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Überfall im Hafen

Überfall im Hafen

Titel: Überfall im Hafen
Autoren: Stefan Wolf
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doch nur um deine Sicherheit. Wenn in Weißbergers Garten
nachher die Schlacht hin und her wogt. Wenn Blut fließt und Zähne wackeln, wenn
die Einbrecher zum letzten Mittel greifen — dann, Pfote, muß ich dich in bester
Obhut wissen.“
    „Hähähäh“, machte Klößchen.
    Karl grinste.
    Gaby sagte: „Begleiten werde ich euch
selbstverständlich nicht. Du weißt ja, daß ich Gewalt hasse. Und ob ein
Einbrecher sich in eurer Falle fängt, ist sowieso fraglich. Deshalb bleibe ich
hier. Und zwar im Garten, im Keller, beim Besuch drin — oder wo ich will. Klar?
Bestimmt nicht auf meinem Zimmer.“
    „Selbstverständlich, wo du willst. Es
muß nicht dein Zimmer sein. Auch andere Orte bieten ausreichend Sicherheit.“
    Grinsend küßte er sie auf die Stirn.
    Gaby pustete ihm von unten ins Gesicht.
    Dann sah sie zu, wie die drei abzogen.
    Tim winkte zweimal, und natürlich
winkte sie zurück.
    Als die Jungs hinter der Hecke
verschwanden, kratzte sich Gaby an der linken Wade. Eine Mücke hatte
zugestochen.
    Jetzt galt es also, ein bißchen Zeit
totzuschlagen.
    Eine Weile schlenderte sie durch den
Garten und sah sich alles an. Später setzte sie sich auf die Terrasse, wo weiße
Korbmöbel standen.
    Die Hollywood-Schaukel bewegte sich
ohne Knarren und Quietschen. Gaby zog die Beine an und ließ sich wippen. Sie
wurde schläfrig. Erst nach einer Weile drangen die Stimmen in ihr Bewußtsein.
    Eins der großen Fenster vom Kaminzimmer
war geöffnet.
    Hineinsehen konnte sie nicht, weil sie
sich seitlich davon im toten Winkel befand. Aber sie hörte Wort für Wort, wie
Klößchens Vater sich sehr aufgeregt mit seinen Freunden unterhielt.
    Oma, die gern mal dazwischensprach oder
andern ins Wort fiel, hatte Sendepause. Vermutlich war sie gar nicht mehr
dabei, sondern in der Küche, um ein paar Sandwiches (belegtes Weißbrot) zu machen.
    Gaby überlegte. Sollte sie helfen? Sie
entschied sich dagegen.
    „...kenne ich euch doch“, hörte sie
Hermann Sauerlichs Stimme. „Ihr macht zwar auf fröhlich. Aber hinter euren
Faxen benehmt ihr euch — nein, seht ihr aus, als hätte jeder eine Leiche im Keller.
Stimmt’s?“
    Für Sekunden herrschte Schweigen.
    „Du kennst uns wirklich, Hermann“,
sagte Detlef von Sen kl dann. „Was unsere Ehefrauen nicht merken — du merkst
es. Ja, wir haben Kummer.“
    „Kummer?“ meldete Theo sich zu Wort.
„Es ist eine hundsgemeine... also, wir sitzen bis zum Hals in der Patsche.“
    „Nämlich?“ fragte Hermann.
    „Wir werden erpreßt“, sagte Jürgen, der
so häufig zu spät kam.
    „Erpreßt?“ Hermanns Stimme klang
verblüfft. „Wer von euch? Was? Jeder? Alle drei?“
    Offenbar antwortete ihm ein dreiköpfiges
Nicken. Denn Hermann prustete wie ein verblüffter Elefant, der seinen Rüssel
zum Wassertrinken eintaucht und dabei auf Buttermilch stößt.
    Gaby saß inzwischen kerzengerade,
schaukelte nicht mehr, sondern spitzte die Ohren.
    Hier in der Hafenstadt ging’s ja zu,
als bestünde die Welt nur aus Unterwelt — sogar bis in Oma Sauerlichs Villa
hinein. Nicht doch! Nur der Besuch war’s, der ein so heikles Thema aufs Tablett
brachte.

6. Übler Streich mit Folgen
     
    „Es ist eine haarsträubende
Geschichte“, ließ Detlef sich vernehmen. „Ich weiß nicht, ob ich die in einem
Atemzug erzählen kann.“
    „Ich helfe dir“, sagte Theo.
    „Ich auch“, echote Jürgen.
    „Aber ich fange an“, beharrte Detlef.
„Das war also so: Vor ziemlich genau einem Jahr faßten wir vier einen saublöden
Beschluß...“
    „Wieso ihr vier“, fiel Hermann ihm in
die Rede. „Ich dachte bis jetzt, ihr seid drei.“
    „Achim Heldt war dabei“, erklärte Theo,
der Spaßvogel. „Du kennst ihn doch. Heldt gehörte früher zu unserer Clique (Gruppe). Aber er ist irgendwie abgeglitten. Seit knapp einem Jahr nennt er sich
Arzneimittel-Hersteller. Sein Gesundheitstrank heißt Fitto-Top. Irgendein Mist,
der weder nützt noch schadet. Er inseriert in den Zeitungen, preist es an, hat
auch einen Vertreter, der angeblich die Apotheken beliefert. Was nicht wahr
ist. Dieser Ferdinand Lotzke, ein windiger Bursche übrigens, hausiert von Tür
zu Tür und dreht tumben Hausfrauen und halbblinden Rentnern das Wundermittel
an. Ist glatter Betrug. Irgendwann wird ihm, dem Heldt, die Polizei auf die
Schliche kommen.“
    „Hat das was mit eurer Erpressung zu
tun?“ wollte Hermann wissen.
    „Nee“, sagte Theo. „Ich will dich nur
über Achim Heldt aufklären — darüber, was aus ihm geworden ist.
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