar«, antwortete Dagobert und ließ seine Metallhaken klirren.
    Julia ging zu den Olivenbäumen hinüber und fuhr mit der Hand über einen der Stämme. »Wo sind wir hier eigentlich?«, fragte sie.
    »Auf dem Turm des Friedens«, antwortete Dagobert.
    »Du kennst dich gut in der Festung aus«, bemerkte Jason.
    »Nicht besser als meine Kollegen. Jeder von uns überwacht einen Abschnitt und hat seine geheimen Verstecke.« Dagobert schnüffelte hörbar. »Das verstehe ich nicht. Ihr stinkt gar nicht.«
    Warum sollten wir das?«
    »Ihr gehört nicht zu meinen Leuten. Deshalb müsstet ihr eigentlich Abflussdiebe sein«, erklärte der Junge.
    »Abflussdiebe? Und wer sind dann deine Leute?«
    »Die Dachsteiger«, antwortete der Junge.
    Julia war kurz davor, die Geduld zu verlieren. Dieses Frage-und-Antwort-Spiel kostete zu viel Zeit.
    »Soll das heißen, dass du ein Dieb bist?«, fragte Jason weiter.
    »Das heißt, dass der Abt der Firste mir vor fünf Jahren beigebracht hat, mit den Haken und Seilen zu klettern. Ich habe ihn seither noch nie enttäuscht.«
    Die Zwillinge wechselten besorgte Blicke. »Der Abt der Firste?«
    »Der Herr der Dachsteiger. Aber jetzt erzählt mir von euch«, forderte der Junge sie auf.
    »Wie schon gesagt, wir sind Reisende«, antwortete Julia ausweichend. »Wir sind hier, um eine bestimmte Person zu suchen.«
    »Und wie habt ihr es geschafft, in die Festung hinaufzukommen? Habt ihr einen Passierschein?«
    »Nicht wirklich«, erwiderte Julia.
    »Ich glaube euch nicht. Aber genauso wenig glaube ich, dass ihr Abgesandte der Kirche seid, auch weil du eine Frau bist«, sagte Dagobert und sah Julia direkt in die Augen.
    Sie trat verlegen von einem Bein aufs andere.
    »Natürlich!«, rief der Junge. »Ihr seid die Kinder von Kaufleuten.«
    »Wir sind …«, schaltete sich Jason ein, doch seine Schwester brachte ihn mit einem strengen Blick zum Schweigen.
    »Sagen wir mal … wir sind inkognito hier«, erwiderte Julia in der Hoffnung, das Thema damit nun endlich zu beenden.
    Aufmerksam betrachtete Dagobert Jasons Gesicht, der kurz davor war, ihm alles genauestens zu erzählen. »Ihr habt gesagt, ihr sucht jemanden.«
    »Ja, das ist richtig«, sagte Julia vorsichtig.
    »Wenn ihr diese Person nachts ausfindig machen wollt, obwohl während der Ausgangssperre niemand sein Haus verlassen darf, bedeutet das, dass es sehr dringend ist.«
    »Genau.«
    »Und ihr kennt euch in dieser Festung nicht aus.« Dagobert stand auf und ging um die Dachterrasse herum. »Deswegen braucht ihr jemanden, der sich hier zurechtfindet. Und dieser Jemand könnte ich sein.« Er machte eine kurze Pause. »Wenn ich euch helfen soll, müsst ihr mich aber zuerst überzeugen, dass ich auch etwas davon habe.«
    »Es wird dir sicher eine Menge Spaß machen«, versuchte es Jason.
    »Ich bin nicht zum Spaß hier«, sagte Dagobert. »Ich arbeite nachts. Und wer arbeitet, kann dafür Lohn erwarten.«
    »Was willst du denn dafür?«, fragte Julia.
    »Habt ihr Geld?«
    »Man sagt einem Dieb nicht, ob man die Taschen voller Geld hat«, erwiderte Julia schlagfertig.
    »Das stimmt. Aber ich glaube, ihr habt nicht einmal eine einzige Münze dabei.«
    Julia hielt dem Blick des Jungen stand,
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