Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
als klein bezeichnen können, er lag irgendwo dazwischen – mit einem runden Gesicht und durchdringenden braunen Augen, die durch die dicke Brille mit Goldfassung noch konzentrierter wirkten.
    »Schau mal hier, Will, sieh dir das an!«, rief er, als sein Lichtstrahl auf ein Schild über der Öffnung fiel, durch die sie kurz zuvor gekrochen waren. AUSGANG stand dort in großen schwarzen Buchstaben. Vater und Sohn schalteten ihre Taschenlampen ein, deren Licht sich mit dem ihrer Helmlampen vereinte, durch die Dunkelheit schnitt und schließlich von der hinteren Wand zurückschien, sodass die gesamte Länge des Bahnsteigs erkennbar wurde. Wurzeln hingen von der Decke, und die Wände waren überzogen von weißlichen Flecken und Kalkablagerungen, wo Feuchtigkeit durch Risse gesickert war. In der Ferne konnten sie das Plätschern von fließendem Wasser hören.
    »Na, wenn das kein großartiger Fund ist«, sagte Dr. Burrows nicht ohne Stolz. »Stell dir nur mal vor: Seit Errichtung der Highfield-Strecke im Jahr 1895 hat niemand mehr einen Fuß auf diesen Bahnsteig gesetzt.« Inzwischen hatten sie das hintere Ende des Bahnsteigs erreicht, und Dr. Burrows leuchtete mit seiner Taschenlampe in die Öffnung des U-Bahn-Tunnels, der jedoch nach wenigen Metern von einer Halde aus Geröll und Erde verschlossen war. »Die andere Seite wird genauso aussehen. Man hat mit Sicherheit beide Tunnel zugeschüttet«, fuhr er fort.
    Während sie über den Bahnsteig zurückgingen und die Wände betrachteten, tauchten im Schein ihrer Lampen kaum erkennbare cremefarbene Fliesen mit dunkelgrüner Einfassung und stark gesprungener Glasur auf. Im Abstand von drei Metern ragten Gaslaternen aus dem Mauerwerk, deren Glasschirme zum Teil noch unversehrt waren.
    »Dad, Dad, sieh mal hier!«, rief Will. »Hast du diese Plakate gesehen? Sie sind noch immer lesbar. Ich glaub, das ist Werbung für irgendwelche Grundstücke oder so was … Und hier, das ist klasse … Zirkus Wilkinson … Veranstaltungsort: Dorfplatz … Veranstaltungstermin: 10. Februar 1895. Da ist sogar eine Abbildung dabei«, sagte er atemlos, als sein Vater neben ihn trat. Da das Plakat keinerlei Wasserschäden davongetragen hatte, konnten sie die kräftigen Farben des roten Zirkuszelts erkennen und einen Mann mit Zylinder, der vor dem Eingang stand. »Und sieh mal hier«, sagte Will. »Zu viel Gewicht? Doktor Gordons Schlankheitspillen! « Die Zeichnung zeigte einen korpulenten Mann mit Bart, der ein kleines Tablettendöschen hochhielt.
    Gemeinsam gingen sie weiter und umrundeten einen Geröllhaufen, der sich aus einem Torbogen auf den Bahnsteig ergossen hatte. »Dieser Gewölbegang hat wahrscheinlich zum anderen Bahnsteig geführt«, erklärte Dr. Burrows seinem Sohn.
    Einen Moment lang blieben sie stehen und betrachteten die kunstvoll verzierte gusseiserne Sitzbank. »Die würde prima in unseren Garten passen. Sie muss nur mal ordentlich abgeschliffen und neu lackiert werden«, murmelte Dr. Burrows, während der Lichtstrahl von Wills Taschenlampe bereits auf eine dunkle Holztür fiel, die im Schatten verborgen gelegen hatte.
    »Ist auf deinen Plänen nicht irgendwo ein Büro oder so was eingezeichnet?«, fragte Will und starrte auf die Tür.
    »Ein Büro?«, erwiderte Dr. Burrows und wühlte in seinen Taschen, bis er das Blatt Papier fand, das er suchte. »Lass mich mal nachsehen.«
    Aber Will wartete seine Antwort nicht ab, sondern drückte gegen die Tür, die sich jedoch nicht bewegte. Sofort verlor Dr. Burrows das Interesse an seinem Plan und eilte seinem Sohn zu Hilfe: Gemeinsam versuchten sie, die Tür mit der Schulter aufzustemmen. Das Holz hatte sich stark verzogen, aber beim dritten Versuch gab die Tür plötzlich nach und die beiden stürzten in den Raum. Ein Schauer aus Silt bedeckte ihre Köpfe und Schultern, und hustend rieben sie sich den Staub aus den Augen und bahnten sich einen Weg durch die Spinnweben.
    »Wow!«, stieß Will leise hervor. In der Mitte des kleinen Büroraums konnten sie unter einer dicken Staubschicht einen Tisch und einen Stuhl erkennen. Vorsichtig schob Will sich hinter den Stuhl und wischte mit seinem Handschuh die Spinnweben von der Wand, wobei eine große, verblichene Karte des U-Bahn-Systems zum Vorschein kam.
    »Das könnte das Büro des Stationsvorstehers gewesen sein«, meinte Dr. Burrows, während er den Staub von der Schreibtischoberfläche fegte und ein Dienstbuch freilegte, auf dem eine schmutzige Teetasse stand. Daneben befand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher