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TTB 101: Die große Explosion

TTB 101: Die große Explosion

Titel: TTB 101: Die große Explosion
Autoren: Eric Frank Russell
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PROLOG
     
    Immer, wenn eine Explosion stattfindet, werden die Trümmer hoch in die Luft geschleudert. Je heftiger die Detonation, um so größer die Brocken, und desto weiter ihr Flug. Das sind Tatsachen, die jedes Kind in der Schule lernt. Johannes Pretorius van der Camp Blieder war sich dieser Tatsachen nicht bewußt, obgleich das Schicksal ihn dazu bestimmt hatte, die größte Explosion der Menschheitsgeschichte zu verursachen.
    Blieder war ein vertrocknetes Männchen mit halber Glatze, spärlichem Bart und schwachen, wäßrigen Augen, denen dicke Brillengläser unnatürliche Größe verliehen. Plattfüßig watschelte er umher wie eine Ente, ewig schnüffelnd, weil er nie ein Taschentuch hatte.
    Akademische Qualifikationen besaß er nicht. Wenn ein Raumschiff über seinem Kopf dahindonnerte, äugte er kurzsichtig hinterher, ohne eine Ahnung, womit es angetrieben wurde. Dabei verkehrten solche Schiffe schon seit tausend Jahren regelmäßig zum Mond und zur Venus. Aber er interessierte sich eben nicht dafür. Vier Stunden pro Tag saß er, vier Tage in der Woche, an seinem Büroschreibtisch. Seine Freizeit widmete er mit fast unnatürlicher Einseitigkeit einzig dem Versuch, eine Münze frei in der Luft schweben zu lassen. Weder Reichtum, Macht, noch Frauen konnten ihn reizen. Mit Ausnahme der Zeit, die er auf die Suche nach einem Taschentuch verwendete, war sein Leben nur einem Ziel geweiht, dem höchsten Triumph: eine Münze frei in der Luft schweben zu lassen.
    Wahrscheinlich hatte das Schicksal ihn für seine Zwecke ebenso wahllos auserkoren, wie es vor ihm andere Dummköpfe dazu benutzt hatte, der Menschheit einen Schritt weiterzuhelfen. Und er wurde von einer Art Ahnung getrieben, einer unerkannten Gewißheit, daß der Erfolg eintreten müsse, wenn er es nur lange genug probiere. Und so versuchte er seit fünfzig Jahren vermittels geistiger, mechanischer oder auch schlichtweg alberner Methoden, eine Münze frei in der Luft schweben zu lassen.
    An seinem zweiundsiebzigsten Geburtstag war ihm endlich Erfolg beschieden. Der Pfennig schwebte drei Achtel Zoll über einer Platte aus reinem Kobalt, der Endphase eines merkwürdigen Apparates. Nun stürzte er nicht etwa hinaus auf die Straße, um aller Welt die große Neuigkeit zu verkünden, sondern er klapperte ungläubig mit den Augendeckeln, schniefte ein paarmal und suchte vergeblich nach einem Taschentuch. Dann packte er noch zwölf Pfennige auf die schwebende Münze. Nichts veränderte sich. Die Pfennigsäule blieb auf ihrem Platz – drei Achtel Zoll über der Kobaltplatte.
    Er vertauschte die Münzen mit einem Briefbeschwerer. Der Abstand zur Platte verringerte sich nicht um Haaresbreite. Er versuchte es mit anderen Metallen, mit seiner goldenen Taschenuhr. Auch sie schwebte drei Achtel Zoll über der Platte. Er stellte an seinem Apparat herum in der Hoffnung, den Abstand zu vergrößern – nichts. Nur einmal begann die Uhr zu vibrieren, veränderte jedoch nicht ihre Position. An diesem Punkt der Einstellung manipulierte er nun herum, mit dem Erfolg, daß plötzlich ein Pfeifton zu hören war und die Uhr verschwand. Sie hinterließ ein kleines, rundes Loch in der Decke, und ein ebensolches im Dach.
    Während der nächsten vierzehn Monate machte Johannes Pretorius van der Camp Blieder ungezählte Versuche und war schließlich in der Lage, jeden Gegenstand in seinem Haus, ganz gleich, woraus er bestand, in einer Höhe von drei Viertel Zoll schweben oder mit einer solchen Geschwindigkeit gen Himmel fliegen zu lassen, daß es unmöglich war, die Flugbahn zu verfolgen.
    Nunmehr hielt er die Zeit für gekommen, einen größeren Geist zu Hilfe zu rufen. Auf den Gedanken, das physikalische Institut der nächstgelegenen Universität zu verständigen, kam er nicht. Er wandte sich – und das war charakteristisch für ihn – an Mendelsohn, den Star unter den Illusionisten. Und das war sein Glück, denn jeder ernsthafte Wissenschaftler hätte ihn einfach als einen jener ungezählten Verrückten abgetan, die ständig die unmöglichsten Dinge erfunden zu haben glauben, während Mr. Mendelsohn als professioneller Zauberkünstler das Phänomen von dem Gesichtspunkt aus betrachtete, wie es sich wohl am besten für seine Show verwenden ließe.
    Drei Tage lang mühte sich Mr. Mendelsohn – in schwarzem Umhang, mit zynischem Lächeln – vergebens, den Trick zu entdecken. Blieder war ihm dabei von keinerlei Nutzen; er drückte sich schniefend in der Nähe herum und konnte
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