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TTB 101: Die große Explosion

TTB 101: Die große Explosion

Titel: TTB 101: Die große Explosion
Autoren: Eric Frank Russell
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anderen: Sie war hier, greifbar, erreichbar. Sie war die Umgebung, in der er zu einer Entscheidung kommen mußte.
    Ruhig stieg er hinunter in den Stauraum und machte sich daran, sein Fahrrad zu reinigen und zu ölen. Als er zurückkam, dämmerte es bereits. Er nahm eine flache Plakette aus der Tasche, hängte sie an die Wand, warf sich auf seine Koje und betrachtete das Oval nachdenklich.
    F.-I.W.N.
    In der Rufanlage klickte es. Jemand räusperte sich und verkündete: »Alle Mann morgen früh, acht Uhr, bereithalten zur Vergatterung.«
    »Ich will nicht!« sagte Harrison und schloß die Augen.
     
    *
     
    Es war zwanzig nach sieben Uhr morgens, doch niemand fand das besonders früh. Im Weltraum verliert man den Sinn für Zeit und gewinnt ihn erst wieder, wenn man einen ganzen Monat auf der Erde verbracht und die Sonne auf- und untergehen gesehen hat.
    Das Kartenzimmer war leer, doch im Kontrollraum herrschte reges Leben. Dort waren Grayder, Shelton, Harne, die Navigatoren Adamson, Werth, Yates, und natürlich Seine Exzellenz versammelt.
    »Nie hätte ich gedacht«, grollte der letztere, »daß es so weit kommen würde! Kaum zwei Wochen, und wir treten geschlagen den Rückzug an.«
    »Verzeihung, Exzellenz«, sagte Grayder, »aber ich sehe das anders. Geschlagen werden kann man nur von wirklichen Feinden. Diese Leute aber sind nicht unsere Feinde; darum haben sie uns ja in diese Klemme gebracht. Man kann sie nicht als feindselig bezeichnen.«
    »Möglich. Für mich bleibt es trotzdem eine Niederlage. Was soll es denn sonst sein?«
    »Wir sind von schlauen Verwandten hereingelegt worden. Dagegen kann man nichts machen. Man schlägt doch auch seine Neffen und Nichten nicht tot, nur weil sie nicht mit einem sprechen wollen.«
    »Das ist vielleicht Ihr Standpunkt als Captain. In dieser Situation ist es Ihre Pflicht, nach Hause zurückzukehren und Meldung zu machen.« Der Botschafter starrte auf die Weltraumkarte, die die Navigatoren auf dem Tisch ausgebreitet hatten. »Meine Lage aber ist anders. Wenn ich jetzt gehe, ohne wenigstens einen Konsul hiergelassen zu haben, so ist das eine diplomatische Niederlage, eine Beleidigung der Würde und des Prestiges von Terra. Ich bin ganz und gar nicht sicher, ob ich wirklich gehen soll. Vielleicht wäre es besser, ich bliebe hier, obgleich mir hier die Hände gebunden sind und meine Anwesenheit den Gands nur Gelegenheit zu weiteren Beleidigungen geben wird.«
    »Leider kann ich Ihnen da nicht raten«, sagte Grayder. »Unsere Truppen und Waffen sind zweckgebunden. Sie dürfen nur in Aktion gesetzt werden, wenn eine besondere Notlage es erfordert. Sie offensiv gegen die Gands einzusetzen, ist unmöglich, da diese Leute uns keinen Grund dafür geliefert haben, da wir mit einem solchen Schritt keine Regierung umstimmen können, die nicht existiert, und da unser kleines Kontingent nicht genügt, um eine Bevölkerung von mehreren Millionen niederzuhalten. Um auf diese Welt Eindruck zu machen, brauchen wir eine Armada. Und selbst dann müßten wir so hart kämpfen, daß das Resultat ein zerstörter Planet wäre, den zu halten sich nicht lohnte.«
    »Daran brauchen Sie mich nicht zu erinnern. Wir haben die Sache ja oft genug durchgesprochen. Ich habe die Nase voll!«
    Grayder zuckte die Achseln. Er war ein Mann der Tat, jedoch nur im Weltraum. Diplomatische Finessen waren nicht sein Ressort. Nun, da sich der entscheidende Moment näherte, und er bald wieder in seinem Element sein würde, zeigte sich sein Phlegma. Für ihn war die Welt der Gands nichts weiter als ein Planet wie viele andere.
    »Exzellenz, wenn Sie ernstlich schwanken, ob Sie hierbleiben sollen, möchte ich Sie bitten, treffen Sie Ihre Entscheidung bald. Morgan hat mich unterrichtet, daß die Männer, wenn ich bis zehn Uhr die dritte Urlaubsliste nicht genehmigt habe, die Initiative ergreifen und auf eigene Faust handeln wollen.«
    »Ein solches Verhalten wäre doch schwere Meuterei!«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht«, bekannte Grayder.
    »Wollen Sie etwa sagen, daß die Ihnen tatsächlich die Stirn bieten und damit durchkommen könnten?«
    »Der Trick ist, daß sie meine eigene Sophisterei gegen mich kehren. Ich habe wiederholt gesagt, daß ich den Urlaub nicht verweigere, sondern nur verschiebe, also kann es, wenn sie nun einfach gehen, auch keine Meuterei sein. Die Männer dagegen können vor dem Raumfahrtkomitee gegen mich Beschwerde einlegen, weil ich mich nicht an die Vorschriften gehalten habe.
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