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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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überließ uns umsonst den Keller eines Hauses in der Kopenhagener Altstadt. Viele halfen mit, das Zentrum aufzubauen, und da die Säulen des Kellerraums schon sehr tibetisch wirkten, mussten wir nur noch streichen. Den vierten Stock desselben Altbaus hatten die Schüler von Guru Maharaji gemietet. Damals, als sie noch heftig die Welt überzeugen wollten, sangen sie ständig und sehr laut ihren Hit “Lord of the Universe”. Später, als sie praktischer wurden und eine Gaststätte eröffneten, ließ mit Sicherheit jemand immer genau dann ein Tablett voller Teller fallen, wenn ich eine Meditation leiten wollte. Da der Hof alle Geräusche noch verstärkte, verdanke ich den Maharaji-Anhängern viel von meiner heutigen Unbeirrbarkeit. Neue, steife oder verwirrte Leute bei starkem Lärm durch eine unbekannte Meditation zu führen, gibt große Kraft.
    Eigentlich hatte ich nicht erwartet, so schnell buddhistische Belehrungen weiterzugeben; ich wollte nur den Segen Karmapas übertragen und seinen Besuch vorbereiten. Aber jetzt hatten wir schon ein Stadtzentrum, in dem über hundert Menschen Platz fanden. Fast jeden Abend lief irgendein Programm, und ich unterrichtete ständig.

    Seit wir aus dem Osten zurückgekommen waren, hatten wir mit Freunden eine geeignete Stelle für ein Landzentrum gesucht. Wir verliebten uns in eine verfallene Baracke auf einem Hügel westlich von Kopenhagen, aber nach fünf Monaten Tauziehen mit den Behörden bekamen wir dann das endgültige Nein. Die Arbeit sollte wohl in der Stadt bleiben.
    Während in diesem Frühling das Zentrum in Kopenhagen Form annahm, reiften auch an mehreren anderen Stellen gute Verbindungen heran, seit November 1972 in Stockholm, später dann bis Uppsala und Göteborg. Kurz danach bildete sich auch in Oslo die erste Gruppe.

    Unser Hof in Südschweden, auf dem wir das leicht kirchliche Buch “Der Diamantweg” verfasst hatten, wurde bald zu klein. Monatelang verbrachten wir mit meinem Bruder Björn und anderen Freunden jedes freie Wochenende mit Blitzfahrten auf den Schotterstraßen des Landes. Die Winterfahrten durch die unberührte Schneelandschaft Skandinaviens waren einfach wunderbar. Wir wollten eine größere Stelle finden. Eines Tages tauchte ein schwedisches Mädchen auf, deren Geld uns eine alte Weisheit vergessen ließ: Menschen, die sich selbst nicht froh machen können, sind auch für andere kaum von Nutzen. Daran sollten wir uns aber später wieder erinnern. Sie hieß Maria, war “geistig offen” und hatte beim Hindu-Guru Muktananda in der Nähe von Bombay gewohnt, bis Karmapa dorthin eingeladen wurde und mit seiner Kraft all ihre Vorstellungen sprengte. Nun hatte sie den Wunsch, für Karmapa ein Zentrum in Schweden zu eröffnen. Mit ihrem Geld war plötzlich alles möglich. Kurz danach fanden wir einen traumhaft gelegenen kleinen Hof, den wir Ende 1973 mit 15 Hektar Wald für 111.000 schwedische Kronen kauften. Zwei Drittel des Geldes waren von ihr, den Rest brachten wir auf. Der Hof lag in einem unberührten Hochmoor an der alten Grenze zwischen Dänemark und Schweden. Unser eigenes Haus verkauften wir an Freunde, die uns das Holz dutzender Riesenbäume für das neue Vorhaben schenkten.

    Karma Ling in Südschweden

    Während der ersten Jahre fuhren wir häufig nach Holland und Belgien. Eine eifrige Dame aus Utrecht versuchte, unsere Linie mit den holländischen Theosophen zu verbinden. Auch wenn dies wie eine sinnvolle Brücke zum Westen aussah, vergeudete sie letztendlich eine Menge Zeit vieler guter Lehrer. Es dauerte lange, bis wir verstanden, dass diese Leute schon einen eigenen Glauben hatten: die Theosophie. Sie hören zwar gerne zu, filtern aber alles heraus, was nicht mit ihren eigenen Anschauungen übereinstimmt. Sie wollen Dinge wissen und bereden, vermeiden es aber, sich festzulegen, und suchen hinter den Worten keine meditative Erfahrung. Viele von ihnen scheinen zu denken, dass die Dinge schon wahr sind, wenn sie sich nur schön anhören. Gegen Alter, Krankheit und Tod ist das jedoch ein sehr schwacher Schutz.

    Bei der Arbeit im Zentrum

    Nichtbuddhistische Gruppen sollte man nur als Freund, nicht als Lehrer besuchen, und den Menschen auf der Ebene begegnen, die sie verstehen können. Werden ihnen später die Schuhe ihres geistigen Weges zu eng oder entwickeln sie mehr Mut, werden sie von selbst kommen. Noch wichtiger jedoch als enttäuschte Guru-Anhänger aufzusammeln ist es, begabten Zweiflern etwas anzubieten.

    Die Arbeit in Europa
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