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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt
Autoren: L. Sprague de Camp
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befand sich Gudareths mit einem Wagenzug voll Piken und Flugblättern, auf der Padways Freilassungsproklamation verkündet wurde. Die Piken waren aus Speichern und Kellern geholt und teilweise aus alten Arsenalen requiriert worden. Die gotischen Waffenlager in Pavia, Verona und anderen Städten des Nordens waren zu weit entfernt gewesen, um rechtzeitig eingesetzt zu werden.
    Die Nachricht von der Sklavenbefreiung hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Leibeigenen hatten sich in ganz Süditalien erhoben. Aber sie schienen viel mehr daran interessiert, die Villen ihrer Herren zu plündern und niederzubrennen als daran, sich denStreitkräften anzuschließen.
    Einige von ihnen waren aber zum Heer gestoßen; das bedeutete ein paar tausend Mann. Als Padway an seinen Leuten vorbeiritt und dieses wirre Durcheinander musterte, das über die ganze Straße schwärmte wie Fliegen um ein Aas, fragte er sich, wieviel Nutzen sie wohl bringen würden.
     
    *
     
    In Benevento lagen sie einen Tag. Padway erfuhr, daß der Blutige Johannes auf seinem Weg nach Norden die Straßenkreuzung in Calatia überschritten hatte. Von Belisarius lagen keine Nachrichten vor. Padway konnte also nur hoffen, hinhaltenden Widerstand zu leisten und Johannes in Süditalien zu binden, bis weitere Streitkräfte eintrafen.
    Padway ließ seine Infanterie in Benevento zurück und ritt mit der Kavallerie nach Calatia. Inzwischen war seine Streitmacht an berittenen Bogenschützen beträchtlich angewachsen. Sie waren nicht so gut wie die kaiserlichen Kürassiere, aber es würde eben gehen müssen.
    Als sie sich Calatia näherten, wo die Trajans-Straße quer durch Italien sich mit der Latiner-Straße von Salerno nach Rom kreuzte, berichteten die Späher, daß die Nachhut von Johannes’ Armee die Stadt soeben verlassen hatte. Padway erteilte blitzschnell seine Anweisungen. Ein Geschwader Lanzentruppen trat vor, und eine Gruppe berittener Bogenschützen folgte ihnen. Sie verschwanden in der Ferne. Padway ritt auf die Spitze einer kleinen Anhöhe, um die Männer zu beobachten.
    Dann war Geschrei und Waffenklirren aus der Ferne zu hören. Padway ging unruhig auf und ab. Sein Teleskop half ihm hier nichts, denn er konnte auch damit nicht um die Ecke sehen. Der Lärm hörte nicht auf. Schwache Rauchsäulen stiegen in den Himmel. Gut; das bedeutete, daß seine Leute die Proviantwagen des Gegners in Brand gesteckt hatten. Seine große Sorge war gewesen, daß sie trotz seiner Befehle darauf bestehen würden, sie zu plündern.
    Die Zeit verging, und die Männer schwitzten unter ihren Kettenhemden. Dann tauchte die Vorhut wieder auf. Die Männer grinsten.
    Ihr Anführer ritt auf Padway zu.
    „Hat ausgezeichnet geklappt!“ schrie er. „Wir haben die Wachtposten verjagt und die Wagen in Brand gesteckt. Dann griffen sie uns an. Wir verhielten uns genau nach Befehl. Die Feinde wiederholten ihren Angriff zweimal. Dann kam Johannes selbst mit seiner ganzen Armee. Also flohen wir. Sie kommen jetzt gleich nach.“
    „Schön“, lobte Padway. „Ihr kennt eure Befehle. Wartet am Trifatapaß auf uns.“
    Dann wartete Padway. Aber nicht lange. Eine Gruppe kaiserlicher Kürassiere erschien im gestreckten Galopp. Sie wirkten sehr imposant mit ihren weiten Umhängen und den Federbüschen auf ihren Offiziershelmen. Und jetzt eröffneten die Goten das Feuer. Das Sirren der Bogensehnen und das Pfeifen der Pfeile mischte sich in das Hufklappern. Das Pferd des byzantinischen Anführers, ein herrliches weißes Tier, bäumte sich auf und wurde von einem zweiten Pferd, das von hinten dagegenstieß, umgeworfen. Die ganze kaiserliche Streitmacht brach in einem einzigen Durcheinander von trampelnden Pferden und schutzsuchenden Männern zusammen.
    Padway blickte auf den Anführer seiner Lanzentruppe und gab mit der Hand ein Zeichen. Er deutete auf die Kaiserlichen. Die Reihe der Bogenschützen öffnete sich, und die gotischen Ritter stürmten hindurch. Die Kürassiere leisteten verzweifelt Widerstand, mußten sich aber dennoch zurückziehen.
    Ein Pfeil flog unangenehm dicht an Padway vorbei. Das zischende Geräusch ließ Padway unwillkürlich zusammenzucken. Er jagte seinen Goten nach, zog ihren Anführer gewaltsam aus dem Getümmel und schrie ihm ins Ohr, daß es jetzt Zeit zum Rückzug sei.
    Aber der Mann schrie zurück:
    „ Ni! Nist !Guter Kampf!“ Und riß sich los, um sich erneut in das Getümmel zu stürzen.
    Aber seine Leute waren offenbar klüger als er oder hatten einen
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