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Überfall im Hafen

Überfall im Hafen

Titel: Überfall im Hafen
Autoren: Stefan Wolf
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stellen. Aber
dann sagten wir uns: Es ist ein verdammter Unfall. Wir wollten niemanden
umbringen. Wir konnten nicht ahnen, daß sich jemand in der Hütte verkriecht.
Die Tür war fest verschlossen. Die Fenster waren dicht. Nirgendwo Lampenlicht.
Also? Und jeder von uns hat Familie. Wem nützt es, wenn wir uns an die Brust
schlagen? Wenn wir Strafe begehren, wird der alte Mann nicht wieder lebendig.
Aber wir ruinieren unsere Geschäfte, unseren guten Ruf. Unsere Familien werden
ins Unglück gestürzt. Deshalb haben wir keine Selbstanzeige erstattet, sondern
versucht, mannhaft fertig zu werden mit den Schuldgefühlen.“
    „Fünf Tage ging alles gut.“ Theo
kicherte, während er redete. Aber es klang nicht sehr lustig. „Dann tauchte
Achim Heldt auf, als wir abends beim Bier saßen — im Clubhaus. Er war
totenbleich und außer sich. Er zeigte uns einen Erpresserbrief. Der Unbekannte
hatte Wörter aus Zeitungen ausgeschnitten und aufgeklebt. Er habe uns vier
beobachtet, hieß es, wisse alles, könne beweisen, daß wir die Brandstifter
seien. Er werde von jedem 50 000 Mark fordern. Heldt sei als erster dran mit
der Zahlung.“
    „Nicht zu glauben“, murmelte Hermann.
    „Aber leider wahr“, sagte Theo.
„Anderntags erhielt ich meinen Erpresserbrief gleichen Inhalts. Dann kam
Jürgen, dann Detlef an die Reihe. Das Geld sollten wir zu einer Art toten
Briefkasten bringen — an eine Wildfütterung im Brunnbacher Forst. Der Witz
dabei ist, daß wir Heldts Anteil mitfinanzieren mußten. Er war damals ziemlich
pleite, konnte nur 14 000 Mark aufbringen. Jeder von uns hat noch zusätzlich 12
000 beigesteuert. Naja, mußte sein. Ihn trifft diese Gemeinheit völlig zu
Unrecht. Er war ja wirklich nicht beteiligt. Was das angeht, hat der Erpresser
sich geirrt.“
    „Nicht zu glauben“, murmelte Hermann
zum zweiten Mal. „Habt ihr einen Verdacht?“
    „Keinen!“ sagte Theo.
    „Wirklich keinen“, bestätigte Jürgen.
    „Außer uns und Schnohbuttl“, erklärte
Detlef, „gibt es nur ehrliche Menschen im Jacht-Club.“
    „Und Schnohbuttl?“ fragte Hermann.
„Vielleicht hat er euch durchschaut und rächt sich auf diese Weise.“
    „Völlig unmöglich!“ wehrte Theo ab.
    „Der ist zwar ein A…“, pflichtete
Jürgen bei. „Aber dazu zu dumm.“
    „Außerdem befindet er sich schon lange
in Duisburg“, sagte Detlef. „Für die zweite Erpressung kommt er nicht in
Betracht.“
    „Zweite Erpressung?“ fragte Hermann.
    „Klar“, sagte Theo, „deshalb hängen uns
ja die Ohren auf Halbmast. Gestern erhielten wir ähnliche Briefe wie damals.
Ich erhielt, Jürgen erhielt, Detlef erhielt. Ob Achim Heldt einen erhielt,
wissen wir nicht. Der Kontakt ist abgebrochen. Wir wissen nur, daß er irgendwo
am Hafen ein Kontor ( Geschäftsraum ) hat. Ist ja auch egal. Der Erpresser
erinnert uns an unsere Schandtat. Gleichzeitig bedauert er, daß er uns abermals
zur Kasse bitten muß. Aber er sei in Geldverlegenheit. Deshalb... Es sind
wieder 50 000 Mark fällig — pro Kopf. Ehrlich, ich weiß nicht, wie ich den
Betrag in meinen Geschäftsbüchern unterbringen soll. Ich kann ja nicht einfach
50 000 aus der Kasse nehmen und — schwupp! — weg sind sie.“
    „Die Kohle“, sagte Detlef hohl, „sollen
wir am Montagabend 22 Uhr zur selben Stelle bringen: zu der Wildfütterung im
Brunnbacher Forst. Es gibt dort einen Hochsitz. Das ist der tote Briefkasten.
So, Hermann, und nun weißt du, wieso wir uns hinter unseren Faxen benehmen, als
hätten wir eine Leiche im Keller.“
    Erschütternd! dachte Gaby. Himmel, das
muß ich den Jungs erzählen.

7. Panne bei der Nachlese
     
    Es war noch zu hell.
    Tim ließ seine Blicke wandern.
    Nein, es gab keine Möglichkeit,
ungesehen in Dr. Weißbergers Garten einzudringen.
    Wahrscheinlich hockte der Einbrecher
irgendwo im Wald. Wenn er ein Fernglas hatte und die Villa im Auge behielt,
blieb ihm nichts verborgen.
    „Wir umgehen das Grundstück“, sagte Tim
zu seinen Freunden, „stoßen vor in den Wald und sehen uns um. Vielleicht
entdecken wir den Kerl. Jedenfalls können wir abwarten, bis es dunkelt. Dann
entern wir den Garten, suchen Verstecke und sind bereit.“
    „Wenn’s zur Schlägerei kommt“, sagte
Klößchen, „sause ich los und hole Hilfe.“
    Tim grinste. „Du wirst mit einem
Knüppel dafür sorgen, daß mir niemand in den Rücken fällt. Aber triff bitte nicht
mich, wenn du zuschlägst.“
    „Falls es dunkel ist, werde ich fragen,
wer sich vor mir befindet und dann
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