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TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten

TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten

Titel: TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten
Autoren: Andre Norton
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versuchen.
    Morgen – nein, heute! – mußte er seine Waffen ablegen und sich dem Spruch des Rates beugen. Vermutlich würde man ihn als Arbeiter in die unterirdischen Hydrofarmen schicken.
    Dann war es aus mit dem Lernen, war es vorbei mit weiteren Jahren als Lehrer und Hüter des Wissens. Er würde kein Sternmann sein, würde nicht die Wildnis durchforschen, die von der großen Explosion den Menschen feindlich gemacht worden war, nicht die alten Städte aufsuchen, um dort vergessenem Wissen nachzuspüren und das Gefundene ins Bergdorf zurückzutragen, damit wieder Licht in das Dunkel gebracht werde. Nein, unmöglich konnte er diesen schönen Traum dem Willen des Rates opfern!
    Ein leise fragender Laut kam aus der Dunkelheit, und geistesabwesend beantwortete er ihn mit einem beruhigenden Gedanken. Ein Schatten löste sich aus dem Geröll und kam auf Samtpfoten zu ihm. Dann stieß ihn eine Schulter an, eine breite, kräftige Schulter, und er kraulte das Fell hinter den hochgestellten Ohren. Lura war ungeduldig. Sie roch die lockenden Düfte der Wildnis und sehnte sich nach der Jagd. Nur widerwillig ließ sie sich die Liebkosung gefallen.
    Lura liebte die Freiheit. Gehorchte sie ihm, so nur, weil sie es so wollte. Er war sehr stolz gewesen, als ihm vor zwei Jahren das schönste Kätzchen aus Kandas letztem Wurf seine Zuneigung bewies! Sogar Jarl, der Stern-Hauptmann, hatte eine Bemerkung darüber gemacht. Fors rieb seine heiße Wange an Luras erhobenem Kopf. Wieder stieg tief aus ihrer Kehle der leise, fragende Laut auf. Sie spürte, daß er unglücklich war.
    Der Nebel war zu feinem Regen geworden, aber Fors konnte nicht ins Haus gehen! Betrat er ein Haus, so bedeutete das Unterwerfung und ein Leben voller Scham mit dem Stigma des Mutanten, mit dem Gefühl, versagt zu haben. Er konnte nicht!
    Ja, wenn Langdon gestern abend vor dem Rat gesprochen hätte ...
    Er sah seinen Vater deutlich vor sich – groß, stark, hoch erhoben der Kopf, schmaler Mund, festes Kinn. Nur war Langdons Haar dunkel gewesen. Er, Fors, hatte sein helles Haar von der Mutter, einer unbekannten Frau aus der Prärie.
    Langdons Schultertasche mit dem Stern hing nun in der Schatzkammer des Sternhauses. Man hatte sie neben seinem zerschundenen Leichnam gefunden. Nur selten trugen die Bergbewohner bei einem Kampf mit den Tierwesen den Sieg davon.
    Er war auf der Spur einer verlorenen Stadt gewesen, als er den Tod fand. Keiner »blauen« Stadt, die man meiden mußte, wollte man am Leben bleiben, sondern einer sicheren, ohne Strahlung, die zum Nutzen des Bergdorfes geplündert werden konnte. Wohl zum hundertsten Male fragte sich Fors, ob die Theorie seines Vaters zutraf, ob wirklich irgendwo im Norden an einem riesigen See eine große, sichere Stadt lag, die nur auf den Mann wartete, der Mut und Glück genug hatte, sie zu finden ...
    »Mut und Glück genug ...« Fors sprach die Worte laut aus. Und dann krallte sich seine Hand tief in Luras Fell. Mein Gott, das war der Ausweg! Vor fünf Jahren hätte er nicht daran zu denken gewagt, aber nun war sein langes Warten doch nicht umsonst gewesen, denn jetzt war er bereit. Seine Kraft und die Fähigkeit, sie richtig anzuwenden, sein Wissen, seine Klugheit – alles war bereit.
    Es wurde noch immer nicht heller. Die Wolken verlängerten die Nacht. Trotzdem mußte er sich beeilen. Bogen, Köcher mit Pfeilen, und sein Kurzschwert lagen zwischen den Felsen versteckt. Lura gesellte sich zu den Waffen und wartete. Sein unausgesprochener Vorschlag entsprach genau ihren Wünschen.
    Vorsichtig schlich sich Fors den gewundenen Pfad zum Bergdorf hinunter und zum Sternhaus. Die wachhabenden Sternmänner schliefen alle im vorderen Teil des Hauses; direkt vor ihm befand sich die Schatzkammer. Und das Glück war mit ihm! Seine suchenden Finger entdeckten einen nicht verriegelten Fensterladen. Nun, schließlich hatte noch nie jemand versucht, unaufgefordert in das Sternhaus einzudringen.
    Mit Hilfe seiner Nachtsichtigkeit fand er schnell, was er suchte, und bald schlossen sich seine Finger um die Tasche, die seinem Griff so vertraut war. Als er sie vom Haken nahm, glitzerte an ihrem Riemen etwas Metallisches. Fors zögerte.
    Auf die Papiere und die anderen Sachen seines Vaters mochte er ein Recht haben – auf diesen Stern nicht. Bitter verzog sich sein Mund, als er das Abzeichen auf den langen Tisch legte und in die graue Nässe zurückkletterte.
    Nun, da die Tasche an seiner Schulter hing, ging er ganz offen zum
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