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1716 - Assungas Hexensturm

1716 - Assungas Hexensturm

Titel: 1716 - Assungas Hexensturm
Autoren: Jason Dark
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Es war eine Frau. Sie trug einen Mantel, den sie nicht geschlossen hatte. Bei jedem Schritt schwangen die Schöße hin und her. Zielstrebig ging die Frau auf ein Auto zu, das quer vor einer Garage parkte und das einzige Fahrzeug auf dem Hof war.
    Elaine lächelte. Es lief perfekt. Das Auto stand nahe der Garage, auf deren Dach sie hockte. Sie musste nicht mal weit springen, um es zu erreichen.
    Sekunden würden noch vergehen, dann konnte sie den Angriff starten. Sie überprüfte noch mal den festen Sitz des Messers zwischen ihren Zähnen, denn sie wollte es beim Sprung nicht verlieren.
    Die Frau ahnte nichts. Sie hatte es einfach nur eilig. Warum sie ihren Wagen gerade hier abgestellt hatte, interessierte Elaine nicht. Sie nahm es als Fügung des Schicksals hin, das ihr an diesem Tag wohl gut gesinnt war.
    Der Tag war vorbei. Die Dunkelheit lag über der Stadt. Dunkelgraue bis schwarze Wolken hingen am Himmel und verdeckten das Licht der Gestirne.
    In dieser Umgebung hatte nur jemand etwas zu suchen, der sein Fahrzeug aus der Garage holen oder es hineinfahren wollte. Das war in den letzten Minuten nicht passiert.
    Die Frau erreichte ihren Wagen. Jetzt würden nur noch Sekunden vergehen, bis sich Elaine vom Dach der Garage lösen konnte. Hätte kein Messer zwischen ihren Zähnen gesteckt, sie hätte sich die Lippen geleckt, denn sie war voller Vorfreude.
    Die Frau blieb an der Fahrerseite stehen. Sie holte den Autoschlüssel aus der Tasche und wenig später hatte das Funksignal die Türen geöffnet.
    Sie konnte einsteigen.
    Das ließ Elaine nicht zu. Zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen drang ein schwacher Schrei hervor, da befand sie sich schon in der Luft und fiel der anderen Person entgegen.
    Die hatte den Schrei gehört. Sie reagierte auch, indem sie herumzuckte, doch es war zu spät.
    Elaine prallte gegen ihr Opfer und schleuderte es zurück, dann zur Seite, und als sie die Höhe der Motorhaube erreichte, fiel die Frau endgültig zu Boden und blieb neben dem Vorderrad liegen …
    ***
    Elaine lachte auf. Das musste sie einfach. Sie freute sich über ihren Erfolg, denn bald würde sie das bekommen, was sie unbedingt brauchte. Blut! Frisches Blut.
    Sie öffnete ihren Mund. Das Messer fiel nach unten, wo es von ihrer Hand aufgefangen wurde.
    Das Opfer lag auf dem Rücken. Es bewegte sich nicht. Wahrscheinlich war es durch den harten Aufprall betäubt worden. Und auch der Schock konnte etwas dazu getan haben.
    Elaine lächelte. Dann grinste sie und sagte, während die Spitze des Messers auf die Liegende zeigte: »Na, wie gefällt dir das?«
    Die Überrumpelte gab zunächst keine Antwort. Bewusstlos war sie nicht geworden, denn die Pupillen bewegten sich und sie konnte zudem sprechen.
    »Was soll das bedeuten?«
    »Das ist ein Überfall.«
    »Ich weiß.«
    Elaine wunderte sich, weil die Person so wenig sagte. »Mehr sagst du nicht?«
    »Warum sollte ich?«
    »Hast du keine Angst?«
    »Ach, muss ich die denn haben?«
    Elaine konnte sich über diese Antwort nur wundern.
    »Was denkst du dir eigentlich? Dass dies hier ein Spaß ist?«
    »Sicherlicht nicht. Aber du hast Pech gehabt. Ich habe kaum Geld bei mir. Wenn du dich bereichern willst, dann musst du dir eine andere Person aussuchen.«
    »Geld! Ha! Was interessiert mich das?«
    »Nicht?«
    Elaine beugte sich weiter vor. Jetzt sah sie das Gesicht der anderen Frau deutlicher. Da fiel besonders der herzförmig geschnittene Mund auf und die großen Augen unter einer Stirn, die ohne Falten war. Das helle Haar war sicherlich gefärbt. Man konnte nicht von einer blonden, sondern musste schon von einer bleichen Farbe sprechen.
    Auch jetzt entdeckte Elaine keine Angst im Blick der Frau. Es war mehr Neugierde. Die machte sie zwar nicht nervös, sorgte aber schon dafür, dass sie sich wunderte.
    »Jetzt wunderst du dich, wie?«
    »Kann man sagen. Du willst also kein Geld?«
    »So ist es.«
    »Was dann?«
    Auf diese Frage hatte Elaine gewartet. Jetzt konnte sie endlich das sagen, was ihr auf dem Herzen lag.
    »Blut!«, keuchte sie. »Ich will dein Blut, verdammt noch mal, und ich werde es auch trinken …«
    Jetzt war es heraus. Elaine wartete auf eine Reaktion, die auch erfolgte, aber nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte. Die Überfallende öffnete den Mund, und ein schallendes Gelächter hallte durch die Nacht.
    Elaine war völlig konsterniert. Sie hatte mit einigen Antworten gerechnet, alle von Angst diktiert, doch nicht mit diesem hämischen Gelächter, das sie
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