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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel
Autoren: Dean R. Koontz
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auf  Boothe und Uhlander herab. Die beiden Männer schrien auf und hielten schützend die Arme über ihre Köpfe.
    Ein schwerer Stuhl hob vom Boden ab, flog etwa drei Meter in die Höhe, drehte sich rasend im Kreis, sauste quer durch die Bibliothek und landete in einem der riesigen Fenster. Dem Klirren von Glas folgte ein lautes Krachen, als der Stuhl vom Fensterrahmen abprallte und auf den Boden fiel.  Melanie war hier. Ihre ätherische Hälfte. Ihr Astralleib, ihr Psychogeist.
    Dan überlegte, ob er versuchen sollte, mit ihr zu argumentieren, bevor sie wieder mordete, aber er wußte, daß er keine Chance hatte, zu ihr durchzudringen. Er konnte Boothe und Uhlander nicht retten, und eigentlich hatte er auch gar nicht den Wunsch, sie zu retten. Das einzige Leben, das er jetzt vielleicht noch retten konnte, war Melanies, denn er hatte eine Idee, wie er sie davon abhalten könnte, sich mit Hilfe ihrer psychischen Kräfte selbst zu vernichten. Es war ein Ungewisser Plan, der wenig Chancen auf Erfolg hatte. Aber um es überhaupt versuchen zu können, mußte er bei Melanie sein, bei ihrem physischen Körper, wenn ihr Astralleib dorthin zurückkehrte. Und das bedeutete, daß er im Kino sein mußte, bevor Sie hier ihr Werk vollbracht hatte. Er durfte keine Zeit mit dem sinnlosen Versuch vergeuden, sie von den Morden an Boothe und Uhlander abzuhalten.
    Unsichtbare Hände räumten die Bücher von einem weiteren Regal ab; sie flogen durchs ganze Zimmer. Boothe schrie. Die Bar explodierte, so als hätte eine Bombe dort eingeschlagen, und die Luft roch plötzlich nach Whiskey. Uhlander begann, um Gnade zu winseln.  Dan sah, daß die Tiffany-Lampe sich an ihrer Schnur in die Luft hob, wie ein Ballon. Ihm kam voll zu Bewußtsein, wie wenig Zeit ihm blieb, und er stürzte zur Tür. Als er sie aufriß, ging hinter ihm das Licht aus, und die Bibliothek versank in Dunkelheit.
    Er zog die Tür hinter sich zu und rannte durch das Haus, in Richtung Ausgang. In einem Raum mit pfirsichfarbenen Wänden und herrlicher weißer Stuckdecke traf er mit dem Butler zusammen, der in umgekehrter Richtung hastete, aufgeschreckt durch die gräßlichen Schreie aus der Bibliothek. »Rufen Sie die Polizei!« rief Dan. Er war überzeugt davon, daß Melanie niemandem etwas zuleide tun würde außer den Konspiratoren vom grauen Zimmer. Trotzdem sagte er, als der Butler verwirrt stehenblieb: »Gehen Sie nicht in die Bibliothek. Rufen Sie die Polizei an. Um Gottes willen, betreten Sie die Bibliothek nicht!« Das dunkle Kino war für Laura plötzlich kein sicherer Zufluchtsort mehr. Sie litt jetzt unter Klaustrophobie. Die langen Sitzreihen schienen sie einzuzwängen. Die Dunkelheit war bedrohlich. Warum nur hatten sie sich an einem dunklen Ort versteckt? >Es< liebte wahrscheinlich die Dunkelheit, fühlte sich darin zu Hause.
    Was würde geschehen, wenn die Luft wieder kalt wurde und der böse Geist zurückkehrte? Und er würde zurückkehren. Dessen war sie sich ganz sicher, >Es< würde bald zurückkehren. Das riesige Eisentor begann sich langsam zu öffnen, als Dan die lange Auffahrt zur Hälfte hinter sich hatte.
    Normalerweise rief der Butler wahrscheinlich im Wachhäuschen an, und der Wächter öffnete das Tor schon, wenn der Besucher oben losfuhr. Aber jetzt war der Butler damit beschäftigt, die Polizei anzurufen, und außerdem mußten die gellenden Schreie und der Kampflärm aus der Bibliothek ihn in Angst und Schrecken versetzen. Deshalb hatte der Wächter erst auf den Schalter gedrückt, als er die Scheinwerfer aufleuchten sah. Dan hatte hastig das Blaulicht am Wagen befestigt und brauste in wahnsinnigem Tempo den Hügel hinab. Er hoffte nur, daß das Tor offen sein würde, bis er dort ankam, denn andernfalls würde es einen schrecklichen Unfall geben. Das Eisengitter war so stabil, daß es sogar einem Panzer standhalten würde. Wenn er mit vollei Wucht dagegenprallte, würde er wahrscheinlich enthauptet oder von einer Stange aufgespießt werden. Er hätte den Hügel natürlich in vernünftigem Tempc hinabfahren können, aber jetzt zählte jede Sekunde, Selbst wenn der Astralleib des Mädchens noch einige Minuten mit Boothe und Uhlander beschäftigt war, würde er vor Dan in jenem Kino in Westwood sein, denn der Geist war mit Sicherheit nicht so langsam wie ein Auto, sondern bewegte sich im Bruchteil einer Sekunde von einem Ort zum anderen. Außerdem befürchtete Dan, daß der Butler seine Fassung wiedergewinnen und dann auf die Idee kommen
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