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Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)

Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)

Titel: Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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brauche noch den Namen und die Anschrift des Reiterhofs, auf dem Sie Ihr Pferd untergebracht hatten und außerdem wäre es gut, wenn Sie mir auf einer Karte den genauen Weg zeigen können, den Sie geritten sind. Unter Umständen müssen wir den Ort des Attentats auch zusammen noch mal aufsuchen. Glauben Sie, Sie schaffen das psychisch?“
    „ Ich bin Unternehmer und kein heulendes Müsli-Sensibelchen.“
    Ein Muskel zuckte unruhig in seinem wie aus Stein gemeißelten Gesicht. Auf der rechten Wange befand sich eine schnurgerade, scharf geschnittene Furche und Berringer fragte sich unwillkürlich, durch welchen bevorzugten Gesichtsausdruck wohl eine derartige Zeichnung in seine Haut hinein gefaltet worden war. Ein Gedanke, der ihn für Sekunden nicht losließ. Eigentlich absurd, dachte er. Aber manchmal tat er absurde Dinge, um sich vor dem zu schützen, was in ihm schlummerte. Vor den unverarbeiteten Erinnerungen an eine Vergangenheit, die jederzeit wieder die Herrschaft über ihn und sein Leben gewinnen konnte. Da war es gut, sich an irgendetwas festzuhalten. An etwas Markantem. An dieser Falte mitten auf der Wange zum Beispiel.
    „ Warum sollte ich es nicht schaffen, den Ort noch mal aufzusuchen, an dem Laura massakriert wurde?“ Peter Gerath schluckte. „Laura, das ist – Verzeihung: das war - der Name meiner Stute. Ich habe insgesamt vier Pferde dort, aber keine geht so diszipliniert wie Laura. Gleichgültig ob im Trab oder Tölt …“ Er atmete schwer, so als ob ihm eine zentnerschwere Last auf der Brust lag. Er wollte es nicht wahrhaben, dachte Berringer. Vielleicht kamen bei ihm die Flashbacks noch, aber es könnte gut sein, dass es keine so gute Idee gewesne war, ihm vorzuschlagen, den Ort des Geschehens nochmals aufzusuchen …
    Berringer hatte für solche Dinge inzwischen einen siebten Sinn entwickelt.
    „ Wann waren Sie zuletzt bei Ihren Pferden?“
    „ Ich war nicht mehr dort, seit der Anschlag geschah …“
    Also doch, dachte Berringer. So fing es immer an. Man mied bestimmte Orte. „Ich werde in den nächsten Tagen bei Ihnen zu Hause vorbeikommen und möchte auch mit Ihrer Frau sowie mit den Mitarbeitern Ihrer Firma sprechen, falls dies sinnvoll erscheinen sollte.“
    „ Nichts dagegen.“
    „ Und was ist mit Ihren Kindern? Sind sie informiert?“
    Gerath zog die Augenbrauen zusammen und sah Berringer überrascht an. „Die haben nichts mit dieser Sache zu tun. Außerdem sagte ich Ihnen ja schon, dass …“
    „ Dass Ihr Kontakt derzeit nicht der Beste ist, ich weiß“, vollendete Berringer den Satz.
    „ Sprechen Sie mit wem immer Sie wollen. Nur sorgen Sie dafür, dass demjenigen, der es auf mich abgesehen hat, das Handwerk gelegt wird!“
    Er blickte auf die Uhr an seinem Handgelenk. Offenbar drängte irgendein Termin. Typisch, dachte Berringer. Jemanden wie Gerath konnte nicht einmal ein sicheres Rendezvous mit dem eigenen Tod daran hindern, seine geschäftlichen Verabredungen einzuhalten. Und wahrscheinlich war er von seiner eigenen Wichtigkeit so sehr überzeugt, dass er sich nicht im Traum vorzustellen vermochte, dass ihn jemand anderes auch nur ein einziges Mal vertreten könnte.
    Ein mildes Lächeln spielte um Berringers Lippen, als er sich sagte: Mal ehrlich, Robert, bist du in dieser Hinsicht vielleicht anders? Wenn ja, dann beweis es und besteh das nächste Mal darauf, dass ein wichtiger Kunde, der in deinem Büro auf dich wartet, sich mit Vanessa auseinandersetzt, und schick Mark Lange zur Krefelder Polizei, um die Detektei über den Stand der Ermittlungen zu informieren …
    Peter Gerath erhob sich.
    Sitzung beendet, dachte Berringer sarkastisch.
    „ Sie wollten noch die Adresse des Reiterhofs haben, auf dem ich Laura untergestellt hatte“, erinnerte Gerath ihn.
    Berringer hatte sich inzwischen ebenfalls erhoben. Er ging zum Schreibtisch, der trotz der Tatsache, dass inzwischen Vanessa Karrenbrock hier regelmäßig aufräumte, ziemlich chaotisch aussah. Wirklich wegräumen durfte Vanessa hier natürlich auch nichts. Alles, was Berringer ihr zugestand, war, dass sie herumliegende Papiere in farbige Boxen einsortierte. Eine Ordnung, die den Namen verdiente, entstand dadurch zwar nicht, worauf Vanessa ihren Arbeitgeber auch schon des Öfteren hingewiesen hatte. Aber immerhin war das Chaos nicht mehr so augenfällig. Und das, so fand Berringer, war schon mal ein guter Anfang.
    Berringer griff zielsicher zu den Post-its, wühlte einen Stift aus einer Schublade und gab beides an
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