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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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sich ein kleines Gerät, dessen grüne Farbe in die Schreibtischoberfläche gedrungen war. »Faszinierend! Ein Eisenbahntelegraf, eine wunderbare Handarbeit – aus Messing, würde ich sagen.«
    An zwei Wänden standen hohe Regale mit aufgeweichten Pappkartons. Will zog einen Karton heraus und trug ihn rasch zum Schreibtisch, weil er in seinen Händen zu zerfallen drohte. Er nahm den verzogenen Deckel ab und starrte verwundert auf die Bündel alter Fahrscheine. Als er ein Bündel heraushob, zerbröselte das poröse Gummiband und ein Regen aus Fahrkarten ergoss sich über die Schreibtischoberfläche.
    »Das sind Blanko-Fahrscheine; sie haben noch keinen Aufdruck«, sagte Dr. Burrows.
    »Du hast recht«, bestätigte Will, der sich immer wieder über das Wissen seines Vaters wunderte, und betrachtete ein Exemplar der Fahrkarten. Aber Dr. Burrows hörte schon gar nicht mehr zu. Er ging in die Hocke und zog aus einem der unteren Regalfächer einen schweren Gegenstand hervor, umwickelt von einem vermoderten Stück Stoff, das bei seiner Berührung in winzige Teilchen zerfaserte. »Und das hier«, verkündete Dr. Burrows, als Will das Gerät begutachtete, das an eine alte Schreibmaschine mit einer großen Kurbel an der Seite erinnerte, »ist ein frühes Exemplar eines mechanischen Fahrscheindruckers. Ein wenig verrostet, aber wahrscheinlich kriegen wir ihn wieder zum Glänzen.«
    »Was, für das Museum?«
    »Nein, für meine Sammlung«, erwiderte Dr. Burrows. Er zögerte, und sein Gesicht wurde ernst. »Hör zu, Will, wir werden über das hier – und ich meine über all das hier – keinen Ton verlieren, zu niemandem. Hast du mich verstanden?«
    »Hm?« Will wirbelte herum, mit leicht gerunzelter Stirn. Schließlich war es nicht so, als hätte jemals einer von ihnen herausposaunt, dass sie sich in ihrer Freizeit mit dieser hoch anspruchsvollen »Untertagearbeit« beschäftigten. Abgesehen davon, dass es wahrscheinlich sowieso niemanden interessierte. Ihre gemeinsame Leidenschaft für alles Unterirdische und bis dahin noch Unentdeckte war etwas, das sie mit niemandem sonst teilten, etwas, das Vater und Sohn zutiefst verband …
    Sie standen sich gegenüber, die Helmlampen erhellten ihre Gesichtszüge. Da sein Sohn nicht reagiert hatte, fixierte Dr. Burrows ihn mit festem Blick und fuhr fort: »Ich muss dich ja wohl nicht daran erinnern, was letztes Jahr mit dieser römischen Villa passiert ist, oder? Als dieser Obermotz von Professor aufgekreuzt ist, die Grabungsstätte an sich gerissen und die Lorbeeren kassiert hat – obwohl ich den Fundort entdeckt hatte. Und was habe ich dafür bekommen? Eine lobende Erwähnung in seiner jämmerlichen Dokumentationsschrift.«
    »Ja, ich weiß, was du meinst«, sagte Will und erinnerte sich an die große Enttäuschung und die Wutausbrüche seines Vaters.
    »Willst du, dass so etwas noch mal vorkommt?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Jedenfalls werde ich bei diesem Fund nicht nur eine kleine Fußnote sein. Mir wäre es am liebsten, wenn niemand davon erführe. Das hier werden sie mir nicht wegnehmen. Dieses Mal nicht. Abgemacht?«
    Will nickte, und der Lichtstrahl seiner Lampe hüpfte auf und ab.
    Dr. Burrows warf einen Blick auf seine Uhr. »Wir sollten uns langsam auf den Rückweg machen.«
    »Okay«, murmelte Will widerwillig.
    Aber sein Vater hatte den Unterton in seiner Stimme gehört. »Wir haben doch keine Eile, oder? Wir können morgen Abend zurückkommen und uns den Rest in Ruhe ansehen, stimmt’s?«
    »Ja, vermutlich«, erwiderte Will halbherzig und marschierte zur Tür.
    Als sie das Büro verließen, klopfte Dr. Burrows seinem Sohn liebevoll auf den Helm. »Erstklassige Arbeit, Will, das muss ich schon sagen. Dann hat sich die monatelange Buddelei also doch noch gelohnt, oder?«
    Sie gingen denselben Weg zurück, den sie gekommen waren, warfen noch einen letzten Blick auf den Bahnsteig und kletterten durch die Öffnung in den von ihnen gegrabenen Schacht. Nach etwa sechs Metern weitete sich der Schacht zu einem Tunnel aus, sodass sie Seite an Seite und fast aufrecht gehen konnten; Dr. Burrows musste sich lediglich ein klein wenig bücken.
    »Wir müssen die Stützen und Streben verdoppeln«, erklärte Dr. Burrows, während er die Zahl der Holzplanken über ihren Köpfen betrachtete. »Statt einem Stempel pro Meter, wie ursprünglich besprochen, brauchen wir zwei pro Meter.«
    »Klar. Kein Problem, Dad«, versicherte Will mit wenig Überzeugung.
    »Und wir müssen den
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