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Überfall im Hafen

Überfall im Hafen

Titel: Überfall im Hafen
Autoren: Stefan Wolf
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hatte das
Fenster offen gelassen. Deutlich hörte er, daß jemand im Terrassenzimmer
rumorte.
    Er schlich dicht an der Hauswand
entlang. Als er am Fenster ein Auge riskierte, sah er einen glatzköpfigen,
schmächtigen Kerl. Der hatte ein Knautschgesicht, als litte er unter
Magengeschwüren, und trug Handschuhe.
    Staunend beobachtete Django, wie Bilk
einen Teil der Wandtäfelung beiseite klappte: genau gegenüber einem der
Fenster.
    In die Wand war ein Safe eingebaut, den
der Alte jetzt öffnete.
    Gibt’s doch nicht! dachte Django.
Welcher Trittbrettfahrer sahnt denn da ab? Packt der die Gelegenheit, weil der
Blindflug der Krähe ihm zupasse kommt? Oder hat er mich bemerkt? So oder so —
es kann nur der Nachbar sein. Bilk!
    Django griff unter seine Jacke und zog
den kurzen Totschläger hervor. Dann flankte er über die Fensterbank hinein.

5. Hermanns Freunde
     
    Sie kamen in einem weißen Landrover.
Goldene Armaturen hatte der zwar nicht, aber es wäre denkbar gewesen.
    Theo Leihböckel, ein hagerer
Endvierziger, kostümierte sich mit der gleichen weiß-blauen Jacht-Skipper-Kluft
wie seine Clubfreunde Jürgen Zacharetzki und Detlef von Senkl.
    Jürgen hatte ein freundliches
Mondgesicht und bewegte sich langsam, falls überhaupt. An Detlef fielen die
großen Hände auf. Damit man die auch wirklich beachtete, trug er zwei Siegel-
und zwei Brillantringe, ein breites Goldkettchen und die größte Armbanduhr, die
Tim je gesehen hatte.
    Hermann Sauerlich wurde von seinen
Freunden umarmt — zuerst von allen gleichzeitig, wobei ein menschliches Knäuel
entstand wie beim Rugby, dann von jedem nochmals einzeln.
    „Prächtig siehst du aus!“ —
„Unverändert, alter Junge!“ — „Kein bißchen älter geworden.“ — „Nur dicker,
hahahah!“ — „Jetzt müssen wir anstoßen!“ — „Ist deine Frau auch da? Oder nur
der Nachwuchs-Lümmel?“
    Sprüche schwirrten.
    Die TKKG-Bande stand lächelnd dabei,
wurde dann vorgestellt.
    „Ich bin der Nachwuchs-Lümmel“, sagte
Klößchen zu Theo, dem hageren Spaßvogel.
    „Unverkennbar der Vater“, lachte Theo.
„Oder ähnelst du deiner Mutter?“
    „Erna ist die Schlankste von uns
dreien“, erklärte Hermann. „Eine Folge unmenschlicher Diät.“
    Die drei Jugendfreunde ließen sich
nieder. Theo hatte am Straßenrand — während der Herfahrt — Gänseblümchen
gepflückt und sie bei der Ankunft Oma überreicht.
    Sie hielt das Gemüse noch in der Hand.
    Theo sprang wieder auf und zupfte ein
Blümchen heraus.
    „Sie gestatten, gnädige Frau. Man muß
auch der Jugend huldigen.“
    Mit tiefer Verbeugung streckte er Gaby
das Blümchen hin. „Besten Dank!“ sagte Gaby. „Im allgemeinen werde ich zwar mit
Orchideen und Edelrosen verwöhnt, aber ich weiß jede Blume zu schätzen.“
    Jürgen und Detlef lachten.
    Hermann sagte: „Um sich bei Gaby
einzuschmeicheln, Theo, sind andere Anstrengungen nötig.“
    „Zu denen ich sofort bereit bin“, rief
Theo. „Wenn’s recht ist, lade ich die junge Dame samt ihren Freunden zu einer
Hafenrundfahrt ein — auf meinem Äppelkahn. Äh, es handelt sich um eine
18-Meter-Jacht.“
    „Du ziehst wieder eine Niete“, lachte
Hermann. „Die Hafenrundfahrt ist schon gebucht. Morgen vormittag stechen wir
mit unserer ,Seeschwalbe’ in See. Da weht uns der Wind um die Nase, was bei der
Hitze genau richtig ist.“
    „Schade!“ sagten Theo, Jürgen und
Detlef wie aus einem Mund.
    Tim hatte sich erhoben und stand neben
Oma. Er legte ihr die Hand auf den Arm.
    „Ich wette, Ihre letzte Hafenrundfahrt
liegt lange zurück. Sie kommen doch mit, Oma Sauerlich?“
    Sie zierte sich etwas, aber nicht
lange. Dann willigte sie ein. „Wir putzen jetzt die Platte, um das mal vornehm
auszudrücken“, sagte Tim. „Die Sonne sinkt, und wir wollen uns die Umgebung
ansehen. Bis später dann, tschauuuuuu.“
    Damit war die TKKG-Bande entlassen.
    Im Kaminzimmer klirrten Gläser. Stimmen
summten. Oma lachte auf. Theo machte Witze. Hermann rief ,Prost*.
    Im Garten, wo es betäubend nach Blumen
duftete, blieb Gaby stehen.
    „Und nun?“ fragte sie.
    „Wir drei schleichen uns rüber“,
antwortete Tim, „verstecken uns im Garten. Du schleichst dich auf dein Zimmer,
wie abgemacht.“
    „Habe ich Stubenarrest, du Chauvi ( Männlichkeitswahn-Spinner )?
Oder darf ich für noch mich allein entscheiden, heh?“
    „Aber liebste Gabriele!“ Besänftigend
legte er den Arm um sie. „Vorhin warst du einverstanden. Und jetzt beschimpfst
du mich. Es geht
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