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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel
Autoren: Dean R. Koontz
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bestand. Mit dünner, zittriger Stimme flehte er: »Hören Sie, Lieutenant, bitte... Sie brauchen nicht einverstanden zu sein mit dem, was wir gemacht haben... Sie brauchen uns nicht zu verstehen... Sie können uns verabscheuen.. . Aber haben Sie doch Mitleid mit uns!«
    »Mitleid? Aus Mitleid mit Ihnen soll ich hingehen und ein neunjähriges Mädchen erschießen?« Am ganzen Leibe zitternd, wandte sich Boothe wieder Dan zu. »Sie würden damit nicht nur unsere Leben retten. Um Gottes willen, begreifen Sie denn nicht? Sie läuft Amok, Sie ist jetzt auf den Geschmack von Blut gekommen, und es ist ziemlich unwahrscheinlich, daß sie aufhören wird zu morden, wenn sie uns alle zur Strecke gebracht hat. Sie ist wahnsinnig. Sie haben selbst gesagt, wir hätten sie in den Wahnsinn getrieben. Sie haben gesagt, sie sei für ihre Taten nicht verantwortlich. Okay, sie ist nicht zurechnungsfähig, aber sie läuft Amok, und sie wird wahrscheinlich von Stunde zu Stunde mächtiger, lernt immer besser mit ihren psychischen Kräften umzusehen, und wenn jemand ihr nicht bald Einhalt gebietet, wird später vielleicht niemand mehr dazu imstande sein. Es geht nicht nur um Albert und mich, Unzählige andere Menschen könnten sterben.«
    »Nein, kein einziger«, sagte Dan, »Was?«
    »Sie wird Uhlander und Sie umbringen, die beiden letz ten Konspiratoren aus dem grauen Zimmer, und dann... dann wird sie sich selbst töten.«
    Erst nachdem er es in Worte gefaßt hatte, kam es ihm selbst voll zu Bewußtsein, und er verspürte einen stechenden Schmerz in der Brust bei dem Gedanken, daß Melanie sich aus Verzweiflung über ihre Taten das Leben nehmen würde. »Sich selbst töten?« rief Boothe verwundert. »Wie kommen Sie denn auf diese Idee?« fragte Uhlander. Dan berichtete ihnen in wenigen Sätzen von Melanies Äußerungen unter Hypnose. »Als sie sagte, >Es< werde sie holen, sobald alle anderen tot wären, hatten wir keine Ahnung, was dieses >Es< sein könnte. Ein Geist, ein Dämon es schien uns unmöglich, daß so etwas existierte, aber wir sahen, daß etwas Unerklärliches vor sich ging. Jetzt weiß ich, daß es kein Geist und kein Dämon war, und ich weiß, daß sie die Absicht hat, sich selbst m töten, ihre psychischen Kräfte gegen sich selbst einzusetzen. Es sind also keine weiteren Opfer zu befürchten. Nur Ihr beider Leben Steht auf dem Spiel, und das des Mädchens. Ich sehe nur die Möglichkeit, eventuell Melanies Leben retten zu können.«
    Boothe, dessen Moralität etwa mit der Hitlers oder Stalins zu vergleichen war, der einen professionellen Killer gedungen und Folterungen finanziert hatte, der bedenkenlos mit eigener Hand morden würde, wenn er auf diese Weise seine Haut retten könnte -diese durch und durch böse Kreatur war empört darüber, daß Dan, ein Hüter des Gesetzes, ihn und seinen Freund nicht nur sterben lassen wollte, sondern die Vorstellung auch noch genoß, daß sie bald von der Erde getilgt sein würden, »Aber... aber... wenn sie uns tötet, und Sie hätten das verhindern können... dann sind Sie an unserem Tod mitschuldig!« Dan blickte ihn lange an und nickte. »Ja. Aber das schockiert mich nicht. Ich wußte immer, daß ich mich in dieser Hinsicht nicht von anderen Menschen unterscheide. Ich wußte immer, daß ich unter bestimmten Umständen zu einem kaltblütigen Mord fähig wäre.« Er wandte sich ab und ging auf die Tür zu. Uhlander rief ihm nach: »Was glauben Sie, wieviel Zeit uns bleibt?«
    Dan drehte sich noch einmal um. »Nachdem ich heute morgen einen Teil Ihres Buches gelesen hatte, begriff ich manches; deshalb warnte ich Laura, sie solle versuchen, Melanie wachzuhalten. Ich wollte nicht, daß Sie umgebracht würden, bevor ich mit Ihnen gesprochen habe. Aber ich habe nicht die Absicht, Melanie heute abend am
    Schlafengehen zu hindern. Und wenn sie zu Bett geht und einschläft...« Es war sehr still im Raum.  Nur das leise Rauschen des Regens war zu hören.
    »Uns bleiben also noch einige Stunden«, sagte Boothe schließlich, und er erinnerte kaum noch an den Mann, der Dan vor kurzem begrüßt hatte. Jetzt war er weitaus weniger beeindruckend. »Nur einige Stunden...«
    Aber ihnen blieb nicht einmal soviel Zeit, denn kaum daß Boothes Stimme in Schrecken und Selbstmitleid verklungen war, fiel von einer Sekunde zur anderen die Temperatur in der Bibliothek um zwanzig Grad.  Laura hatte Melanie nicht wachhalten können.
    »Nein!« rief Uhlander.
    Von einem der obersten Regale regneten Bücher
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