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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Einleitung
    Das Jahr 1972
Das SALT Abkommen zwischen der UdSSR und den USA zur Begrenzung strategischer Rüstung wird unterzeichnet. 78 Staaten unterzeichnen die Ächtung bakteriologischer Waffen (‘Biowaffen’).
Überfall arabischer Terroristen auf die israelische Olympiamannschaft während der Olympischen Spiele in München.
Sicco Mansholt wird Präsident der Europäischen Kommission in Brüssel. EWG und die EFTA unterzeichnen ein Freihandelsabkommen.
    Der Herbst zeigte sich von seiner besten Seite, als Hannah und ich am 7. Oktober 1972 in Kopenhagen landeten. Die Luft öffnete die Lungen, Farben und Licht waren strahlend und frisch. Dieser Tag sollte der Beginn einer “Saga” sein. Nach drei Lehrjahren im Himalaya schickte uns Seine Heiligkeit, der 16. Gyalwa Karmapa - der erste bewusst wiedergeborene Lama [2] Tibets - mit einer Aufgabe nach Hause, die viele Lebenszeiten ausfüllen würde. Wir sollten als erste Europäer die tiefe Weisheit Tibets unserem Teil der Welt zugänglich machen, den nach außen gekehrten Geist des Westens für etwas so Ungewohntes wie Mantras und Meditation öffnen.
    Es hatte zwar bereits früher Verbindungen zu östlichen Heilslehren gegeben, aber diese behinderten unsere Arbeit nur. Überbegeisterte Guruanhänger hatten durch öffentliche und dramatische Lobpreisungen ihrer Lehrer bereits viele befremdet. So schlug die Offenheit, die es in freien Gesellschaften für neue Dinge häufig gibt, gerade zu dieser Zeit in Zynismus um. Was an schnellen Erlösungen versprochen wurde, war weder vertrauenswürdig, noch entsprach das Kaufen eines Mantras dem europäischen Geist. Eigentlich war es wie so oft: Diejenigen, die schon Erfahrung mit dem Geist gesammelt hatten, waren sich auch im Klaren darüber, was ihnen nicht gefiel; die meisten jedoch waren in ihrer eigenen Welt gefangen.
    Es warteten keine Palmen schwingenden Mengen auf die Erlösung.
    Unsere Aufgabe bestand darin, einen vollständigen Entwicklungsweg in eine Welt zu bringen, die alle anerkannten Bedürfnisse schon abgedeckt hatte. Uns von eifersüchtigen, rachsüchtigen oder anderweitig unzulänglichen Göttern abgrenzend, wollten wir geistige Erfahrung in Gesellschaften bringen, die viel zu einseitig geworden waren.
    Die Vorteile des Westens sind das gute Karma und das Mitgefühl sowie die Fähigkeit, klar zu denken. Solche Bedingungen müssen auf lange Sicht zu einer buddhistischen Anschauung führen, und da die Lehre dogmenfrei sagt, wie die Dinge sind, würde die westliche Freiheit und Unabhängigkeit unsere Arbeit immer unterstützen. Da Buddhas Lehre kein Glaube ist, sondern den Weg zur Erleuchtung zeigt, muss man die Behauptungen überprüfen und auch erfahren können.

    Die erste unserer buddhistischen Gruppen bestand aus Freunden der aufregenden 60er Jahre. Sie fanden es spannend, dass wir jetzt die Reinheit des tibetischen Buddhismus bewahrten; ein paar Jahre vorher hatte ich sie geschützt. Sie wussten, dass wir nicht wegen eigener Schwierigkeiten in eine Glaubensrichtung geflüchtet waren oder um den Entscheidungen des Lebens zu entkommen. Wir hatten schon alle erdenklichen Freuden genossen, bevor wir zu unseren tibetischen Lehrern zogen. Von daher war die Aussage überzeugend, dass der Geist ungeahnte Ebenen von Glück und Sinn enthält, zu denen unsere Kultur keinen Zugang kennt. Der Diamantweg - und das gilt heute mehr denn je - ist für Menschen mit Überschuss, die Kraft für andere haben.
    Wir hatten von Anfang an Rückenwind. Während der 70er Jahre konnte man etwas sein, ohne viel zu haben, und unsere Bewegungsfreiheit war fast unbegrenzt. Der Nahverkehr bestand aus einer Reihe durchgerosteter VW-Busse; für die größeren Fahrten halfen Freunde in der Überführungsabteilung der “Pitzner-Autovermietung”, die europaweit Gehhilfen vermietet. So konnten wir meistens umsonst alle Städte zwischen Oslo und Rom erreichen, um Belehrungen zu geben. Auch wenn die Reise gelegentlich per Anhalter weitergehen musste, wurden wir oft von Leuten mitgenommen, die etwas über ihren Geist lernen wollten.
    Schon im November 1972 kamen wir nach Österreich. Im malerischen Graz gab ich der ersten Gruppe nach einem Vortrag Zuflucht , den Zugang zu ihrer Buddhanatur , und erklärte ihnen, wie sie alleine weiterkommen konnten. Das war das Modell für die Entstehung vieler Zentren und Meditationsgruppen im kraftvollen Herzen Europas.

    Während der Vorträge zeigte ich fast immer eine Reihe Dias aus unseren Jahren im Himalaya,
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