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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt
Autoren: L. Sprague de Camp
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daß wir ohne den Telegraphen diesen Krieg nie gewonnen hätten.“
    „Und was ist sonst noch zu tun?“
    „Wir müssen den Frankenkönigen schreiben und ihnen höflich erklären, daß es nicht unsere Schuld ist, wenn die Burgunder unsere Herrschaft der ihren vorziehen. Außerdem müssen wir mit dem König der Westgoten einen Vertrag schließen, damit er uns erlaubt, unsere Schiffe in Lissabon für die Fahrt zu den Ländern jenseits des Atlantiks auszurüsten. Er hat übrigens Euch zu seinem Nachfolger ernannt. Wenn er also stirbt, werden die Ost- und Westgoten wieder vereint sein. Dabei fällt mir ein, ich muß nach Neapel reisen. Der Schiffsbauer dort meint, er hätte noch nie einen so verrückten Plan gesehen wie den meinen, aber so bauen wir in Amerika die Schiffe. Procopius wird mit mir kommen, um mit mir über seine Pläne für die neue Universität zu sprechen.“
    „Weshalb drängt es Euch so zu dieser Atlantik-Expedition, Martinus?“
    „Ich will es Euch sagen. Wir waren in meinem Land daran gewöhnt, den Rauch eines Krautes, das wir Tabak nennen, zu saugen. Das ist ein harmloses, kleines Laster, wenn man es nicht übertreibt.
    Und ich habe mich, seit ich hier bin, nach Tabak gesehnt, und das Land jenseits des Atlantiks ist das einzige, wo diese Pflanze wächst.“
    Urias lachte dröhnend. „Ich muß jetzt gehen. Ich möchte gerne den Entwurf Eures Briefes an Justinian sehen, ehe Ihr ihn absendet.“
    „Okay, wie wir in Amerika sagen.“
    Und dann schrieb Padway:
    „Urias, König der Goten und Italer an Seine Majestät, Flavius, Amicius Justinianus, Kaiser der Römer, Grüße.
    Jetzt, da die Armee Euer Hoheit, die Ihr unter Johannes, bekannt unter dem Namen Blutiger Johannes, nach Italien schicktet, unsere Versöhnung nicht mehr behindert, nehmen wir das Gespräch über die ehrenvolle Beendigung des grausamen und nutzlosen Krieges zwischen uns wieder auf.
    Die Bedingungen unseres letzten Briefes gelten noch, mit einer Ausnahme: Die Kriegsentschädigung von einhunderttausend Solidi in Gold wird hiermit verdoppelt, um unsere Bürger für die Verwüstung zu entschädigen, die die Invasion des Blutigen Johannes verursacht hat.
    Bleibt noch die Frage Eurer Majestät General Johannes. Wir schlagen vor, besagten Johannes gegen Bezahlung eines bescheidenen Lösegeldes von fünfzigtausend Solidi zu entlassen.
    Wir raten Eurer Majestät ernsthaft, auf unsere Vorschläge einzugehen. Wie Eure Majestät wissen, wird das Königreich Persien von König Khusrau beherrscht, einem jungen Mann von großem Talent. Wir haben Grund zu der Annahme, daß Khusrau bald in Syrien einfallen wird. Ihr werdet dann die tüchtigsten Generäle brauchen, die Ihr finden könnt.
    Unsere Fähigkeit, in der Zukunft zu lesen, verrät uns weiter, daß in etwa dreißig Jahren in Arabien ein Mann namens Mohammed geboren werden wird, der eine ketzerische Religion lehren und, wenn man ihn nicht daran hindert, einen Eroberungsfeldzug beginnen wird, der sowohl das Persische Königreich als auch das Oströmische Reich überrollen wird. Wir halten es daher für wünschenswert, die arabische Halbinsel zu besetzen, um das Übel an der Wurzel auszutilgen.
    Bitte, betrachtet diese Warnung als Zeichen unserer Freundschaft. Wir erwarten Euer Majestät Antwort.
    Martinus Paduei, Quästor.“
     
    Padway lehnte sich zurück und sah den Brief an. Es gab noch andere Dinge zu erledigen: die Drohung einer Invasion in Noricum seitens der Bajuvaren und das Angebot des Avaren-Khans, die bulgarischen Hunnen zu vernichten. Er würde dieses Angebot höflich ablehnen. Die Avaren würden als Nachbarn nicht angenehmer als die Bulgaren sein.
    Seine Arbeit war noch nicht getan. Das würde sie nie sein – wenn nicht Krankheit oder das Alter oder der Dolch eines Feindes seinemLeben ein Ende machte. Es gab soviel zu tun, und er hatte nur so wenige Jahrzehnte Zeit, es zu tun; Kompasse, Dampfmaschinen, Mikroskope und vielleicht sogar die Verkündung der Charta der allgemeinen Menschenrechte.
    Er hatte eineinhalb Jahre verstanden, sich über Wasser zu halten und sich da ein wenig Macht erworben und dort einen möglichen Feind besänftigt. Vielleicht brachte er es fertig, diesen Kurs noch ein paar weitere Jahre zu segeln.
    Und wenn nicht – wenn die Leute einmal die Neuerungen des geheimnisvollen Martinus satt waren – nun, dann gab es ein Semaphore-Telegraphensystem, das ganz Italien überspannte und das eines Tages vielleicht von einem echten elektrischen Telegraphen
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