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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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sich von dem sanften Glühen, das er im Museumssaal beobachtet hatte, zu einem deutlich intensiver leuchtenden, fluoreszierenden Hellgrün verwandelt. Und während er zusah, schien das Licht noch heller zu werden und die Flüssigkeit in dem Objekt wirbelte immer schneller und heftiger.
    »Bemerkenswert! Welche Substanz strahlt heller, je dunkler die Umgebung ist?«, murmelte er. »Nein, ich muss mich irren. Das kann einfach nicht sein. Wahrscheinlich kommt ihre Leuchtkraft hier nur besser zur Geltung.«
    Aber das Objekt war tatsächlich heller geworden; er musste nicht einmal die Schreibtischlampe einschalten, um seinen Stift zu finden, denn die Kugel strahlte ein leuchtend grünes Licht aus, das fast so hell wie Tageslicht schimmerte. Als Dr. Burrows sein Büro wieder verließ und mit dem Notizbuch in den Saal zurückkehrte, in dem er alle Schenkungen an das Museum festhielt, trug er die Kugel mit gestrecktem Arm vor sich her. Und wie zu erwarten, wurde das Licht in dem Moment schwächer, als er den hell erleuchteten Museumssaal betrat.
    Oscar wollte etwas sagen, aber Dr. Burrows eilte an ihm vorbei, durch die Eingangstür hinaus auf die Straße. Er hörte Oscar »Also, so was!« rufen, während die Tür des Museums hinter ihm zufiel, aber seine Gedanken waren dermaßen auf die Kugel fixiert, dass er den alten Mann vollständig ignorierte. Als er das Objekt ins Tageslicht hielt, sah er, dass das Licht fast völlig erloschen war und die Flüssigkeit in der Glaskugel eine trübe graue Farbe angenommen hatte. Und je länger er im Freien stand und das Objekt natürlichem Licht aussetzte, desto dunkler schimmerte die darin befindliche Flüssigkeit, bis sie fast schwarz war und wie Öl aussah.
    Dann machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte – die Kugel noch immer vor sich ausgestreckt – zurück ins Museum und beobachtete, wie die Flüssigkeit erneut zu wirbeln begann und wieder dieses unheimliche Leuchten ausstrahlte. Oscar erwartete ihn mit besorgtem Gesicht.
    »Faszinierend … wirklich faszinierend«, sagte Dr. Burrows.
    »Ich dachte schon, Sie hätten einen Anfall von Atemnot, alter Knabe. Als ich Sie so hinausstürmen sah, habe ich mich gefragt, ob Sie vielleicht etwas frische Luft brauchten. Ihnen ist doch nicht schwindlig, oder?«
    »Nein, mir geht es gut. Wirklich, Mr Embers. Ich wollte nur etwas ausprobieren. Also, ich bräuchte Mrs Tantrumis Adresse. Wenn Sie so freundlich wären …«
    »Ich bin ja so froh, dass es Ihnen gefällt«, sagte Oscar. »Ach, und wo wir schon mal dabei sind: Ich schreibe Ihnen auch gleich die Telefonnummer meines Zahnarztes auf, damit Sie Ihre Zähne in Ordnung bringen lassen können – und zwar pronto.«

4
    Will lehnte auf dem Lenker seines Fahrrads; er befand sich am Rand eines Stück Ödlands, das umgeben war von Bäumen und dichten Sträuchern. Genervt warf er einen Blick auf seine Uhr und beschloss, Chester noch fünf Minuten zu geben, aber keine Sekunde länger. Er verschwendete bereits jetzt kostbare Zeit.
    Das Ödland war eines von jenen vernachlässigten Grundstücken, wie man sie an nahezu jedem Stadtrand findet – ein Streifen Brachland, noch unbebaut, vermutlich aufgrund der Nähe zur kommunalen Mülldeponie und den Abfallbergen, die hier mit deprimierender Regelmäßigkeit anwuchsen. Die Gegend war bei der Bevölkerung als »Die vierzig Krater« bekannt und verdankte ihren Namen den zahllosen Kuhlen, die teilweise bis zu drei Meter tief waren und ihre Oberfläche förmlich durchsiebten. Hier kam es regelmäßig zu Kämpfen zwischen den beiden verfeindeten Jugendgangs der Gegend – die »Clans« und die »Clicks«, die ihre Mitglieder aus den heruntergekommenen Mietskasernen Highfields rekrutierten.
    Das Gelände war aber auch ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche mit Mountainbikes und – immer häufiger – gestohlenen Mopeds. Letztere wurden in der Regel nach exzessivem Gebrauch zu Schrott gefahren und dann angesteckt; ihre rußschwarzen Skelette säumten den hinteren Rand der »Vierzig Krater«, wo bald Unkraut durch ihre Räder wuchs und sich um die rostenden Motorblöcke wand. Gelegentlich bildete das Ödland aber auch den Schauplatz für finstere Vergnügen der Heranwachsenden, wie etwa die Jagd auf Vögel oder Frösche; in den meisten Fällen wurden die kleinen Kreaturen langsam zu Tode gequält und dann in sadistischer jugendlicher Freude auf Holzstöcke gepfählt.
    Als Chester um die Ecke bog und sich den Vierzig Kratern näherte, fiel sein
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