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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Sechzigerjahren im »Küchen« -Bereich des Museums. Doch die Kugel verfehlte den Korb, prallte vom Rand ab und blieb auf dem Parkettboden liegen. Dr. Burrows stieß einen enttäuschten Seufzer aus und griff in seine Aktentasche, in der er so lange herumwühlte, bis er einen Schokoriegel fand. Normalerweise sparte er sich diese Süßigkeit bis zum Nachmittag auf, um seinem Arbeitstag eine gewisse Struktur zu verleihen. Doch an diesem Tag fühlte er sich besonders niedergeschlagen und gab seiner Leidenschaft für Süßes bereitwillig nach: Im Bruchteil einer Sekunde riss er die Verpackung von dem Schokoriegel und biss herzhaft hinein.
    Genau in diesem Moment bimmelte die Glocke an der Eingangstür und Oscar Embers kam mit seinen beiden Spazierstöcken hereinmarschiert. Der achtzigjährige ehemalige Theaterschauspieler hatte eine Leidenschaft für das Museum entwickelt und sich für mehrere Samstagnachmittagschichten eingetragen, nachdem er dem Archiv ein paar von ihm signierte Porträts vermacht hatte.
    Als Dr. Burrows sah, wie der alte Mann auf ihn zusteuerte, versuchte er, den Bissen Schokolade schnell hinunterzuschlucken, bemerkte aber, dass er den Mund im wahrsten Sinne des Wortes zu voll genommen hatte. Er kaute verzweifelt, musste jedoch erkennen, dass der Rentner, der sich noch immer im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte befand, viel zu schnell näher kam. Einen kurzen Augenblick dachte Dr. Burrows daran, in sein Büro zu flüchten, wusste aber im gleichen Moment, dass es dafür bereits zu spät war. Also saß er mit aufgeblähten Hamsterbacken einfach nur da und versuchte zu lächeln.
    »Einen wunderschönen Tag, Roger«, sagte Oscar vergnügt und fummelte in seiner Manteltasche. »Ja, wo ist es denn? Wo hab ich das Ding nur hingesteckt?«
    Dr. Burrows produzierte ein schmallippiges »Hmmm«, während er eifrig nickte. Als Oscar weiterhin seine Manteltaschen durchsuchte, gelang es ihm, rasch zu kauen und einen Teil des Schokoriegels hinunterzuschlucken. Doch dann schaute der alte Mann wieder auf, wobei er noch immer mit seinem Mantel rang, als würde dieser sich vehement wehren. Schließlich hielt er inne und blinzelte kurzsichtig in Richtung der Glasvitrinen und Museumswände. »Ich kann die Spitzendecke nirgendwo entdecken, die ich Ihnen letzte Woche gebracht habe. Wollen Sie sie nicht in die Sammlung aufnehmen? Ich weiß, sie wirkt an manchen Stellen leicht fadenscheinig, aber insgesamt ist sie doch noch in einem guten Zustand.« Da Dr. Burrows nicht reagierte, fügte er hinzu: »Also haben Sie sie noch nicht ausgestellt?«
    Dr. Burrows versuchte, mit dem Kopf in Richtung des Magazins zu nicken. Aber da Oscar den Museumsdirektor noch nie so lange so schweigsam erlebt hatte, sah er ihn nur fragend an. Doch dann fand er das Objekt, das er gesucht hatte, und seine Augen leuchteten auf. Vorsichtig holte er es aus seiner Manteltasche und hielt es mit geschlossenen Händen Dr. Burrows entgegen.
    »Das hier hat mir die alte Mrs Tantrumi gegeben – Sie wissen schon, die betagte italienische Dame, die am Ende der High Street wohnt. Man hat es bei Reparaturarbeiten an der Gasleitung in ihrem Keller gefunden. Steckte einfach in der Erde. Einer der Arbeiter ist zufällig darüber gestolpert. Ich meine, wir sollten es in unsere Sammlung aufnehmen.«
    Mit noch immer dicken Backen wappnete Dr. Burrows sich gegen eine weitere, nicht ganz antike Eieruhr oder eine zerbeulte Blechdose voll abgenutzter Schreibfedern. Daher war er umso erstaunter, als Oscar mit der schwungvollen Geste eines Zauberers eine kleine, sanft glühende Kugel hochhielt, die etwas größer als ein Golfball war und in einer Fassung aus matt glänzendem goldfarbenem Metall steckte.
    »Ein exquisites Exemplar eines … eines lampenartigen Dingsbums …« Oscar verstummte. »Also, ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, was das sein soll!«
    Dr. Burrows nahm das Objekt und betrachtete es derart fasziniert, dass er Oscar ganz vergaß. Der wiederum beobachtete den Museumsdirektor aufmerksam dabei, wie er auf seinem Schokobissen herumkaute.
    »Probleme mit den Zähnen, mein Junge?«, fragte er. »Ich habe auch immer damit geknirscht, wenn sie mir wehtaten. Einfach furchtbar – ich weiß genau, wie Sie sich fühlen. Und ich kann Ihnen nur eines dazu sagen: Ich bin wahnsinnig froh, dass ich damals den Entschluss gefasst habe, sie alle auf einmal ziehen zu lassen. Das ist gar nicht so unbequem, wenn man sich erst einmal an die hier gewöhnt hat.« Er
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