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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel
Autoren: Dean R. Koontz
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»Ich habe nur ein paar leichte  Prellungen abbekommen.« Dan stand auf. Laura kniete auf dem Boden, zwischen verstreutem Popcorn, zerdrückten Pappbechern und anderen Abfällen. Sie hielt Melanie fest umschlungen, versuchte, das Kind einzuhüllen. Ihr fiel auf, daß im Kino Stille eingetreten war, daß das unsichtbare Monster keine Verwüstung mehr anrichtete. Aber die Luft war kalt, so kalt, daß ihr fast das Blut in den Adern gefror.
    >Es< war nach wie vor zugegen. Dan drehte sich langsam im Kreis und wartete darauf, daß irgend etwas geschehen würde. Als die Stille anhielt, sagte er: »Du kannst dich nicht töten, es sei denn, du tötest auch deine Mutter, Sie wird es nicht zulassen, es sei denn, daß du zuerst sie umbringst.« Laura blickte zu ihm hoch. »Mit wem sprechen Sie?« Und dann schrie sie auf und drückte Melanie noch fester an sich, »Etwas zerrt an mir! Dan, etwas versucht mich von ihr wegzureißen!«
    »Kämpfen Sie dagegen an!«
    Sie hielt Melanie fest, und einen Augenblick lang zuckte und wand sie sich auf dem Boden wie eine Epileptikerin. Dann endete der Angriff genauso abrupt, wie er begonnen hatte.
    »Ist es vorbei?« fragte Dan. Sie warf ihm einen völlig fassungslosen Blick zu. »Ja.« Dan sprach in die Luft hinein, denn er fühlte, daß der Astralleib irgendwo im Kino auf der Lauer lag. »Du wirst sie nicht dazu bringen können, dich loszulassen, damit du dich selbst zerschmettern kannst. Sie liebt dich. Und  wenn es sein muß, wird sie sterben, um dich zu beschützen.« Auf der anderen Seite des Saals flogen drei Sitze in die Luft, wo sie etwa eine halbe Minute lang umherwirbelten und gegeneinander hämmerten, bevor sie zu Boden krachten. »Ganz egal, was du glaubst«, rief Dan dem Psychogeist zu, »du verdienst nicht zu sterben. Was du getan hast, war schrecklich, aber dir blieb kaum eine andere Wahl.« Schweigen. Stille.
    »Deine Mutter liebt dich. Sie will, daß du lebst. Deshalb hält sie dich mit aller Kraft fest.« Ein jämmerlicher Laut von Laura verriet, daß sie endlich die ganze grauenvolle Wahrheit begriffen hatte.
    Die Vorhänge machten einen halbherzigen Versuch, sich wie zuvor zu bedrohlichen Schwingen zu entfalten, sackten aber nach wenigen Sekunden wieder in sich zusammen. Earl war neben Dan getreten. Während er sich im Kino umsah, fragte er; »Es war also das Mädchen selbst?«
    Dan nickte.
    Vor Entsetzen, Kummer und Angst schluchzend, wiegte Laura ihre Tochter in den Armen. Die Luft war noch immer eisig.
    Etwas berührte Dan mit unsichtbaren Eishänden und  stieß ihn zurück, aber nicht allzu heftig, »Du kannst dich nicht umbringen, weil wir nicht zulassen werden, daß du dich tötest«, erklärte Dan dem Astralleib. »Wir lieben dich, Melanie. Du hattest nie eine Chance, und wir wollen dir eine Chance geben.« Stille.
    Earl wollte etwas sagen, doch plötzlich brauste der Psychogeist ein Stück vor ihnen an einer Sitzreihe entlang und riß die Rückenlehnen ab; die Vorhänge flatterten in die Luft empor, und die Ausgangstüren begannen wieder  aufzufliegen und zuzuknallen. Deckenplatten regneten herab, und ein durchdringendes Geheul ertönte - eine Astralstimme, die aus der Luft kam und zu solcher Lautstärke anschwoll, daß Earl und Dan sich die Ohren zuhielten.
    Dan warf einen Blick auf Laura. Ihr Gesicht war von dem Lärm schmerzverzerrt, aber sie ließ Melanie nicht los, hielt sie krampfhaft an sich gedrückt. Das Geheul wurde immer unerträglicher, und einen Augenblick lang dachte Dan, daß er Melanie falsch eingeschätzt hatte, daß sie die Decke zum Einsturz bringen und sie alle töten würde, um sich selbst umbringen zu können. Doch die Kakophonie endete schlagartig, die Vorhänge fielen in sich zusammen, die Türen hörten auf zu schlagen. Eine letzte Deckenplatte segelte herab, prallte auf dem Gang auf und blieb dort liegen. Wieder Stille.
    Wieder Schweigen.
    Sie warteten fast eine Minute - und dann erwärmte sich die Luft.
    Im hinteren Teil des Kinos fragte ein Mann - vielleicht der Besitzer: »Was, zum Teufel, war denn hier los?« 
    Ein Platzanweiser, der alles von Anfang an miterlebt hatte, versuchte erfolglos, das Geschehen zu erklären. Dan nahm in einiger Höhe eine Bewegung wahr, Er blickte hoch und sah, daß der Filmvorführer verängstigt durch eine Tür lugte. Laura ließ Melanie endlich los, während Dan und Earl neben ihr niederkauerten. Melanies Augen waren weit geöffnet, aber sie sah keinen von ihnen an. Ihr Blick war verschwommen. Aber
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