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TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten

TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten

Titel: TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten
Autoren: Andre Norton
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Ihre Augen waren – der Rasse entsprechend – saphirblau, doch ihre Krallen waren messerscharf, und sie war eine meisterhafte Jägerin.
    Diese Eigenschaft meldete sich jetzt, als Lura Fors' Aufmerksamkeit auf einen Fleck feuchter Erde lenkte, wo sich deutlich die Fährte eines Rehes abzeichnete. Die Spur war frisch, Rehfleisch gut, und er hatte nur wenig Proviant. Es mochte sich lohnen, von der Marschroute abzuweichen. Zu Lura brauchte er nichts zu sagen – sie kannte seine Gedanken und war augenblicklich auf und davon. Er trottete hinter ihr her mit dem lautlosen Waldläufergang, den er bereits in frühester Jugend gelernt hatte.
    Die Spur führte rechtwinklig von der alten Straße fort, quer über eine eingestürzte Mauer, deren Steine von Erde und Moos überwuchert waren. Wasser rann von Blättern und Zweigen und durchnäßte beide Jäger bis auf die Haut. Fors' handgewebte Beinkleider klebten am Körper, und seine Stiefel quietschten.
    Er war verwirrt. Alles deutete darauf hin, daß das Tier um sein Leben gerannt war, und doch hatte das, vor dem es Angst hatte, keine Spur hinterlassen. Angst jedoch verspürte Fors nicht. Noch kein Lebewesen, Mensch oder Tier, hatte seinen stahlgespitzten Pfeilen standgehalten, und nie hatte er gezögert, einem Feind mit dem Schwert in der Hand entgegenzutreten.
    Zwischen den Bergbewohnern und den nomadisierenden Prärieleuten herrschte Frieden. Oft wohnten Sternmänner eine Zeitlang in den Zelten der Hirten und tauschten mit den ewigen Wanderern Informationen über ferne Stätten aus. Sein Vater hatte sich sogar seine Frau unter den Fremden gewählt. Zwischen den Menschen und den Tierwesen in den Ruinen der Städte hingegen herrschte heftigste Fehde. Doch diese entfernten sich nie weit von ihren feuchten, übelriechenden Schlupfwinkeln in den zerfallenen Gebäuden, und hier im weiten, offenen Land brauchte man keinesfalls eine Begegnung mit ihnen zu fürchten! Also folgte er der Spur unbesorgt.
    Sie endete abrupt am Rand einer kleinen Schlucht. Etwa zehn Fuß tief schäumte ein vom Regen angeschwollener Fluß über die Felsen. Lura kroch auf dem Bauch am Rand des Abhangs entlang. Fors warf sich nieder und robbte hinter einen Busch. Er durfte Luras Anschleichmanöver nicht stören.
    Ihre braune Schwanzspitze zuckte; er wartete auf das Beben der Flanken, das den Sprung ankündigte. Doch statt dessen sträubten sich plötzlich ihre Schwanzhaare, und die Schultern zogen sich hoch, wie um die gespannten Muskeln wieder zu bremsen. Er spürte ihre Unsicherheit, ja, ihre Angst.
    Trotz seiner außergewöhnlichen Sehschärfe konnte er das, was Lura diese Angst eingeflößt hatte, nicht mehr erspähen. Nur ein Busch schwankte weiter stromauf, als sei etwas an ihm vorübergestrichen. Doch das Rauschen des Wassers überdeckte alle Geräusche, und so sehr er die Augen auch anstrengte – es war nicht mehr zu sehen.
    Lura hatte die Ohren flach an den Kopf gelegt; ihre Augen waren zu bösen Schlitzen zusammengezogen. Doch unter ihrer Wut spürte Fors die Angst. Die große Katze mußte etwas gesehen haben, das ihr fremd war und das sie daher mit Mißtrauen betrachtete. Vorsichtig kletterte Fors den Abhang hinab. Lura machte keinen Versuch, ihn zu halten. Was sie so verstört hatte, war fort, doch er war entschlossen, die Spuren zu suchen, die es hinterlassen haben mußte.
    Die grünen Steine des Flußufers waren glatt und schlüpfrig, und zweimal mußte er sich an einem Busch festhalten, um nicht ins Wasser zu fallen. Auf Händen und Knien kroch er über einen Felsen, und dann war er bei dem Busch, der sich bewegt hatte.
    Eine rote Pfütze, bereits ausgewaschen von Regen und Gischt, füllte eine flache Lehmkuhle. Er tauchte einen Finger hinein und leckte daran. Blut. Vermutlich das des Rehs, das er verfolgt hatte.
    Und dann sah er die Fährte des Jägers, tief in den Lehm gedrückt, als habe er etwas Schweres getragen, vielleicht den Kadaver des Tieres. Sie war so deutlich, daß kein Zweifel möglich war: Es war der Abdruck eines nackten Fußes.
    Aber er stammte weder von einem Mann aus dem Bergdorf, noch von einem Präriebewohner! Er war schmal, von der Ferse bis zu den Zehen gleichmäßig breit, als habe das Wesen, von dem er stammte, Plattfüße. Die Zehen waren überlang und knochendürr. Und dicht vor den Zehenspitzen waren Eindrücke wie von Krallen!
    Fors schauderte. Es war – krankhaft. Das war das einzige Wort, das ihm beim Anblick des Abdrucks einfiel. Er war froh, den Jäger nicht
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